German Jordanian University (GJU): „Nicht auf dem Erreichten ausruhen“
DAAD
Besuch des DAAD: Eine Delegation um Manar Fayyad (M.), Präsidentin der Deutsch-Jordanischen Universität, wurde unlängst auch in Bonn empfangen
Seit August 2017 ist die DAAD-Alumna Professor Manar Fayyad Präsidentin der Deutsch-Jordanischen Universität, die 2005 nach dem Modell deutscher Hochschulen für angewandte Wissenschaften gegründet wurde und zu den erfolgreichsten transnationalen Bildungsprojekten weltweit zählt. Ende April besuchte die Präsidentin auf Einladung des DAAD mit ihrem Vizepräsidenten und elf ihrer Dekane deutsche Wissenschafts- und Förderorganisationen sowie Partnerhochschulen in Berlin, Bonn/St. Augustin, Koblenz und Magdeburg. Manar Fayyad ist die erste Präsidentin der GJU – und in der Geschichte Jordaniens erst die zweite Frau an der Spitze einer Universität. DAAD Aktuell hat sie nach den Eindrücken auf der Delegationsreise durch Deutschland und nach ihren Zielen als Präsidentin der GJU gefragt.
Frau Professor Fayyad, ihr erster Kontakt mit Deutschland – wie war der?
Manar Fayyad: Da stand eine sehr junge, mit DAAD-Stipendium ausgezeichnete jordanische Studentin im kalten deutschen Oktober am Münchener Flughafen. Sie hat bitterlich gefroren, suchte ihren Anschlussflug nach Hamburg und ihr verlorengegangenes Gepäck.
Wie haben Sie die Situation gemeistert?
Das war hart, aber ich hatte mich zuhause mit meinem sehr unüblichen Wunsch durchgesetzt, in Deutschland zu studieren statt in den USA, wohin die meisten meiner Kommilitonen damals gingen, und ich reiste als Mädchen allein – damals auch sehr ungewöhnlich. Mit gesunder Hartnäckigkeit habe ich auch meinen Weg nach Lüneburg zum Sprachkurs am Goethe-Institut gefunden. Der Koffer kam dann drei Tage später an.
Heute sind Sie Präsidentin der Deutsch-Jordanischen Universität – ein besonders strahlender Stern unter den rund 80 weltweiten transnationalen Bildungsprojekten des DAAD. Was sind Ihre Erwartungen an das neue Amt?
Die Deutsch-Jordanische Universität ist 13 Jahre nach ihrer Gründung fest etabliert. Wir haben schon viele Herausforderungen gemeistert – zum Beispiel die Angleichung der Berufungsverfahren für Professoren und Lehrkräfte. Da unterschieden sich das jordanische und das deutsche System sehr, aber wir haben Lösungen gefunden. Nun dürfen wir uns nicht zurücklehnen und auf dem Erreichten ausruhen. Die Sicherung der Qualität unserer Programme steht für mich ganz oben auf der Aufgabenliste. Die GJU will sich dabei am deutschen System mit seinen Normen, Verfahren und Richtlinien orientieren, das den Studienerfolg gewährleistet. Qualitätssicherung muss zu hundert Prozent institutionalisiert sein. Diese Umstrukturierung ist im Gange.
Matthias Piekacz / GJU Project Office
Hochschule mit Zukunft: die Deutsch-Jordanische Universität mit Sitz in Al-Mushaqqar bei Madaba, nahe der Hauptstadt Amman
Welche weiteren Ziele haben Sie für die GJU?
Wir streben noch mehr Kooperationen mit deutschen Institutionen an – mehr gemeinsame Masterprogramme zum Beispiel. Aber auch der Austausch von noch nicht graduierten Studierenden soll weiter ausgebaut werden. Außerdem gilt es, Spezialisierungen in verschiedenen Fachbereichen voranzutreiben. Dafür sind zum ersten Mal die Dekane der GJU mit mir nach Deutschland gereist. Sie werden nach den eindrucksvollen Besuchen an deutschen Hochschulen jetzt unmittelbar aktiv werden und die entstandenen persönlichen Kontakte für die Entwicklung neuer Studiengänge nutzen – zum Beispiel in Medizintechnik oder Krankenhausmanagement. Da fehlen in Jordanien die Fachkräfte.
Sie sprechen die Delegationsreise an – warum war diese Reise wertvoll?
Die konkrete und persönliche Vernetzung auf der Fachebene unter den deutschen und jordanischen Dekanen war ganz entscheidend. Viele haben die Partner, mit denen sie schon lange zusammenarbeiten, zum ersten Mal in Deutschland getroffen. Außerdem ist es etwas Besonderes, wenn man das deutsche Konzept einer Hochschule für angewandte Wissenschaften in seiner Vielfalt erleben kann. Die GJU ist schließlich nach diesem Modell aufgebaut worden, und das unterscheidet sie von anderen Universitäten in der arabischen Region. Es war für viele meiner Dekane sehr hilfreich zu sehen, was das im Einzelnen bedeutet.
Was hat Sie besonders beeindruckt?
Der Austausch mit unserem unmittelbaren Projektpartner, der Hochschule Magdeburg-Stendal, wo die Aktivitäten der GJU koordiniert und initiiert werden, ist von zentraler Bedeutung für die Zukunft unserer Universität, ebenso die Treffen mit den Vertretern des DAAD, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Wertvoll war nicht nur, Einblicke in die Strategie hinter der Förderung der GJU zu bekommen. Am meisten hat mich beeindruckt, immer wieder zu hören, wie sehr unsere deutschen Partner dieses Projekt schätzen und an seinem Erfolg interessiert sind. Das ist mir ein großer Ansporn, um unseren gemeinsamen Erwartungen gerecht zu werden. Für die frierende Austauschstudentin in München war so eine Entwicklung in der transnationalen Bildung noch unvorstellbar.
Interview: Bettina Mittelstraß (23. Mai 2018)
Weitere Informationen
Deutsch-Jordanische Universität: Ein Leuchtturmprojekt
Seit 2005 wird die GJU im Rahmen der DAAD-Programme im Bereich der Transnationalen Bildung (TNB) mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert: zu Beginn im Programm „Transnationale Bildung – Studienangebote deutscher Hochschulen im Ausland“, seit 2017 im Ergänzungsprogramm „Transnationale Bildung – Förderung von binationalen Hochschulen“. Zusätzlich stellt das Auswärtige Amt unter anderem Mittel für Stipendien und Lektorate bereit. Gestaltet wurde die GJU nach dem Konzept deutscher Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Sie bietet eine hochwertige Hochschulausbildung in Kombination mit intensivem Praxisbezug, obligatorische Deutschkurse, einen einsemestrigen Studienaufenthalt an einer von derzeit 118 deutschen Partnerhochschulen sowie ein sechsmonatiges Praktikum in einem Unternehmen im 4. Studienjahr. Bereits nach zehn Jahren zählte die GJU 2.000 auf dem Arbeitsmarkt begehrte Absolventinnen und Absolventen; aktuell sind rund 4.400 Studierende an der Hochschule immatrikuliert. Die GJU gehört zu den besten Universitäten Jordaniens – und ist ein Leuchtturmprojekt in der Region.
Deutsch-Jordanische Universität (GJU)
Projektbüro der Deutsch-Jordanischen Universität an der Hochschule Magdeburg-Stendal