„Die Leitertagung sendet wichtige Signale“

DAAD/Peter Nederstigt

Mehr als 200 Leiterinnen und Leiter der Akademischen Auslandsämter und Auslandsbeauftragte der deutschen Hochschulen trafen sich Mitte November auf Einladung des DAAD zur diesjährigen Leitertagung in Bonn. Ein zentrales Thema war die Frage, wie sich „Science Diplomacy“ vor dem Hintergrund einer veränderten Weltlage zwischen Anspruch und Wirklichkeit bewegt. Was nehmen Teilnehmende von der Tagung mit?

Ob es die wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen China und den USA sind oder die auflodernden Krisenherde in vielen Teilen unserer Welt: Viele internationale Beziehungen werden zunehmend schwieriger. Das betrifft auch die Hochschulen. Welche Herausforderungen auf sie zukommen und welchen Beitrag Science Diplomacy in Form internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit zur Vermittlung leisten kann, dieser Frage widmete sich Dr. Georg Schütte, Staatssekretär a. D. im Bundesministerium für Bildung und Forschung, in seiner Rede zum Start der zweitägigen Veranstaltung im Bonner Wissenschaftszentrum.

Einer der Höhepunkte der Leitertagung war die Verleihung des Preises des Auswärtigen Amtes für „Exzellente Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen“. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ging in diesem Jahr an das Gauss-Haus, eine Willkommens- und Begegnungsplattform in Braunschweig, initiiert von Studierenden.

Die Leitertagung hat sich längst als Forum für das Thema „Internationalisierung an deutschen Hochschulen“ etabliert. Etliche Teilnehmende kommen seit vielen Jahren nach Bonn, um sich aus erster Hand über neue DAAD-Programme und Initiativen zu informieren. Sie alle schätzen den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Hochschulen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DAAD.

Was sind neben Networking und Fachexpertise weitere Gründe für die Teilnahme an der Leitertagung? Und was nehmen Hochschulvertreterinnen und -vertreter von der diesjährigen Veranstaltung für sich mit? DAAD Aktuell hat acht von ihnen befragt.

Dr. Philipp Jeserich, Leiter Incoming Office, Georg-August-Universität Göttingen

„Wenn man sich für das Thema Internationalität an Hochschulen interessiert, gibt es kein besseres Forum als die Leitertagung. Das Auswärtige Amt, das BMBF, der DAAD und die Hochschulen sitzen an einem Tisch und sprechen offen. 2018 schloss die Leitertagung mit kritischen Stimmen zum komplizierten Verfahren, das die Umsetzung der REST-Richtlinie den Hochschulen aufgibt. Zu wissen, wie viele Hochschulen eine solche Einschätzung teilen, ist enorm kostbar, weil sich daraus politische Tendenzen ergeben können, die uns unmittelbar berühren. Ich habe mich auch gefreut, dass in diesem Jahr Science Diplomacy als Rahmenthema der Eröffnungsveranstaltung gewählt worden ist, weil damit das Ende einer stark multilateralen Phase in der Weltpolitik als Problem adressiert wird. Was heißt das für uns konkret, und wie können wir, die wir überzeugte Multilateralisten sind, gegensteuern? Das sind wichtige Signale.“

Marianne Sedlmeier, Leiterin International Office, Universität Regensburg

„Ich komme seit langem fast jedes Jahr zur Leitertagung. In diesem Jahr fand ich besonders den Vortrag zum Thema ‚Science Diplomacy – zwischen Anspruch und Wirklichkeit‘ interessant, selbst wenn es keine konkreten Handlungsempfehlungen gab. Denn auch wir an den Hochschulen sind stark damit konfrontiert, dass es Konflikte in der Welt gibt – bei den Studierenden, die zu uns kommen, aber auch bei denen, die wir ins Ausland entsenden. Ein anderes wichtiges Thema war aus meiner Sicht die Frage: ‚Wie gehen wir mit den Herausforderungen des demografischen Wandels in Deutschland um, und können wir diesen durch die Anwerbung internationaler Studierender kompensieren?‘“

Stefanie Schweins, Director of International Relations, WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar

„Die WHU ist eine sehr internationale Schule. Insofern ist für uns alles interessant, was mit Mobilität zu tun hat, auch wenn diese bei uns einen anderen Rahmen hat als an einer öffentlichen Hochschule. Hier erfahre ich, wie es an den öffentlichen Institutionen läuft. Schließlich gibt es weltweit Entwicklungen, die uns genauso betreffen wie die öffentlichen Einrichtungen, etwa die zunehmenden Konflikte wie aktuell in Hongkong, wo wir einige Studierende haben. Ansonsten finde ich vor allem die Veranstaltungen im Plenum sehr interessant, weil man auch viel zwischen den Zeilen über aktuelle Trends mitbekommt.“

Marina Weidner, Leiterin International Office, Hochschule Magdeburg-Stendal

„Ich leite das International Office erst seit wenigen Monaten und freue mich, bei der Leitertagung dabei zu sein. Die erfolgreiche Umsetzung der Internationalisierungsstrategie an unserer Hochschule ist ein wichtiges Thema. Ich möchte erfahren, wie dieses Thema hier im globalen Maßstab behandelt wird, und mich über die Maßnahmen informieren, die der DAAD für das Marketing im Ausland anbietet. Bei der Tagung knüpfe ich auch viele neue Kontakte und lerne Menschen persönlich kennen, die ich bislang nur vom Telefon oder der E-Mail-Kommunikation kannte.“

Prof. Markus Bellheim, Akademisches Auslandsamt, Hochschule für Musik und Theater München

„Vernetzung ist unglaublich wichtig. Dabei liegt mir besonders die Vernetzung mit den Kolleginnen und Kollegen der Kunst- und Musikhochschulen am Herzen. Uns eint das Spezifikum, dass wir einen hohen Anteil internationaler Studierender haben, aber oft nur über einen relativ kleinen Personalstamm für deren Betreuung verfügen. Der DAAD bietet hervorragende Programme an, die auch für Kunst- und Musikhochschulen interessante Perspektiven für die Internationalisierung auftun. Neben dem interkollegialen Dialog und dem Austausch mit den DAAD-Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern eröffnet sich bei solch einer Tagung auch immer eine übergeordnete Perspektive, die zeigt, welches die relevanten Themen der nächsten Jahre für den DAAD und die International Offices der Hochschulen sein werden. In diesem Jahr war die Digitalisierung so ein Metathema. Daneben ist aus meiner Sicht die Idee einer großen europäischen Universität ein ganz wichtiges Thema, das wir in den nächsten Jahren im Blick behalten sollten.“

Sophia Siegfried, Leiterin International Office, Technische Universität Ilmenau

„Neben dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen erhoffe ich mir, hier Neues zu erfahren: Gibt es neue Förderprogramme? Wie soll die politische Ausrichtung sein? Besonders angesprochen hat mich in diesem Jahr das Thema ‚Demografischer Wandel an Hochschulen‘. Denn die TU Ilmenau gehört genau zu jenen Hochschulen, an denen die Zahl der deutschen Studierenden zurückgeht. Dafür steigt die Zahl der internationalen Studierenden schnell und stetig. So liegt ihr Anteil bei den Neuanfängern bei 51 Prozent. Was macht das mit einer Hochschule und der Region? Wollen wir die ausländischen Studierenden in den Arbeitsmarkt integrieren? Wenn ja: wie? Welche Tools haben andere Hochschulen? Spannend fand ich, dass der DAAD jetzt ein Kompetenzzentrum eröffnet hat. Ich bin begeistert, dass es endlich eine zentrale Stelle gibt, an die wir uns wenden können, da neben dem DAAD in Deutschland sehr viele Akteure – unter anderem das Auswärtige Amt, das BMW, das BMBF – in die internationale Arbeit involviert sind.“

Johannes Abele, Leiter International Office, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

„Mich faszinieren immer wieder die Bandbreite der Angebote, die der DAAD auf die Beine stellt, und die enorme Serviceorientierung der Kolleginnen und Kollegen beim DAAD – das ist eine unglaubliche Hilfe für die Arbeit an den Hochschulen. Umso schöner ist es, wenn man sich hier auch persönlich treffen kann. Jedes Mal nehme ich von der Leitertagung neue wichtige Impulse und Ideen mit. Mir ist in diesem Jahr auf jeden Fall der weitere Handlungsbedarf beim Thema Digitalisierung unserer Verwaltungsprozesse und Informationsangebote bewusst geworden. Ein zweites großes Thema ist die Frage, wie wir unsere Rekrutierungsangebote weiter verbessern können.“

Katrin Hebert, Leiterin International Office, Duale Hochschule Baden-Württemberg Lörrach

„Ich arbeite seit etwas über einem Jahr bei der DHBW und war nun zum ersten Mal bei der Leitertagung. Daher war ich neugierig auf die verschiedenen Vorträge und die Möglichkeit zum Networking. Unter anderem habe ich an einem Vortrag zum Brexit teilgenommen. Dort wurden viele Stichpunkte und Impulse zur Orientierung geliefert, wobei meistens Ideen und Lösungen aus dem eigenen Team bestätigt wurden. Dennoch ist es hilfreich zu sehen: Wie gehen andere Hochschulen damit um? Sind wir auf dem richtigen Weg? Positiv an der Leitertagung finde ich vor allem das Gesamterlebnis, den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen der Auslandsämter anderer Hochschulen und die Fülle an Informationen insgesamt, die ich mitnehme.“

Peter Nederstigt (22. November 2019)

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