Über Innovation reden
Kristin Duvall/Getty Images
Skyline von New York und die Brooklyn Bridge
Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus New York steht für transatlantischen Dialog. Dabei baut es auf ein starkes Netzwerk an DAAD-Alumni.
Innovative Start-ups werden oft aus Universitäten heraus gegründet, das gilt für Deutschland genauso wie für die USA. Um sich auszutauschen und gemeinsam zu überlegen, wie man die Bedingungen für akademische Ausgründungen verbessern kann, hatte das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) New York gemeinsam mit den US-Büros der Technischen Universität Dortmund und des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam im Juni 2019 eine Reihe deutscher und US-amerikanischer Expertinnen und Experten eingeladen. „Um jungen Talenten das Handwerkszeug zu geben, mit dem sie ihre Ideen bis zur Marktreife entwickeln können, müssen Hochschulen strategisch vorgehen“, so Benedikt Brisch, der das DWIH New York seit Anfang 2019 leitet. Im 48. Stock der neuen Hudson Yards in den Räumen von SAP diskutierten die Gäste gemeinsam, wie sie dabei vorgehen können.
Die Veranstaltung ist ein gutes Beispiel für die transatlantische Vermittlerposition, in der sich das DWIH New York sieht. Insgesamt fünf DWIH koordiniert der DAAD weltweit, neben New York sind die Standorte São Paulo, Moskau, Neu Delhi und Tokyo. Dennoch sei der US-Standort ein ganz besonderer, so DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel bei einem Besuch im Mai 2018. „In New York herrscht diese bemerkenswerte Dichte an Innovationstreibern aus den unterschiedlichen Disziplinen: Universitäten, Forschungsinstitute, Unternehmen und Start-ups. Und das DWIH versteht es, sich vor Ort sehr gut zu vernetzen.“
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Transatlantischer Dialog
Wie dies in der Praxis funktioniert, zeigt ein Blick auf einige der Veranstaltungen, die das DWIH organisiert. Zum Beispiel „The University of Tomorrow“, zu deren
Auftakt DAAD-Präsidentin Wintermantel angereist war: Hier drehte sich alles um das große Thema digitale Bildung und die Frage, welche Möglichkeiten Hochschulen haben, sich inhaltlich und strukturell weiterzuentwickeln. Eingeladen waren IT-Expertinnen und -Experten zweier US-Universitäten, darunter der Cornell Tech Campus, der zu den modernsten der USA zählt, sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften München, das Hochschulforum Digitalisierung und die Firma Bertelsmann. „Wir wollten ein komplettes Paket schnüren aus Hochschul-Infrastruktur, angewandter Forschung, Industrie, Politik und akademischen Netzwerken“, sagt Dr. Gerrit Rößler, Programmkoordinator des DWIH New York. „Ich glaube, das ist uns gut gelungen.“
Grundsätzlich gehe es bei der Arbeit des DWIH New York um den transatlantischen Austausch, erklärt Benedikt Brisch. „Unser Hauptziel ist es, einen Dialog zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Innovationslandschaft zu ermöglichen.“ Dabei sei es zunächst notwendig, „deutsche Forschungskompetenz in ihrer Stärke überhaupt wahrnehmbar zu machen“. So ist zum Beispiel in den USA kaum bekannt, welchen Einfluss eine deutsche Forschungsgesellschaft wie Fraunhofer auf ein aktuelles, US-dominiertes Segment wie die Unterhaltungselektronik hat. Auch das Erfolgsmodell des deutschen Mittelstands ist für US-Amerikaner ein spannendes Thema, über das das DWIH informiert – etwa zur Rolle deutscher Unternehmen im Innovationsprozess und dem Phänomen der zahlreichen deutschen „Hidden Champions“.
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Starkes Alumni-Netzwerk
Bei seiner Arbeit profitiert das DWIH von der jahrzehntelangen Tradition des transatlantischen akademischen Austauschs durch die Programme des DAAD. „Das ist die Grundlage für unsere Arbeit jeden Tag“, so Brisch. „An fast allen US-amerikanischen Universitäten können wir auf Alumni zugehen, die durch die Förderung des DAAD die Möglichkeit hatten, in Deutschland zu studieren und zu forschen. Die kennen uns, die kennen Deutschland, sind interessiert an uns und wollen auch den Kontakt aufrechterhalten und ausbauen.“ Für Brisch ist das auch deshalb sehr wertvoll, weil dadurch auf besonders authentische Weise für die deutsche Forschungslandschaft geworben werden kann. „Wenn Alumni mit ihrer persönlichen Erfahrung hier an die Unis gehen und ihren Peers davon erzählen, was sie in Deutschland erlebt haben, ist das natürlich besonders überzeugend.“
Wie wirkungsvoll dieses Netzwerk inzwischen ist, konnte man auch auf der diesjährigen Hochschulmesse NAFSA in Washington erleben, an welcher der DAAD seit mehr als 30 Jahren teilnimmt. 2019 war die deutsche Beteiligung mit mehr als 200 Hochschulvertreterinnen und -vertretern so hoch wie nie. Auch das große Alumni-Treffen in Atlanta im Oktober 2018 mit mehr als 120 Teilnehmenden zeigte die Kraft der inzwischen 90-jährigen Austausch-Tradition. „Wir hatten dort Teilnehmer, die in den 1970er-Jahren in Deutschland waren, bis hin zu jungen Wissenschaftlern, die erst vor drei Jahren aus Deutschland zurückgekehrt sind. Das macht es möglich, auch den in vielerlei Hinsicht positiven Wandel erfahrbar zu machen, den Deutschland vollzogen hat“, sagt Brisch.
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Deutschlandjahr USA
Sowohl das DAAD-Alumni-Treffen als auch die NAFSA-Messebeteiligung standen unter dem Motto „Wunderbar together“ des Deutschlandjahres in den USA. Für die Arbeit des DWIH sieht Benedikt Brisch vor allem die Chance, das akademische Netzwerk noch weiter auszubauen. „Ein Thema des Deutschlandjahrs ist es ja, die USA in ihrer ganzen Vielfalt und Breite zu erschließen. Dies sollten wir uns auch für unser Engagement im Hochschulbereich vornehmen, das sich in den vergangenen Jahrzehnten doch vor allem auf die Spitzenuniversitäten an den Küsten konzentriert hat.“
In diesem Sinn war eine Veranstaltung in Pittsburgh im September 2018 ein guter Anfang. Die Metropole liegt fernab der West- und Ostküste in der „Rust Belt“ genannten Industrieregion der USA. Bei „Representing Bauhaus: Legacy, Influences, Futures“ widmete sich ein interdisziplinäres Panel dem Einfluss der Bauhaus-Bewegung auf die Bereiche Architektur, Kunst und Digitalisierung. „Bauhaus ist ein wunderbares Beispiel für transatlantischen Dialog. Es ist sehr präsent in den USA, steht für Innovation im Hinblick auf Städtebau, Architektur, Design. Und, worüber zunächst nur wenige US-Amerikaner nachdenken: Es steht für Deutschland“, so der Leiter des DWIH New York.
Klaus Lüber
Der Beitrag ist zuerst erschienen in „LETTER“ (Das Magazin für DAAD-Alumni, Ausgabe 2/2019).