„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Uppsala – Andrea Meixner
privat
Mit skandinavischer Fröhlichkeit: Andrea Meixner schätzt an Uppsala und seiner Umgebung auch die Schönheit der Natur
Herrliche Landschaften, aktuelle Debatten: Dr. Andrea Meixner unterrichtet an einer der ältesten Universitäten Nordeuropas – und genießt den Austausch mit Kollegen und Studierenden.
„Ich bin eine von wenigen Deutschen, die nicht wegen des Bullerbü-Klischees nach Schweden gezogen sind“, sagt Dr. Andrea Meixner mit einem Augenzwinkern. Mit „Bullerbü-Klischee“ spielt sie auf die Kinderbücher von Astrid Lindgren an. Sie zeigen ein Schweden, das viele Deutsche lieben: ein Land herzlicher Menschen, mit adretten roten Häuschen und tiefen Wäldern. Andrea Meixner nahm 2016 ihre Stelle als DAAD-Lektorin am Institut für moderne Sprachen der Universität Uppsala vor allem deshalb an, weil sie die Unterrichtstätigkeit an einer der ältesten Hochschulen Nordeuropas reizte.
Längst hat auch sie sich in das Land und seine Menschen verliebt. „Es herrscht unter den Kollegen so ein netter, lockerer Umgangston“, hebt die 35-jährige Literaturwissenschaftlerin hervor. Das Du ist in Nordeuropa üblich, auch unter Fremden und zwischen verschiedenen Hierarchieebenen. Nach Meixners Beobachtung trägt das dazu bei, dass die Menschen in der Regel offen und entspannt miteinander umgehen.
Vielfältiges Studentenleben
Die 1477 gegründete Universität Uppsala ist bekannt für ihre Tradition, die etwa von Geistesgrößen wie dem Naturforscher Carl von Linné geprägt wurde. Studierendenvereinigungen organisieren ein vielfältiges interkulturelles Miteinander, Vorträge, Ausflüge, Partys. Das Interesse an Deutschland ist oft ganz praktisch motiviert: Viele Studierende, die in Andrea Meixners Kursen Deutsch lernen und sich mit Literatur und Landeskunde beschäftigen, werden später in Unternehmen arbeiten, die Geschäfte mit deutschen Partnern tätigen.
„Deshalb belegen sie nicht nur Sprachkurse, sondern auch Lehrveranstaltungen in Wirtschaftswissenschaften und Jura“, sagt die Dozentin. Sie selbst unterrichtet auch angehende Deutschlehrer und Menschen, die sich im fortgeschrittenen Alter an der Hochschule eingeschrieben haben – einfach aus Interesse am Fach. Studieren jenseits der Fünfzig? In Schweden ist das üblich.
Lebendige Landeskunde
Fast alle Studierenden schwärmen für Berlin, wo viele von ihnen schon einmal gewesen sind. Meixner und ihre Kolleginnen und Kollegen legen Wert darauf, ein facettenreiches Deutschlandbild zu vermitteln, das mehr zeigt als nur die Hauptstadt. Auch aktuelle Debatten werden gespiegelt: „Was bedeutet das, was in den Geschichtsbüchern steht, für die Menschen im heutigen Deutschland?“, umreißt Andrea Meixner eine wichtige Frage. Im Landeskundekurs wählen die Studierenden ein Thema aus, sammeln vier Wochen lang Informationen in deutschen Medien und bereiten eine Präsentation samt Diskussion mit Kommilitonen und Dozentin vor. So sprachen sie zum Beispiel schon über die Leitkultur-Debatte und die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die in mehreren europäischen Staaten ansteht.
Auch in älteren Texten finden Studierende Bezüge zu Gegenwartsproblemen und diskutieren darüber. Die Universität Uppsala hat in Freiburg einen Raum gemietet, wo schwedische Studierende Deutschunterricht erhalten, auch von Andrea Meixner. „Diese Vor-Ort-Kurse sind sehr beliebt“, erzählt sie.
Schweden ist schon Andrea Meixners dritte Auslandsstation mit dem DAAD. Nach ihrem Magisterabschluss in Göttingen war sie als Sprachassistentin in Ungarn und als Lektorin in Kroatien tätig. In ihrer aktuellen Heimat gefällt ihr auch die Natur besonders gut: „Nur zehn Minuten von meinem Haus entfernt liegt der Stadtpark, der eigentlich ein Wald ist, und schon dahinter beginnt die weite Landschaft. Die genieße ich oft bei langen Spaziergängen.“
Josefine Janert (23. Mai 2018)
Weiterführende Links
Weitere Artikel der Serie "DAAD-Lektoren berichten aus..."
- Kiew – Florian Küchler: "Mich hat alles überrascht"
- Kairo – Michael Fisch: "Ich versuche, über Literatur und Philosophie Impulse zu geben"
- Maputo – Susanne Jahn: "Ein Lächeln ist hier einfach zu haben"
- Teheran – Dennis Schroeder: "Das Bildungsniveau ist exzellent"
- Zagreb – Mareike Brlečić Layer: "Es gibt kaum Gelder für die Bildung"
- Rio de Janeiro – Monica Heitz: "Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort"
- Peking – Patrick Kühnel: "Ich bin das Improvisieren gewohnt"
- Havanna – Ulrike Dorfmüller: "Eine hochspannende Angelegenheit"
- Chişinău – Sophia Bellmann: "Viel Spielraum für kreative Projekte"
- Madrid – Marc Reznicek: "Da geht mir das Herz auf"
- Cotonou – Friederike Heinz: "Wir wollen Wissenschaftlerinnen vernetzen"
- Kasan – Thilo Zinecker: "Das Interesse der deutschen Hochschulen ist sehr groß"
- Jerusalem – Kristina Reiss: "Verzaubert von der Diversität in dieser Stadt"
- Paris – Benjamin Schmäling: "Vermittlerrolle zwischen Lektoren und Universitäten"
- Singapur – Claudia Finner: "Die Studierenden sind extrem motiviert"
- Kampala – Steven Heimlich: "Uganda fasziniert mich"
- Minsk – Antje Sommerfeld: "Manchmal schenken sie mir Äpfel und Nüsse"
- Gent – Carolin Benzing: "Ich gehe hier nicht mehr weg"
- Ulan Bator – Christian Kellner: "Mein Traum war es, im Ausland zu arbeiten"
- Eriwan – Angela Nerenz: "Die Armenier sind liebenswert und herzlich"
- Kingston, Rhode Island – Anett Geithner: "Das vierte Studienjahr verbringen meine Studierenden komplett in Deutschland"
- Nairobi – Shaban Mayanja: "Die Germanistik hat in Ostafrika eine große Zukunft"
- Cali und Medellín – ein Doppelinterview: "Das Interesse an Deutschland wächst"
- Melbourne – Imke Schmidt: "Eine sehr multikulturelle und tolerante Stadt"
- Toronto – Alexandra Gerstner: "Man erlebt hautnah die positive Perspektive auf die Immigration"
- Beirut – Bahar Sayyas: "Jetzt sind die deutschen Hochschulen an der Reihe"
- Abidjan – Sigurd Jennerjahn: "Eine kosmopolitische Stadt"
- Riga – Heiko F. Marten: "Da kommen alle Altersgruppen"
- Monterrey – Malgorzata Liszt: "Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben"