Bürgerdialog mit Bundesbildungsministerin Karliczek: Enthusiasmus für Europa

DAAD/Uta Konopka

Gruppenbild mit Ministerin: Anja Karliczek (M.) traf sich zum Bürgerdialog mit den auslandserfahrenen Correspondents von "studieren weltweit – ERLEBE ES!"

Was würden Studierende ändern, um noch mehr jungen Menschen Zeit im Ausland zu ermöglichen? Beim Bürgerdialog „Sprechen wir über Europa“ in Berlin diskutierte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mit Correspondents von „studieren weltweit – ERLEBE ES!“.

Julia Proft war bis Anfang 2018 für ein Auslandssemester in Großbritannien – und wenn es nach ihr ginge, sollten noch viel mehr junge Leute die Chance zu einer solchen Erfahrung bekommen. Was könnte man zum Beispiel tun, um auch Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, fragt sie in die Runde. An einem kleinen quadratischen Tisch sitzen neben ihr nicht nur andere Studierende, auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hört ihr aufmerksam zu. Die Ministerin war am 12. Oktober zum Bürgerdialog „Sprechen wir über Europa“ nach Berlin-Kreuzberg in den Veranstaltungsort „Spreewalker“ gekommen. Hier tauschte sie sich an Thementischen mit rund 30 Studierenden aus.

Wie kann man etwa die europäische Identität durch studentische Auslandsaufenthalte weiter fördern? Wie lassen sich Offenheit für Europa und die Welt noch stärker auch ins Klassenzimmer bringen? Und wie kann man junge Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung unterstützen? Das waren Fragen, die die Studierenden mit Anja Karliczek diskutierten.

Neues DAAD-Botschafterprogramm

Die Teilnehmenden, die nach Berlin gekommen waren, machen sich schon seit Längerem für Auslandsaufenthalte stark. Sie alle haben sich im Rahmen der DAAD-Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ als Correspondents eingesetzt und dabei unter anderem über die Sozialen Medien und die Kampagnenwebsite von ihren Erfahrungen berichtet. Nun sind sie auch für das neue DAAD-Botschafterprogramm aktiv. Dabei können Schulen und Hochschulen die Studierenden per Buchungsplattform zu ihren Informationsveranstaltungen zu Auslandsaufenthalten einladen.

Welchen Wert dieser Austausch über Ländergrenzen hinweg hat, betonte Bundesbildungsministerin Karliczek beim Bürgerdialog auch mit Blick auf unterschiedliche Generationen: „Europa ist für junge Leute heute wesentlich selbstverständlicher, als es für uns gewesen ist.“ Das sei eine schöne Entwicklung, die aber auch eine Gefahr berge. Denn alles, was man als selbstverständlich ansehe, wisse man in seinem Wert weniger zu schätzen. Mit den Bürgerdialogen könne der Wert Europas von Neuem in den Mittelpunkt gestellt werden.

Was zum Beispiel das Erasmus-Programm im Bereich der Hochschulbildung bewirkt hat, verdeutlichte in Berlin Christiane Schmeken, Direktorin der Abteilung Strategie im DAAD. Rund 650.000 Studierende aus Deutschland lernten mithilfe des Programms in den vergangenen 30 Jahren Europa kennen. „Das ist eine riesige Bewegung“, so Schmeken. Durch die Aufenthalte entwickelten sich die Studierenden zwar nicht automatisch zu leidenschaftlichen Europäern, doch viele würden durch ihre Erfahrungen offener und toleranter.

Das sahen auch die Studierenden beim Bürgerdialog so – und machten zugleich deutlich, was ihrer Ansicht nach weiter verbessert werden könnte. „Erasmus und Auslandsaufenthalte sollten für alle zugänglich sein, unabhängig von Einkommen und Herkunft“, betonte Carina Stöttner. „Das könnte man mit unbürokratischen Finanzierungen fördern.“ Kim Göwecke hob hervor: „Der Abbau von Barrieren für Auslandsaufenthalte sowie die Auslandsmobilität für Lehrer und Schüler spielen eine wichtige Rolle. Dazu sollte ein reger Austausch zwischen den Bundesländern stattfinden.“

Zentrale Ansprechpersonen auch an Schulen

Die Studierenden könnten sich beispielsweise vorstellen, dass International Offices an Schulen eingerichtet werden: Bei einer Lehrkraft an der Schule könnten alle Informationen zu Auslandsprogrammen zusammenlaufen, sodass Schüler eine zentrale Ansprechperson vor Ort haben. Auch einen Vorschlag, der Studierenden mit Einschränkungen in Zukunft helfen soll, hatten die Teilnehmenden parat: Wer mit Erasmus im Ausland studiert hat, könnte nach seiner Rückkehr auf dem Bewertungsbogen zukünftig auch eintragen, wie die Bedingungen für Studierende mit Einschränkungen am Studienort sind. Kommen etwa Rollstuhlfahrer dort gut zurecht?

Bundesbildungsministerin Karliczek zeigte sich begeistert vom Enthusiasmus der Teilnehmenden für die europäische Idee: „Hier sitzen glühende Europäer, die Wert darauf legen, dass die Welt weiter zusammenwächst.“ Sie habe mitgenommen, dass alle den Wunsch haben, die Hürden für Auslandsaufenthalte weiter abzubauen.

Hendrik Bensch (15. Oktober 2018)