DWIH vernetzt KI-Experten aus drei Ländern in Tokyo: „Der Mensch im Mittelpunkt“

DWIH Tokyo

Gruppenbild der Referenten und Organisatoren des DWIH Symposiums über Künstliche Intelligenz in Tokyo

Über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Japan und Frankreich folgten der Einladung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses Tokyo (DWIH Tokyo) und der Französischen Botschaft in Japan zum ersten trilateralen Symposium über Künstliche Intelligenz (KI). Am Ende des zweitägigen Symposiums verabschiedeten sie eine gemeinsame Erklärung zu einer intensivierten Zusammenarbeit im KI-Bereich.

Der Moderator Lotfi El Hafi räuspert sich: „If I may get your attention please, the sessions downstairs began two minutes ago, so basically you are all too late.“ Doch das Stimmengewirr reißt nicht ab: In der Halle 4 a im fünften Stock des Tokyoter Veranstaltungsplazas „Toranomon Hills“ wechseln Visitenkarten im Eiltempo die Besitzer, Hände werden geschüttelt, Verbeugungen angedeutet, und wenn man sich einzelnen Gruppen nähert, lassen sich englische, deutsche, französische und japanische Gesprächsfetzen heraushören. Der Redebedarf scheint unerschöpflich – kein Wunder, bot doch das erste deutsch-französisch-japanische DWIH Symposium über Künstliche Intelligenz Repräsentanten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Möglichkeit, eines der wichtigsten Themen unserer Zeit mit Experten aus drei der wirtschaftsstärksten Industrienationen weltweit zu erörtern.

Fakten zum KI-Symposium des DWIH Tokyo

  • 360 Teilnehmer an zwei Tagen
  • 65 Referenten aus drei Ländern
  • 27 offizielle Partner (JP 7, DL 24, FR 6)
  • über 90 Tweets mit #AI_DWIH Hashtag
  • über 600 Klicks von 2 Livestreams (Nov. 2018)
  • über 4 Sidemeetings für Kollaborationen

Weitere Informationen unter: www.dwih-tokyo.org/ai

Das Ziel des DWIH Tokyo für dieses Symposium war ehrgeizig: Es sollte eine Plattform geschaffen werden, nicht nur für den länder-, sondern auch für den sektorübergreifenden Austausch zu KI. Die 65 Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Frankreich und Japan bildeten diese Bandbreite ab: Hochrangige Politikvertreter, wie der japanische Minister für Wissenschaft und Technologiepolitik Takuya Hirai, sprachen ebenso wie der Leibniz-Preisträger und Robotik-Experte Prof. Dr. Wolfram Burgard, der weltberühmte französische Mathematiker Prof. Dr. Cédric Villani und Dr. Joseph Reger, CTO bei Fujitsu EMEIA. Während in den Plenarteilen nationale KI-Strategien und aktuelle Entwicklungen diskutiert wurden, entwickelten die Teilnehmer in themenspezifischen Workshops auch konkrete Kollaborationsideen, etwa zu gemeinsamen Qualitätsstandards medizinischer Datenbanken, länderübergreifenden KI-Weiterbildungsmaßnahmen und Modellen für trilateralen Datenaustausch.

DWIH Tokyo: Trilaterales Symposium über Künstliche Intelligenz

DWIH Tokyo

Eine gemeinsame Datenbank im Gesundheitsbereich? Prof. Yukie Nagai (NICT), Prof. Klaus Juffernbruch (FOM University) und Dr. Kazuhiro Sakurada (RIKEN MIH) haben viel zu bereden

„I am sure this will be the first step toward the cooperation and collaboration of future AI strategies“, twittert Minister Hirai nach dem Symposium. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr angetan und verfassen am Ende des Symposiums spontan eine gemeinsame Erklärung zu intensiviertem Austausch im KI-Bereich − auf Basis eines Ansatzes, der den „Menschen in den Mittelpunkt“ stellt. Die Erklärung wird mit großem Beifall verabschiedet.

„Für uns als DAAD ist das ein wichtiger Synergieeffekt“, sagt Dr. Michael Harms, Direktor der Abteilung Kommunikation im DAAD, der zusammen mit DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel zum KI-Symposium nach Tokyo gereist ist: „Durch die DWIH können wir die Themen 'Forschung und Innovation' enger mit unserem DAAD-Kerngeschäft verzahnen.“ Der DAAD hat im Jahr 2017 das Management der DWIH an fünf Standorten übernommen. „Die Voraussetzung dafür bringt der DAAD aufgrund seiner Expertise über die Wissenschaftssysteme weltweit mit“, sagt Professor Wintermantel. Unentbehrlich für die DWIH-Arbeit sei der Input der Partner vor Ort: „Das DWIH kann nur funktionieren, wenn es unterstützt wird.“ Von den Handelskammern über Landesvertretungen bis hin zu Förderorganisationen und Universitäten hat jedes DWIH einen eigenen Unterstützerkreis – derzeit sind es elf Unterstützer in Moskau, 13 in Tokyo, 16 in Neu-Delhi, 19 in New York und 24 in São Paulo. Auch die Idee zum Tokyoter KI-Symposium entstand auf einem Treffen mit Unterstützern, die sich in die Planung einbrachten, indem sie beispielsweise einzelne Sessions koordinierten.

DWIH Tokyo: Trilaterales Symposium über Künstliche Intelligenz

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Austausch unter Netzwerk-Experten: Prof. Andreas Dengel (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz / DFKI) mit Prof. Hiroshi Maruyama (Preferred Networks)

Im Jahr 2018 boten auch die anderen DWIH unter dem Jahresthema „Innovatives Arbeiten in einer digitalisierten Welt“ Veranstaltungen zu hochaktuellen Themen an: In São Paulo diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über „Arbeit und Berufsausbildung in einer digitalen Welt“, während in New York eine Podiumsdiskussion über crossmodales Lernen stattfand. In Moskau erörterten deutsche und russische Wissenschaftler die Robotisierung in der Arbeitswelt und in Neu-Delhi wurde die Computer-Mensch-Interaktion im Rahmen einer Vortragsveranstaltung beleuchtet.

Das KI-Symposium in Tokyo gibt nun den Startschuss für das Jahr 2019, denn dann wird Künstliche Intelligenz als Jahresthema die Veranstaltungen aller DWIH prägen. Viel ist bereits in Planung: Workshops über humanoide Roboter in São Paulo und Urban Data in New York; KI-Diskussionen im Rahmen der CEBIT in Moskau und eine Veranstaltungsreihe über medizinische Innovationen in Neu-Delhi.

Und in Tokyo? Hier soll 2019 neben einer Veranstaltung zum Thema „Health Care“ den ethischen Werten, auf denen unsere KI-Strategien beruhen, besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Auch die Abschlusserklärung der Symposiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer gibt eine normative Zielsetzung als Rahmen für künftige Kollaborationen vor: „The ultimate aim of Artificial Intelligence is to serve people and contribute to the improvement of the quality of life for the individual as well as for society as a whole.“

Laura Blecken (19. Dezember 2018)