„Sri Lanka hat viel Potenzial, das noch nicht gehoben ist“

DAAD

Kooperationschancen: Ein neues DAAD-Programm bringt deutsche und sri-lankische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen

Bewerbungen sind noch bis zum 30. August 2018 möglich: Der DAAD und die National Science Foundation (NSF) Sri Lanka haben ein gemeinsames Abkommen zur Förderung der Mobilität zwischen deutschen und sri-lankischen Universitäten und Forschungseinrichtungen unterzeichnet. DAAD-Expertin Heike Mock erläutert die Einzelheiten des Programms. Als Leiterin der DAAD-Außenstelle Neu-Delhi ist sie neben Indien auch zuständig für Bangladesch, Bhutan, Nepal und Sri Lanka.

Frau Mock, was macht Sri Lanka zu einem interessanten Partner für die deutsche Wissenschaftsszene?

Heike Mock: Sri Lanka ist zwar ein kleines Land, das außerdem lange von einem Bürgerkrieg gebeutelt war, aber inzwischen hat sich die Lage dort sehr stabilisiert. Das hat sich auch positiv auf das Hochschulsystem ausgewirkt. Die Regierung in Sri Lanka hat erkannt, dass man neben Investitionen in die Infrastruktur auch in kluge Köpfe investieren muss. Im Hochschulwesen gibt es sicherlich noch Entwicklungsbedarf, aber gerade deswegen herrscht derzeit dort auch sehr große Dynamik. Wir spüren in Sri Lanka eine starke Bereitschaft, nachhaltig in die Zukunft zu investieren. Aus unserer Sicht hat das Land jetzt eine Stufe erreicht, auf der es sich für beide Seiten lohnt, ein gemeinsames Förderprogramm aufzulegen. Dass der DAAD im Oktober 2017 das neue DAAD-Informationszentrum Colombo eröffnet hat, zeigt, dass wir an eine positive Entwicklung in Sri Lanka glauben. Das Land hat viel Potenzial, das noch nicht gehoben ist.

Welche Gründe sind für die Partnerorganisation NSF in Sri Lanka ausschlaggebend dafür gewesen, ein solches Programm mit dem DAAD zu vereinbaren?

An den Universitäten in Sri Lanka ist das Interesse an internationalen Kooperationen generell sehr hoch. Deutschland ist attraktiv, denn hier wird High-End-Forschung betrieben. Der Wissenschaftsstandort Deutschland genießt weltweit einen sehr guten Ruf. In Sri Lanka kennt und schätzt man außerdem den DAAD als verlässlichen Partner. Man weiß, dass es sich um eine gleichberechtigte Kooperation handelt, die auf Augenhöhe durchgeführt wird. Die Hochschulen in Sri Lanka wollen die Qualität in Lehre und Forschung verbessern. Der DAAD sieht im dortigen Hochschulwesen große Entwicklungsmöglichkeiten und im gemeinsamen Förderprogramm auch eine Chance, das Capacity Building an den Hochschulen zu stärken.

PPP Sri Lanka: Interview mit Heike Mock

DAAD/Thomas Pankau

Heike Mock: "In einigen Disziplinen ist Sri Lanka sehr gut aufgestellt"

In welchen Fächern bietet es sich besonders an, bilaterale Forschungsprojekte mit Sri Lanka auf den Weg zu bringen?

Die Förderung geschieht generell fachübergreifend und ist nicht an bestimmte Themen gebunden. In einigen Disziplinen ist Sri Lanka jedoch sehr gut aufgestellt. Das betrifft zum Beispiel den medizinischen Bereich und die Lebenswissenschaften. Viele wissen gar nicht, dass Indien und Sri Lanka die Mediziner für weite Teile Südasiens ausbilden. Stark sind sri-lankische Wissenschaftler auch in „Tropical Forestry“ und in Themen des Klima- und Umweltschutzes.

Das neue Programm mit Sri Lanka gehört zu den sogenannten Programmen des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP). Der DAAD will damit die Mobilität von Forscherinnen und Forschern fördern und vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs einbinden. Wie wird das gewährleistet?

Das Förderangebot ist sehr niedrigschwellig. Gefördert werden kleine Projekte mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. Der Aufenthalt im jeweiligen Gastland kann von wenigen Tagen bis hin zu einem oder eineinhalb Monaten dauern. Wichtig ist uns, dass sich die Forscher persönlich kennenlernen und dass auf diese Weise Netzwerke geknüpft werden. Außerdem muss auf jeder Seite der Kooperation mindestens ein Nachwuchswissenschaftler, ein Doktorand oder ein Postdoc, am Forschungsprojekt mitarbeiten.

Gibt es noch die Möglichkeit, sich für das aktuelle Programm zu bewerben?

Interessenten für dieses Programm können noch bis zum 30. August Online-Anträge über das DAAD-Portal stellen. Bei diesem Projekt übernimmt übrigens jede Seite die Finanzierung der Reise- und Aufenthaltskosten der jeweiligen eigenen Forschungsgruppe. Das ist bei dieser Art von Programmen nicht selbstverständlich und für den DAAD ein deutliches und wichtiges Signal, wie ernsthaft Sri Lanka an weiteren Wissenschaftsbeziehungen mit Deutschland interessiert ist.

Interview: Claudia Wallendorf (17. Juli 2018)

Weitere Informationen

Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs

Die neue Programmschiene mit Sri Lanka gehört zu dem übergreifenden DAAD-Förderinstrument PPP (Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs) im Bereich der Forschungsmobilität. Im Fokus steht die Initiierung oder Intensivierung partnerschaftlicher Forschungsaktivitäten zwischen einer deutschen und einer ausländischen Hochschule beziehungsweise Forschungseinrichtung zur Stärkung von Wissenschaftsbeziehungen. Dabei wird der Qualifizierung des akademischen Nachwuchses ein besonderes Gewicht beigemessen. Zurzeit bietet der DAAD Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs für über 30 Länder an, mit denen entsprechende Abkommen bestehen. Sie werden zu unterschiedlichen Terminen im Jahr (April, Mitte Juni, Oktober) ausgeschrieben. Weitere Informationen zu den Ausschreibungen im laufenden Jahr finden sich unter www.daad.de/go/pf57299800.