DAAD-Botschafterprogramm: Studierende für Auslandsaufenthalt begeistern
FAZIT Communication/Hendrik Bensch
Alexander Haridi, Leiter des Referats Informationen zum Studium im Ausland im DAAD, und "Botschafter" Johannes Meyer wissen um die Vorteile des internationalen Studierens
Hochschulen und Schulen können beim neuen Botschafterprogramm des DAAD ab sofort Studierende mit Auslandserfahrung für Vorträge und andere Veranstaltungen buchen. Sie berichten von ihren Erlebnissen und erklären, wie man sich auf einen Auslandsaufenthalt vorbereitet. Die Buchung ist kostenfrei und unkompliziert online möglich. Alexander Haridi, Leiter des Referats Informationen zum Studium im Ausland im DAAD, und Botschafter Johannes Meyer erzählen, wie das Programm genau aussieht.
Herr Meyer, Sie sind während Ihres Physik-Studiums zwei Trimester in Kanada gewesen. Was haben Sie für sich aus der Zeit im Ausland mitgenommen?
Johannes Meyer: Mir war es wichtig, mich herauszufordern und eine neue Sprache zu lernen. Deswegen habe ich in Montréal in Kanada studiert, wo man Französisch spricht. Ich habe viele neue Freunde in dieser Zeit gewonnen und gelernt, noch stärker auf den eigenen Füßen zu stehen. Und es war für mich auch akademisch eine sehr wertvolle Zeit. Ich hatte viele tolle Professoren und habe so auch einen neuen Studienbereich kennengelernt, in dem ich später vielleicht in die Forschung gehen werde.
Herr Haridi, von den Erfahrungen von Johannes Meyer und anderen Studierenden im Ausland können nun Schulen und Hochschulen im Rahmen des neuen Botschafterprogramms des DAAD profitieren. Wie funktioniert das Programm genau?
Alexander Haridi: Wenn Schulen oder Hochschulen über ein Studium, Praktikum oder über kürzere Aufenthalte im Ausland informieren möchten, können sie einen der Botschafter anfragen – zum Beispiel für einen Infotag zu Auslandsaufenthalten. Die Botschafter haben alle im Rahmen der DAAD-Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ als sogenannte Correspondents mitgemacht und dabei in den Sozialen Medien, im Internet und in Publikationen von ihren Erfahrungen berichtet. Beim Botschafterprogramm erzählen sie nun vor Ort von ihren persönlichen Erlebnissen. Außerdem können sie Tipps geben, wie man die Zeit im Ausland am besten organisiert, welche Möglichkeiten es zur Finanzierung gibt und wie man es schafft, dass möglichst viele Studienleistungen anerkannt werden. Insgesamt gibt es 45 Botschafterinnen und Botschafter, die man kostenfrei buchen kann. Langfristig sollen es 100 werden.
Was ist das Besondere am Botschafterprogramm?
Alexander Haridi: Die Botschafter bringen nicht nur ihre persönliche Begeisterung mit. Sie kennen sich durch unsere Schulungen auch zu den einzelnen Themen gut aus. Das gilt zum Beispiel für Finanzierungsfragen, etwa mit Blick auf DAAD-Programme. Gute Kommunikatoren sind die Botschafter sowieso. Das Besondere ist außerdem, dass sie alle Erdteile und ganz unterschiedliche Fächer abdecken. So hat eine Hochschule vielleicht schon eine Hochschulpartnerschaft mit China, aber es wäre für sie auch mal interessant, jemanden einzuladen, der in Korea war. Spannend kann auch der persönliche Hintergrund der Studierenden sein: Es gibt beispielsweise Botschafter, die die Ersten in ihrer Familie sind, die studieren.
Was müssen Schulen oder Hochschulen tun, um einen Botschafter einzuladen?
Alexander Haridi: Wer einen Botschafter buchen möchte, geht einfach auf die Website von „studieren weltweit“. Dort gibt man das Veranstaltungsdatum und den Ort der Einrichtung ein und erhält dann eine Auswahl an möglichen Kandidaten. Hier findet man zum Beispiel unter anderem Informationen dazu, was die Botschafter studieren, wo sie im Ausland waren und welche Förderprogramme sie gegebenenfalls genutzt haben. So können die Schulen und Hochschulen herausfinden, wer besonders gut zu ihrer Veranstaltung passt.
Herr Meyer, Sie sind einer der Botschafter. Was hat Sie motiviert mitzumachen?
Johannes Meyer: Als die Idee aufkam, war ich von Anfang an Feuer und Flamme. Denn ich habe meinen Auslandsaufenthalt sehr genossen und unglaublich viel mitgenommen aus der Zeit. Und ich denke, dass auch andere viel mitnehmen können. Ich glaube, dass zwar schon viele von den Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts gehört haben und sich das auch grundsätzlich vorstellen können. Aber sie haben es nicht unbedingt immer auf dem Schirm. Für einen Auslandsaufenthalt ist aber ein längerer Planungshorizont notwendig. Ich selbst musste mich zum Beispiel am Ende des zweiten Semesters bewerben, um im fünften Semester ins Ausland gehen zu können. Das heißt: Für Abiturienten kann es teilweise nur noch ein Jahr dauern, bis sie sich bewerben müssen. Deswegen finde ich es gut, dass wir auch in Schulen gehen, um das Thema schon früh auf die Tagesordnung zu setzen.
Was möchten Sie vor allem vermitteln?
Johannes Meyer: Ich möchte zeigen, dass es unglaublich viele Möglichkeiten für den Auslandsaufenthalt gibt. Jeder kann ihn so für sich gestalten, dass er zu ihm passt: Egal, ob man einfach eine neue Sprache lernen will, Land und Leute im Vordergrund stehen, ob man akademisch vorankommen möchte – oder alles zusammen. Ich bin einfach begeistert, weil Auslandsaufenthalte zur Völkerverständigung beitragen: Wer schon einmal längere Zeit in einem Land verbracht hat, kann sich besser in die Menschen dort hineinversetzen. Das ist ein großer Gewinn.
Interview: Hendrik Bensch (16. Oktober 2018)