Europäische Hochschulen – von der Idee zum EU-Piloten

DAAD/Michael Jordan

Wohin führt der Weg der geplanten Europäischen Hochschulen? Nina Salden, Leiterin der DAAD-Außenstelle Brüssel, zeigt in ihrem Beitrag Möglichkeiten auf

Nur wenige Themen werden in der europäischen Hochschullandschaft derzeit so intensiv diskutiert wie die Europäischen Hochschulen. Der französische Präsident Macron hat sie in seiner Grundsatz-Rede zu Europa an der Sorbonne angesprochen; der DAAD hat sich bereits vielfältig in die Diskussion eingebracht. Schon für den Herbst 2018 plant die Europäische Kommission eine Pilot-Ausschreibung zu den Europäischen Universitäten. In ihrem Beitrag für DAAD Aktuell gibt Nina Salden, Leiterin der DAAD-Außenstelle Brüssel, eine Einschätzung, welche Charakteristika eine Europäische Hochschule haben könnte.

Die Initiative des franzöischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron wurde recht schnell aufgegriffen: Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben der Europäischen Kommission im Dezember 2017 den Auftrag gegeben, die Idee der Europäischen Hochschulen in die Praxis umzusetzen.

Das EU- Bildungs- und -Austauschprogramm Erasmus+ ist auf europäischer Ebene als zentrales Programm für die Umsetzung dieser Initiative vorgesehen. Zusätzlich erhofft man sich finanzielle Unterstützung durch die EU-Mitgliedstaaten.

Bevor es im Jahr 2021 mit einer umfassenden Förderlinie für die Europäischen Hochschulen im Rahmen des zukünftigen Erasmus-Programms 2021–2027 losgehen soll, ist unter dem laufenden Programm bereits für den Herbst dieses Jahres eine Pilotausschreibung geplant, bei der bis zu 30 Millionen Euro für die ersten vier bis sechs Europäischen Hochschulen zur Verfügung stehen sollen.

Hierbei erwarten wir die folgenden Charakteristika:

•    Europäische Hochschulen bestehen aus Bottom-Up-Allianzen europäischer Hochschulen, die eine langfristige, gemeinsame Strategie der Zusammenarbeit verfolgen;

•    die Förderung erlaubt bestehenden oder neuen Allianzen, ihre Kooperation auf eine neue Ebene zu stellen;

•    Europäische Hochschulen bieten integrierte Mobilität für Studierende, Wissenschaftler sowie Personal und erlauben den Wissensaustausch über Grenzen hinweg;

•    Europäische Hochschulen bieten innovative Studienkonzepte an (einschließlich digitaler Angebote, der Einbindung von Forschung in die Lehre, dem Erlernen und Nutzen verschiedener Sprachen, teamorientiertem Arbeiten an den gesellschaftlichen Herausforderungen etc.) und arbeiten im Bereich Bildung, Forschung und Innovation eng zusammen;

•    Europäische Hochschulen leisten einen Beitrag zur regionalen Entwicklung;

•    die Diversität Europas (geografisch, sowie bezogen auf verschiedene Hochschultypen und Formen der Zusammenarbeit) spiegeln Europäische Hochschulen wider;

•    Europäische Hochschulen sind sozial inklusiv gestaltet und fördern europäische Werte und die Stärkung des europäischen Zusammenhalts;

•    langfristig können Europäische Hochschulen zu der Entwicklung neuer Konzepte beitragen, wie zu einem europäischen Abschluss und zu einem europäischen Status.

Der Pilot soll im Jahr 2020 (Ausschreibung im Jahr 2019) noch einmal wiederholt werden.

Die Hochschulen haben in dem Diskussionsprozess der letzten Monate gefordert, in das Konzept der Europäischen Hochschulen auch eine Forschungskomponente einzubeziehen. Hierfür ist zusätzliche Finanzierung nötig – und so ist es besonders zu begrüßen, dass die im Mai und Juni 2018 von der Europäischen Kommission vorgelegten Programmvorschläge für Erasmus 2021–2027 und Horizont Europa, das kommende EU-Forschungsrahmenprogramm, die Möglichkeit einer Finanzierung der neuen Initiative aus beiden Programmen vorsehen.

Als Herausforderung wird gesehen, mit Europäischen Hochschulen sowohl die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit Europas zu erhöhen, als auch zur Integration des gesamten Kontinents beizutragen, Diversität zu ermöglichen, Nachhaltigkeit zu sichern und die Zusammenarbeit des Wissensdreiecks aus Forschung, Bildung und Innovation umfassend zu fördern.

Nina Salden, Leiterin der DAAD-Außenstelle Brüssel (18. Juli 2018)

Weitere Informationen

Der DAAD hat von Beginn an zur Ausgestaltung der Idee der Europäischen Hochschulen beigetragen. Ab Herbst 2018 wird die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD (NA DAAD) deutsche Hochschulen zur Antragstellung für die Erasmus+ Europäischen Hochschulen beraten. Eine Infoveranstaltung wird im Oktober 2018 stattfinden, der Aufruf für 2019 wird ebenfalls im Oktober erwartet. Weitere Beiträge des DAAD zum Thema finden Sie unter anderem auf der Website der DAAD-Außenstelle Brüssel und ab Herbst auf eu.daad.de.

Lesen Sie mehr zum Thema Internationale Hochschulen auch in der aktuellen Ausgabe des Euroletter.

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