„Internationale Erfahrungen sind unersetzlich“
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Studierende an der FH Bielefeld: Das Programm HAW.International fördert die Attraktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen.
Der Arbeitsmarkt fordert von den Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Fachhochschulen (FH) zunehmend internationale Erfahrungen. Deshalb hat der DAAD das Programm HAW.International entwickelt. In den kommenden Wochen stellt DAAD Aktuell die vier Fördermodule im Detail vor. Zum Auftakt erläutert Nicole Ohlemüller, Leiterin des Referats Internationalisierung digital, Fachhochschulen/HAW, wie die Hochschulen und ihre Studierenden davon profitieren und warum man auch in Zeiten von Corona über einen Auslandsaufenthalt nachdenken sollte.
Frau Ohlemüller, welche Ziele verfolgt der DAAD mit dem Programm HAW.International?
Zum Auftrag der HAW/FH gehört es, qualifizierte Arbeitskräfte für die Region auszubilden. Die Unternehmen werden immer internationaler und benötigen heute Absolventinnen und Absolventen mit entsprechender Erfahrung. Unsere Bestandsaufnahme hat jedoch ergeben, dass viele Fachhochschulen bislang noch weniger internationalisiert sind. Mit unserem Programm möchten wir sie daher bei der Internationalisierung unterstützen. Denn damit steigern sie ihre Attraktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zudem wollen wir das HAW-Modell über Kooperationsprojekte mit ausländischen Hochschulen international bekannter machen und strategisch positionieren. Ein praxisorientiertes Studium ist auch im Ausland stark nachgefragt. Trotzdem gibt es das Modell in dieser Form bislang fast nirgendwo sonst auf der Welt.
Wie profitieren die Hochschulen konkret von dem Programm?
Grundsätzlich schaffen wir mit HAW.International strukturelle Rahmenbedingungen, um das Thema Internationalisierung an den HAW/FH präsenter zu machen und breiter zu streuen. Bislang gehen internationale Aktivitäten noch häufig auf Einzelinitiativen von Lehrenden zurück oder es sind – wenn überhaupt – nur einzelne Abteilungen oder Personen damit betraut. HAW.International bezieht alle Bereiche ein, auch die Verwaltung bis hin zur Hochschulleitung, damit alle an einem Strang ziehen. Zusätzlich beinhaltet das Programm ganz praktische Unterstützung. So sind Budgets für die Einstellung von Personal vorgesehen. Darüber hinaus bieten wir Fortbildung, Beratung und Dialog. Beispielsweise unterstützen wir die Hochschulen bei der Suche nach geeigneten Partnerhochschulen im Ausland, etwa durch fundierte Länderanalysen. Aktuell können sich die HAW/FH wieder für Projekte beim DAAD bewerben. Die aktuelle Ausschreibung läuft bis zum 30. Juni 2020.
Nicole Ohlemüller leitet beim DAAD das Referat Internationalisierung digital, Fachhochschulen/HAW.
Das Programm sieht auch Individualstipendien für Studierende an HAW vor, die sie unabhängig von einer bestehenden Kooperation für ihre Auslandserfahrung nutzen können. Ende Juni endet die Bewerbungsfrist für das Wintersemester. Ist das angesichts der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Reisebeschränkungen realistisch?
Im Moment steht natürlich hinter allen Auslandsaufenthalten noch ein großes Fragezeichen. Aber selbst, wenn man bis dahin noch nicht reisen kann, so besteht oft die Möglichkeit, online an den Vorlesungen der Partnerhochschule teilzunehmen. Wie kreativ Hochschulen mit der Lage umgehen, haben die ersten Auftaktveranstaltungen bewiesen, die teilweise auch in die digitale Welt verlegt werden mussten. Aber natürlich ist das kein Ersatz. Aus dem Flieger steigen, sich ein Taxi und eine Unterkunft zu organisieren, obwohl man die Landessprache nicht perfekt beherrscht – all das sind unersetzliche Erfahrungen, die man nur vor Ort macht. Deshalb empfehle ich jedem Studierenden bei aller Unsicherheit, jetzt die Chance zu ergreifen und nicht wegen des Coronavirus auf die Stipendienbewerbung zu verzichten. Sollten zum Wintersemester tatsächlich noch keine Reisen möglich sein, kann man das Stipendium auch verschieben.
Peter Nederstigt (26. Mai 2020)
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HAW International: die Module
Modul A fördert Projekte zu Anbahnungs- und Vorbereitungszwecken, Modul B die Durchführung von Modell- und Kooperationsprojekten mit internationalen Partnern. Modul C bietet Individualstipendien für Studienaufenthalte, die Anfertigung von Abschlussarbeiten sowie für Kongress- und Messeteilnahmen im Ausland sowie eine gezielte Marketingkampagne, Modul D umfasst Beratung, Fortbildung und Dialog.