Exzellenzinitiative auf Polnisch

Privat

Dr. Klaudia Knabel leitet die DAAD-Außenstelle in Polen

Kurz nach den Parlamentswahlen in Polen zeichnete ein internationales Gremium zehn Hochschulen im Rahmen einer Exzellenzinitiative aus. Das bringt den erfolgreichen Institutionen mehr Prestige und ein höheres Budget. Die Kontinuität im Forschungs- und Hochschulministerium ist ein positives Zeichen.

Zehn polnische Hochschulen haben Ende Oktober den Status einer „Forschungs- oder Exzellenzhochschule“ erlangt. Vorausgegangen war ein Wettbewerb, der zwar unter dem Titel „Exzellenzinitiative“ lief, jedoch nicht in Gänze mit dem deutschen Verfahren vergleichbar ist: In Polen bewarben sich 20 Hochschulen, die klar definierten Qualitätskriterien entsprechen mussten. Ziel der polnischen Initiative ist es, einen kleinen Kreis exzellenter Institutionen international sichtbar zu machen und ihnen den Anschluss an die internationale Wissenschaft zu erleichtern. Nicht zuletzt geht es auch darum, den Anteil des Landes an europäischer Forschungsförderung zu erhöhen.

Ein international besetztes Gremium hat nun zehn Institutionen aus sieben Städten prämiert: die Universitäten in Breslau, Krakau, Posen, Thorn und Warschau sowie die Technischen Universitäten in Danzig, Gleiwitz und Warschau. Ausgezeichnet wurden außerdem die Krakauer Akademie für Bergbau und Hüttenwesen sowie die Danziger Medizinische Universität. Für Kenner der polnischen Hochschullandschaft hält die Siegerliste keine großen Überraschungen bereit. Was bedeutet aber die Auszeichnung für die erfolgreichen Hochschulen? Neben dem Zuwachs an Prestige bringt der Sieg eine Erhöhung des Haushalts um zehn Prozent für die nächsten sechs Jahre. Angesichts der chronischen Unterfinanzierung polnischer Hochschulen ist dieser Aufwuchs kritischen Stimmen zufolge wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Die Ergebnisse der „Exzellenzinitiative“ wurden kurz nach der Wahl zum polnischen Parlament bekannt gegeben. Mittlerweile steht fest, dass es im Forschungs- und Hochschulministerium Kontinuität geben wird. Jarosław Gowin bleibt Minister, angesichts veränderter Stimmenverhältnisse im „Sejm“ könnte seine Macht im nächsten Kabinett jedoch wachsen. Bislang hatte der Minister vehement für eine Erhöhung der Hochschulfinanzierung gefochten, wurde dabei aber von seinem Koalitionspartner „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) ausgebremst. Sollte es ihm in den nächsten Jahren gelingen, den Hochschulsektor nachhaltig besser auszustatten, könnten jedoch sowohl die „Exzellenzinitiative“ als auch die tiefgreifenden Strukturreformen, die er angestoßen hat, Wirkung zeigen.
 
Dr. Klaudia Knabel (Leiterin der DAAD-Außenstelle in Warschau)

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen als Gastkommentar im Newsletter ZEIT Wissen³ (Ausgabe 18. November 2019).