Willkommen in der deutschen Start-up-Szene
DAAD/Gabrijela Nikolic
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Innovation Week beim Kick-off Meeting in Berlin
15 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt können diese Woche ihre Start-up-Idee an einem Gründungszentrum einer Technischen Universität in Deutschland vorantreiben. Möglich macht dies die Innovation Week, eine Initiative von „Research in Germany – Land of Ideas“ unter Beteiligung des DAAD und der TU9, der Allianz führender Technischer Universitäten in Deutschland.
Gründen in Deutschland ganz praktisch erlebbar machen: Das ist das Ziel der Innovation Week, die vom 11. bis zum 15. November in Berlin, Braunschweig und München stattfindet. Die Botschaft dieser Woche: Internationale Studierende sowie junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler finden in Deutschland optimale Bedingungen, um ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen. Zum Beispiel Charlotte Abena Benyarku aus Ghana, Riku Yamada aus Japan und Isra Ali aus Ägypten. Die Drei sowie zwölf weitere Forschertalente haben sich mit ihrer Start-up-Idee für die Innovation Week qualifiziert.
Innovation Week und Falling Walls
Die Innovation Week findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt und schließt sich an die bereits seit 2009 erfolgreiche Konferenz „Falling Walls“ in Berlin an. Falling Walls bringt jedes Jahr – immer um den Tag des Mauerfalls am 8. und 9. November – international vernetzte Spitzenwissenschaftler sowie aufstrebende Forscherinnen und Forscher zusammen. Zwei Tage haben sie die Möglichkeit, in verschiedenen Formaten aktuelle Projekte vorzustellen und sich auszutauschen. Eines der Formate ist das Falling Walls Lab für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Der DAAD ist, mit Förderung des Auswärtigen Amtes, hier an der Teilnehmerauswahl beteiligt und nutzt dafür im Vorfeld sein weltweites Netzwerk: Denn wer beim Falling Walls Lab dabei sein möchte, muss zuerst in seinem Heimatland an einem lokalen Wettbewerb teilnehmen. Die Gewinnerinnen und Gewinner von hundert weltweiten Labs werden nach Berlin eingeladen und dürfen dort zeigen, womit sie sich aktuell wissenschaftlich beschäftigen. Diese geballte Präsenz junger, talentierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern will die Innovation Week nutzen und bietet 15 Personen, unter anderem Falling Walls Lab-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern sowie DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten, ein intensives Gründungstraining. Voraussetzung: Die Teilnehmenden haben eine wissenschaftliche Idee, aus der heraus sie ein Start-up gründen möchten. Benyarku, Yamada und Ali haben solche Ideen mitgebracht: Wie sich aus Abfällen von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen eine alternative Quelle für Holzbrennstoffe entwickeln lässt; wie sich mit der schwarzen Soldatenfliege eine Super-Kompostierung realisieren lässt und wie sich mit intelligenten Verpackungen aus selbstkühlenden Materialien Lebensmittel und pharmazeutische Produkte problemlos transportierten oder lagern lassen.
Die TU9 und ihre Gründungszentren
Damit die Innovation Week für die 15 Teilnehmenden keine theoretische Trockenübung bleibt, haben sich die Initiatoren – Research in Germany sowie TU9 – ein praxisorientiertes Programm überlegt. Research in Germany wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und hat das Ziel, Deutschland als herausragenden Ort für Wissenschaft, Entwicklung und Forschung bekannt zu machen und internationale Kooperationen zu stärken. TU9 ist die Allianz neun führender Technischer Universitäten in Deutschland. Drei davon, die Technische Universität (TU) Berlin, die TU Braunschweig und die TU München, kümmern sich dieses Jahr federführend um die 15 ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten.
Die TU9 – die Allianz führender Technischer Universitäten in Deutschland
- RWTH Aachen University
- Technische Universität Berlin
- Technische Universität Braunschweig
- Technische Universität Darmstadt
- Technische Universität Dresden
- Leibniz Universität Hannover
- Karlsruher Institut für Technologie
- Technische Universität München
- Universität Stuttgart
- 2003 Zusammenschluss als informeller Kreis
- 2006 Zusammenschluss als gemeinnütziger Verein und Eröffnung eines Hauptstadtbüros in Berlin
Ziele
auf nationaler Ebene: Sprachrohr für die Ingenieurwissenschaften, Interessensvertreter bei Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
auf europäischer Ebene: Ausbau der Vernetzung mit anderen Verbünden Technischer Universitäten, gegenseitige Unterstützung bei EU-Initiativen
auf weltweiter Ebene: Ausbau institutioneller Netzwerke, Forschungskooperationen, Rekrutierung herausragender Talente auf allen Karrierestufen; Stärkung der Marke German Engineering und der Sichtbarkeit des Innovations- und Wissenschaftsstandorts Deutschland.
Dazu sagt Nicole Saverschek, Geschäftsführerin von TU9: „Der DAAD – in Kooperation mit Research in Germany – hat für die Innovation Week einen starken universitären Partner gesucht, der einen Einblick in die Gründungsszene in Deutschland geben kann. Das können wir als TUs hervorragend, da alle TU9-Universitäten in diesem Bereich sehr gut aufgestellt sind und mit ihren Gründungszentren Studierende und Forschende gleichermaßen im Themenfeld Gründung, Start-ups und Entrepreneurship beraten und unterstützen.“
Und genau das ist das Besondere für die Teilnehmenden der Innovation Week: Sie erhalten nicht nur einen generellen Überblick über die Start-up-Szene in Deutschland, sondern einen exklusiven Einblick in jeweils ein Gründungszentrum, wo sie mit ihrer Gründungsidee eine aktive Rolle spielen.
Berlin, Braunschweig, München – Gründungszentren live erleben
Nach einem gemeinsamen Auftakt in Berlin ist beispielsweise Charlotte Abena Benyarku aus Ghana jetzt am Centre for Entrepreneurship, dem Gründungszentrum der TU Berlin. Der Japaner Riku Yamada lernt den Entrepreneurship HUB der TU Braunschweig kennen, und Isra Ali aus Ägypten ist bei den Gründungsberatern am TUM ForTe Office for Research & Innovation der TU München. Alle Teilnehmenden befassen sich in dieser Woche mit dem Geschäftsmodell ihrer Start-up-Idee. Dabei arbeiten sie in bunt gemischten Teams, um zu netzwerken und sich auszutauschen.
„Ich bin gespannt, wie die Teilnehmenden aus den verschiedenen Ländern und deutsche Studierende sowie Doktoranden mit den Gästen interagieren“, sagt Reza Asghari, Professor für Entrepreneurship an der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften sowie Leiter des an beiden Hochschulen angesiedelten Entrepreneurship Hubs. Die eingeladenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Innovation Week kommen aus Ägypten, Argentinien, Brasilien, Gaza, Ghana, Indien, Japan, Libanon, Mexiko, Russland, der Türkei und den USA. Asghari sieht daher eine große Herausforderung im interkulturellen Management: „Die Menschen müssen voneinander lernen. Für uns ist es sehr lehrreich, wie wir hier eine Harmonie erzielen und welche Erkenntnisse wir daraus für unsere Arbeit ziehen können.“ Denn internationale High Potentials seien für Deutschland wichtig, so Asghari. „Die müssen wir stärker für ein Entrepreneurship in Deutschland gewinnen, und da ist die Innovation Week für uns beteiligte TUs eine gute Gelegenheit, unsere Ansätze zu erproben.“
Vernetzen und finanzieren
Wie wichtig das richtige Netzwerk sei, betont auch Karin Kricheldorff, die das Centre für Entrepreneurship in Berlin leitet: „Wir zeigen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Innovation Week, dass wir Türöffner sind und ihnen über unsere etablierten Unternehmernetzwerke den Zugang zum Markt ermöglichen.“ Das sei enorm wichtig, da man als Start-up in der Regel noch keinen Namen habe, aber auf Partnerinnen und Partner in der Industrie angewiesen sei. Coaches, Mentorinnen und Mentoren sowie Business Angels – die Bandbreite der Unterstützung, die einem Start-up zur Seite stehen kann, lernen die 15 Kandidatinnen und Kandidaten während der Innovation Week kennen.
Auch das Thema Finanzen – von Fördermöglichkeiten in Deutschland bis zum Kontakt zu Investoren für eine Anschlussfinanzierung – sei ein wichtiger Baustein. Kricheldorff ergänzt: „Deutschland bietet Start-ups fast weltweit einzigartige Fördermöglichkeiten, die internationale Nachwuchsforscherinnen und -forscher kennen sollten. Gründungsvorhaben sind meist für ein Jahr vollfinanziert. Wer in Deutschland gründet, muss nicht über Lebenshaltungskosten nachdenken.“
TU Berlin/Co-Working-Space EINS
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TU München/Maker Space
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Experimentieren und austauschen
Damit die 15 Kandidatinnen und Kandidaten ihre Ideen auch praktisch vorantreiben können, nutzen sie die Infrastruktur der Gründungszentren: vollausgestatte Arbeitsplätze, sogenannte Inkubatoren, Prototypenwerkstätten, sogenannte Maker Spaces, in denen sie bauen, basteln und experimentieren können, sowie die Labore der unterschiedlichen Fakultäten. „Diese Infrastruktur ist für eine Ausgründung essenziell“, erläutert Belinda Büchner, Incubator Managerin an der TU München. „Durch die kostenlose Nutzung sparen die Start-ups enorm viel Geld für Miete – ein wichtiger Faktor, wenn man noch nichts verdient.“ Und ganz nebenbei wachse man in einer frühen Phase in die Start-up-Community hinein, da man die Räumlichkeiten mit anderen Gründungswilligen teile.
Die Gründungszentren
Alle drei Zentren haben ihren Schwerpunkt auf Technologie-Ausgründungen. Da sie durch die Anbindung an die Universität einen direkten Zugang zu den umfangreichen Ressourcen aller Fakultäten haben und mit den Professoren und Wissenschaftlern eng zusammenarbeiten, lassen sich in diesem technologiebasierten Umfeld Gründungsideen und -teams besonders gut entwickeln. Sie betreuen alle Technologiefelder und wenden sich an gründungsinteressierte Wissenschaftler, Studierende, Absolventen und Alumni. Alle Gründungszentren sind Experten bezüglich der Umsetzbarkeit neuer Technologien.
Centre for Entrepreneurship (TU Berlin)
- Entstanden 2007 als eines der ersten Hochschul-Gründungsnetzwerke in Deutschland
- Master für Innovation Management, Entrepreneurship & Sustainability
- Eine der Methoden: strukturierter, systematischer, meilensteinbasierter Start-up-Inkubationsprozess; Start-ups bekommen frühzeitig Feedback vom Markt, damit sie nicht am Marktbedarf vorbei entwickeln (Qualitätsmanagementprozess)
- Schwerpunkt: Start-ups mit Tech-Fokus und triple impact (d. h., ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Aspekte werden von Anfang an mitgedacht)
Entrepreneurship HUB (TU Braunschweig)
- Entstanden 2009, zuständig für die TU Braunschweig und die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
- Schwerpunkte sind aufgrund der Nähe zu Volkswagen unter anderem die Mobilitätsforschung, außerdem Nachhaltigkeit, Energiebeschaffung und -effizienz sowie Luftfahrt
- Eine der Methoden: wissenschaftliche Erkenntnisse (vor allem Dissertationsinhalte) in produktive Dienstleistungen überführen; die eigenen Forschungsergebnisse kommerzialisieren
TUM ForTe – Forschungsförderung und Technologietransfer (TU München)
- Die TUM Gründungsberatung – ein gemeinsames Angebot von TUM und UnternehmerTUM – ist zentraler Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Gründung
- Individuelle Beratung von der Idee über die Erstellung eines Businessplanes und Prototypen bis hin zur Gründung
- Unter anderem Vermittlung und Durchführung von Workshops, Seminaren, Vorlesungen und Veranstaltungen zum Kompetenzaufbau; beispielhafte Themen: Markteinschätzung, unternehmerisches Denken und Handeln, Technologieevaluierung, Geschäftsmodell- und Businessplanentwicklung
Die Erwartungen an die Innovation Week
Die Verantwortlichen der drei Gründungszentren und der TU9 sind sich einig: „Gründen ist eine wichtige Form des Technologietransfers, und mit der Innovation Week holen wir dafür wichtige Leute nach Deutschland.“ Dass der DAAD mit seinem internationalen Netzwerk den optimalen Zugang zur Wissenschaftscommunity und zu interessanten Gründerpersönlichkeiten aus der ganzen Welt herstellt, freut sie alle. Am Ende der Innovation Week kommen Charlotte Abena Benyarku, Riku Yamada, Isra Ali und die anderen zwölf Teilnehmenden wieder zusammen und präsentieren ihre Fortschritte der Woche. Für Asghari, Kricheldorff und Büchner wäre das ideale Fazit: „Wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleich hierbleiben wollen oder unsere Gründungszentren und die Wirtschaftsstandorte Berlin, Braunschweig und München so in Erinnerung behalten, dass sie wiederkommen, uns empfehlen und wissen: Hier sind sie willkommen.“
Im nächsten Jahr werden drei andere Technische Hochschulen der TU9-Allianz die Innovation Week ausrichten: die RWTH Aachen University, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Universität Stuttgart. Sie werden bei der diesjährigen Abschlussveranstaltung am 15. November dabei sein und Eindrücke für 2020 sammeln.
Astrid Hopp (14. November 2019)
Kontakte zu TU9 und den Gründungszentren
TU9
• office@tu9.de
• www.tu9.de
Centre for Entrepreneurship (TU Berlin)
• info@gruendung.tu-berlin.de
• www.entrepreneurship.tu-berlin.de
• Ein Blick in den innovativen Co-Working-Space EINS
Entrepreneurship HUB (TU Braunschweig)
• info@entrepreneurship-hub.org
• www.entrepreneurship-hub.org
TUM ForTe – Forschungsförderung und Technologietransfer (TU München)
• gruendungsberatung@tum.de
• www.tum.de/innovation
• www.unternehmertum.de
• Ein Blick in den Maker-Space der UnternehmerTUM
Weitere Informationen
• „Research in Germany” ist die zentrale Informationsplattform der Initiative „Werbung für den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
• Falling Walls – The International Conference on Future Breakthroughs in Science and Society ist eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung, die vom Auswärtigen Amt unterstützt wird.