Strahlkraft: Der neue Campus der Türkisch-Deutschen Universität

Bundespresseamt/Guido Bergmann

Am 24. Januar eröffneten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den neuen Campus der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul. Die TDU ist eine staatliche Einrichtung, die auf der Basis eines deutsch-türkischen Regierungsabkommens entstanden ist.

Seit der Gründung im Jahr 2010 wurden fünf Fakultäten in Ingenieur- und Naturwissenschaften, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, Rechtswissenschaft sowie Kultur- und Sozialwissenschaften eingerichtet. Zudem fördert die deutsche Seite den Deutschunterricht am Fremdsprachenzentrum der TDU. Zum Wintersemester 2013/2014 startete der Lehrbetrieb vor Ort in Übergangsgebäuden mit fünf Studiengängen. Seitdem ist die TDU auf 21 Studiengänge mit ca. 2.500 Studierenden angewachsen. Die neu errichteten Campusgebäude, die für bis zu 5.000 Studierende ausgelegt sind, wurden nun vollständig fertiggestellt.

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TDU

Der Campus der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) liegt im Stadtteil Beykoz auf der asiatischen Seite des Bosporus

Auf deutscher Seite leitet Präsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth das Konsortium (K-TDU) aus inzwischen 38 deutschen Hochschulen. Die Geschäftsstelle des für Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Projektes ist im DAAD angesiedelt.

Zur Eröffnung des neuen Campus sprachen wir mit Dr. Dorothea Rüland, DAAD-Generalsekretärin und Vizepräsidentin für Verwaltung und Finanzen im K-TDU.

Frau Dr. Rüland, welche Ziele verfolgt die Türkisch-Deutsche Universität?
Die deutsch-türkischen Wissenschaftsbeziehungen blicken auf eine lange und gute Tradition zurück. Die TDU soll in Forschung und Lehre die wissenschaftlichen Stärken der beiden Länder verbinden und hochqualifizierte Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervorbringen. Sie ist ein Leuchtturmprojekt der deutsch-türkischen Hochschulkooperation.

Schon jetzt sehen wir, dass die TDU auch über die akademische Welt hinaus in andere Bereiche wirkt. So erhalten Studierende der TDU, insbesondere in den Ingenieurwissenschaften, häufig noch vor Abschluss der Bachelorarbeit Jobangebote aus der Wirtschaft. Und natürlich entwickelt sich die TDU immer stärker auch zu einer Plattform für den deutsch-türkischen Dialog und trägt zum Verständnis beider Kulturen bei.

Dorothea Rueland TDU

DAAD/Thilo Vogel


Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, ist Vizepräsidentin für Verwaltung und Finanzen im Konsortium der TDU

Welches Interesse haben die deutschen Hochschulen?
Einige der beteiligten Hochschulen hatten die Türkei oder die Zusammenarbeit mit der Region bereits als einen Schwerpunkt ihrer Internationalisierungsstrategie definiert. Bei anderen sind es oft einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für eine Kooperation mit der Türkei stark machen. Das Engagement in diesem binationalen Projekt bietet den Hochschulen in jedem Fall die Gelegenheit, sich international aufzustellen, neue Impulse und Themen in Forschung und Lehre zu verfolgen und auch neue Studierende sowie Forscherinnen und Forscher für ihr Netzwerk oder ihren Standort zu gewinnen.

Was wünschen Sie der TDU und wo sehen Sie ihre Bedeutung in zehn Jahren?
Jetzt, da an allen Fakultäten die Lehre, vornehmlich in Bachelorstudiengängen erfolgreich läuft, gilt es den Bereich der Forschung zu stärken. Hierfür ist die Einrichtung weiterer Master- und Promotionsstudiengänge geplant. Die deutsche Seite fördert den Forschungsausbau auch durch Mobilitäten für türkische Doktoranden und Postdoktoranden. Der Aufbau einer renommierten, modernen Forschungsuniversität braucht Zeit, doch die Früchte können sicher in den kommenden Jahren geerntet werden, wenn die Kapazitäten des neuen Campus voll umfänglich genutzt und die Universität mit ca. 5.000 Studierenden voll ausgelastet ist.

Als weiteres Ziel verfolgen wir die Einrichtung von Doppelabschlussprogrammen an allen Fakultäten. Hierzu haben wir auch ein gemeinsames Stipendienprogramm mit dem türkischen Wissenschaftsrat YÖK aufgelegt, um integrierte Studienphasen in Deutschland zu fördern. Ich bin überzeugt, dass die TDU hochqualifizierte Absolventinnen und Absolventen mit interkulturellen Kompetenzen sowie spannende Forschungsergebnisse hervorbringen wird. Ein wichtiger Faktor, um dauerhaft attraktiv und wettbewerbsfähig zu sein, ist die schon erfolgreich angelaufene Kooperation mit der Wirtschaft. Und natürlich brauchen wir politische Stabilität. Das Alleinstellungsmerkmal der TDU wird immer der binationale Ansatz sein und natürlich der Deutschlandbezug.

(24. Januar 2020)