Kompetente Beratung für internationale Kooperationen

DAAD/Thilo Vogel

DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel sieht einen hohen Bedarf an kompetenter Beratung zu Chancen und Risiken der Zusammenarbeit mit Partnern in den verschiedenen Regionen der Welt

Wie finden Hochschulen den richtigen Forschungspartner im Ausland? Was gilt es im akademischen Austausch mit Krisenländern zu beachten? Das neue DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen weiß die Antworten auf diese und viele andere Fragen. Weshalb das Angebot genau zur richtigen Zeit kommt, erläutert DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel im Gespräch.

Frau Professor Wintermantel, der DAAD hat Mitte November in Bonn das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen vorgestellt. Was soll das neue Angebot leisten?
Die Internationalisierung ist an den deutschen Hochschulen heute sehr viel strategischer ausgerichtet als früher. Hier will der DAAD künftig als Thinktank noch stärker dazu beitragen, die deutschen Hochschulen aktiv bei der Anbahnung und Weiterentwicklung ihrer internationalen Kooperationen zu unterstützen. Das Zentrum ist eine konsequente Weiterentwicklung des dritten Handlungsfelds der DAAD-Strategie 2020: „Wissen für Wissenschaftskooperationen“. Dafür braucht es einen guten Rahmen, den wir mit dem DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen setzen – finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Auswärtigen Amt. Den Anstoß dazu hat letztlich der Wissenschaftsrat im Juli 2018 in seinen „Empfehlungen zur Internationalisierung von Hochschulen“ gegeben, der die Einrichtung einer Beratungsstelle für Hochschulen und Forschungseinrichtungen forderte. Risiko- und Sicherheitsmanagement, Forschungskooperationen und rechtliche Rahmenbedingungen wurden hier unter anderem genannt.

Wer ist die Zielgruppe?
Das Angebot richtet sich sowohl an Hochschulen, die im internationalen Austausch auf der Suche nach geeigneten Zielländern und Partnerhochschulen sind, als auch an international erfahrene Institutionen, die ihr Portfolio weiter optimieren und neue Finanzierungsquellen erschließen möchten. Wir sehen einen hohen Bedarf an kompetenter Beratung zu Chancen und Risiken der Zusammenarbeit mit Partnern in den verschiedenen Regionen der Welt. 

Kompetente Beratung für internationale Kooperationen
DAAD/Martin Magunia

Mit dem Kompetenzzentrum bietet der DAAD eine Anlaufstelle, die bei konkreten Fragen zu internationalen Kooperationen weiterhilft

Der DAAD informiert auch jetzt schon über Wissenschaftssysteme rund um den Globus. Warum braucht es ein neues Zentrum?
Die grenzüberschreitende Wissenschaft steht in einer sich ändernden Weltordnung vor großen Herausforderungen. Daher ist ein solches Angebot jetzt besonders wichtig. Die internationalen Rahmenbedingungen verändern sich rapide und sind für Hochschulen immer schwieriger einzuschätzen. Es stimmt natürlich, der DAAD bietet schon heute eine breite Palette an Informationen und Handreichungen zu verschiedenen Themen rund um die Hochschulsysteme weltweit – über unsere Angebote im Marketing, im Bereich des Regionalwissens oder auch über Studien und Analysen. Aber wir brauchen neue Formate für Beratung, Fortbildung und Information, und wir brauchen einen Ort, an dem dies zusammengeführt und gebündelt wird. Mit dem Kompetenzzentrum können wir eine Anlaufstelle bieten, die bei ganz konkreten Kooperationsanfragen zu bestimmten Ländern oder Fachrichtungen weiterhilft.

Nennen Sie uns dafür bitte ein Beispiel?
Wenn etwa die Universität des Saarlandes in der Informatik mit einer Universität in Georgien kooperieren möchte, weil es dort besonders gute Mathematiker gibt, dann können wir die Verbindung herstellen. Es kann ebenso sein, dass eine Professorin fünf Doktorandinnen und Doktoranden hat, die gern in der Atacamawüste forschen möchten – sie kann sich ebenfalls an uns wenden. Manchmal gibt es auch interkulturelle Fragestellungen oder Unsicherheiten im Umgang mit Krisen- oder Schwellenländern. Den Hochschulen bietet das Kompetenzzentrum eine ideale neue Möglichkeit, auf unterschiedlichem Konkretisierungsniveau Fragen zum Thema internationale Kooperation zu stellen. 

Nun hat das Kompetenzzentrum gerade erst die Arbeit aufgenommen, welchen Service bietet es heute schon? 
Der DAAD konnte mit dem Aufbau des Kompetenzzentrums im Sommer 2019 beginnen. Das Gründungsteam hat seitdem die Grundlagen geschaffen – jetzt geht das Pilotangebot an die Öffentlichkeit. Zu den Erstangeboten gehört beispielsweise ein Webauftritt, der neue Produkte und bestehende Angebote entlang von Kooperationsphasen neu zusammenstellt. Ein weiteres Beispiel ist der Aufbau eines Sonderprogramms der internationalen DAAD-Akademie (iDA) für Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Im Laufe des Jahres 2020 wird der Aufbau des Kompetenzzentrums weiter vorangebracht: Zusätzliches Personal und entsprechende Mittel werden es ermöglichen, neue Themenfelder aufzugreifen und das Angebot zu erweitern. Die richtigen Formate erarbeiten wir orientiert an den Bedürfnissen der Hochschulen.

Kompetente Beratung für internationale Kooperationen
DAAD/Martin Magunia

Gebündelte Expertise: Sehr wichtig ist auch die Kompetenz der DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Deutschland, in den Außenstellen und Informationszentren weltweit
 

Woher weiß der DAAD, welche Informationen den Hochschulen noch fehlen?Wir stehen in engem Austausch mit den Hochschulen, haben Beauftragte für die einzelnen Hochschulen – den Bedarf klären wir im direkten Gespräch und auch in Umfragen. Durch die Auswertung der Antworten wird das Angebot des Zentrums auch in Zukunft beständig weiterentwickelt. Das ist die Grundidee: Wir schaffen nicht ein statisches neues Angebot, sondern passen es permanent an die aktuelle Nachfrage und neue Herausforderungen an. Nicht zuletzt bekommen wir so auch Informationen darüber, ob wir mit unseren bestehenden Wissensprodukten, wie den Bildungssystemanalysen (BSA) für fast 80 Länder und der iDA mit jährlich über 100 Fortbildungsangeboten, richtig liegen. 

Woher kommt das Know-how für das Kompetenzzentrum?
An erster Stelle steht die Kompetenz der DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Deutschland sowie das Wissen an den Außenstellen und Informationszentren weltweit. Hinzu kommen noch die rund 450 DAAD-Lektorinnen und -Lektoren rund um den Globus. Gerade die Expertise aus dem DAAD-Außennetzwerk ist eine überaus wertvolle und einzigartige Ressource – unser Alleinstellungsmerkmal, wenn Sie so wollen. Dieses Wissen, das in über 100 Ländern gewonnen wird, möchten wir für die deutschen Hochschulen noch besser nutzbar machen. Wir werden aber auch sehr stark auf Expertenwissen und Erfahrungen aus den Hochschulen zurückgreifen. Zu den Themenfeldern, die auch für uns neu sind, wie etwa Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen, werden wir aufgrund unserer Expertise in den Ländern entsprechende Kontakte vermitteln können. In anderen Fällen nutzen wir die Sachkompetenz externer Fachleute. Wir sehen das Kompetenzzentrum auch als Drehscheibe für Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen.

Können Sie uns ein Beispiel für eines der neuartigen Produkte nennen?
Ganz neu besteht nun zum Beispiel die Möglichkeit, über eine interaktive Online-Anwendung alle Inhalte – Texte sowie Grafiken – aller DAAD-Bildungssystemanalysen miteinander zu vergleichen und sich diese entsprechend des eigenen Interesses zusammenzustellen. Neu sind auch Kurzstudien zur Kooperation von Hochschulen und Wirtschaft, zunächst in ausgewählten Schwerpunktländern wie den USA, Vietnam, Mexiko oder Brasilien, die unsere Außenstellen teils in enger Kooperation mit den jeweiligen Außenhandelskammern erarbeitet haben. Diese sollen nicht zuletzt Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) dabei unterstützen, zielgenau Partner im Ausland zu finden. Einen „DAAD-Blickpunkt“ zur Internationalisierung von HAW/FH und ihren spezifischen Herausforderungen haben wir neu erstellt. Schließlich wird die internationale DAAD-Akademie im Rahmen des HAW-Sonderprogramms als neues Format Informations- und Matchmaking-Reisen für HAW-Leitungen anbieten. Die erste führt schon im März 2020 nach Mexiko. Auch neu: Ähnlich wie es bisher das DAAD-Infocenter für Informationen zu Stipendienangeboten gibt, wird auch das Kompetenzzentrum ab Januar 2020 für telefonische Beratungsgespräche zur Verfügung stehen. 

Warum ist das neue Zentrum für das deutsche Wissenschaftssystem so wichtig? 
Früher hingen Kooperationen oft ausschließlich am Engagement einzelner Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler – das hatte durchaus etwas Zufälliges. Verließen diese Kolleginnen und Kollegen die Hochschule, endete die Kooperation. Heute ist es dagegen Standard, dass sich die Hochschulen in ihren internationalen Kontakten strategisch an ihren Zielen ausrichten. Dazu brauchen sie Know-how. Das hat der DAAD.

Janet Schayan (28. November 2019)