Internationalisierung von HAW/FH: Aktueller Stand

Uta Konopka Photographie

Studierende an der FH Bielefeld: Das DAAD-Programm HAW.International bietet Fördermöglichkeiten, um den Anstieg des Internationalisierungsgrads von Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen weiter auszubauen.

Im Rahmen des DAAD-Programms HAW.International wurde das DAAD-Arbeitspapier „Internationalisierung von Hochschulen für angewandte Wissenschaften/ Fachhochschulen – Aktueller Stand, empirische Befunde und Ausblick“ veröffentlicht und nun auch auf Englisch zur Verfügung gestellt. DAAD-Arbeitspapiere fassen neueste Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Diskursen zusammen und analysieren diese.

Im Jahr 2019 feierten die deutschen Fachhochschulen – bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW/FH) – ein bedeutendes Jubiläum: 50 Jahre zuvor waren die ersten HAW/FH in Schleswig-Holstein gegründet worden. Das Modell HAW/FH als anwendungsbezogene und praxisorientierte Hochschule war geboren. Seit ihrer Gründung haben HAW/FH eine rasante Entwicklung genommen und sich zu wichtigen Akteuren im deutschen Hochschulsystem entwickelt: Heute zählen wir deutschlandweit deutlich über 200 HAW/FH. Ihre wachsende Bedeutung und Beliebtheit spiegelt sich auch in den stark steigenden Studierendenzahlen wider, die allein in den vergangenen 20 Jahren von etwa 400.000 auf rund eine Million angestiegen sind. Damit sind 35 Prozent der rund 2.870.000 Studierenden in Deutschland an HAW/FH eingeschrieben.

Abbildung 1 HAW Internationalisierung aktueller Stand

Statistisches Bundesamt


Der Bedeutungszuwachs von HAW/FH hat dazu geführt, dass auch die Frage der Internationalisierung dieses Hochschultyps stärker fokussiert wird. Das hier vorgestellte DAAD-Arbeitspapier widmet sich daher diesem Thema. Es umfasst eine empirische Aufbereitung des aktuellen Stands der Internationalisierung an deutschen HAW/FH – auch im Vergleich zu Universitäten – sowie eine Analyse der strategischen Ausrichtung und der Hindernisse auf dem Weg zur international aufgestellten HAW/FH. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zur weiteren zielgerichteten Internationalisierung der HAW/FH beitragen. Darüber hinaus beleuchtet das Arbeitspapier neben dem Modell HAW/FH in Deutschland und dessen Entstehung auch aktuelle Trends und Entwicklungen jenseits der Internationalisierung. Für das Papier wurden öffentlich zugängliche Daten aus Datenbeständen von Wissenschaftsorganisationen und des Statistischen Bundesamtes verwendet. Basierend auf der Analyse verschiedener Internationalisierungsindikatoren wurden vier zentrale Befunde herausgearbeitet, die in dem Arbeitspapier näher beschrieben und erläutert werden:

Befund 1: Die Internationalisierung der HAW/FH hat sich in absoluten Zahlen positiv entwickelt.
Mit Blick auf die absolute Entwicklung zentraler Internationalisierungsindikatoren an HAW/FH sind in den letzten Jahren deutliche Zuwächse festzustellen. Diese Dynamik zeigt sich beispielsweise an der stark gestiegenen Zahl der Bildungsausländer/innen unter den Studierenden an HAW/FH und der Entwicklung des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
 

Abbildung 2 HAW Internationalisierung aktueller Stand

Statistisches Bundesamt


Befund 2: Der Internationalisierungsgrad ist innerhalb der Gruppe der HAW/FH sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Bei der Betrachtung der HAW/FH sowie deren Internationalisierung ist zu erkennen, dass sie keine homogene, sondern eine äußerst heterogene Gruppe darstellen, was auch auf Unterschiede in Größe, Trägerschaft, Standort und Fächerangebot zurückzuführen ist.

Befund 3: HAW/FH weisen in den meisten Bereichen einen niedrigeren Internationalisierungsgrad auf als Universitäten.
Trotz der positiven Entwicklung der HAW/FH – sowohl generell als auch im Hinblick auf die Internationalisierung – weisen deutsche Universitäten in den meisten Bereichen einen höheren Internationalisierungsgrad auf als HAW/FH. In einigen Bereichen – bedingt durch ihre spezifische Ausrichtung – haben HAW/FH ihre Internationalisierung jedoch weiter vorangebracht als Universitäten.

Befund 4: HAW/FH sind bei Beteiligung an öffentlichen Fördermitteln für die Internationalisierung häufig unterrepräsentiert.
Anhand der DAAD-Förderbilanzen sowie der Entwicklung der EU-Drittmittel lässt sich nachweisen, dass der Anteil der zur Verfügung stehenden Fördermittel an Universitäten deutlich höher liegt als an HAW/FH.

Neben diesen vier Befunden wertet das Arbeitspapier eine Umfrage unter den DAAD-Mitgliedshochschulen zur strategischen Ausrichtung der Internationalisierung aus. Es wird erörtert welche Bedeutung Internationalisierung im Einzelnen hat, inwieweit Internationalisierungsstrategien an HAW/FH verbreitet sind, welche Zielsetzungen, Prioritäten, sowie regionalen Ausrichtungen sie aufweisen und welche Hindernisse auf dem Weg zur internationalen HAW/FH auftreten.

Um den Anstieg des Internationalisierungsgrads von HAW/FH weiter auszubauen und eine flächendeckende Förderung anzustreben, bietet das DAAD-Programm HAW.International Fördermöglichkeiten, die auf die Bedürfnisse von HAW/FH zugeschnitten sind. Das Arbeitspapier diskutiert darüber hinaus weitere potenzielle Maßnahmen, um die positive Entwicklung der Internationalisierung von HAW/FH fortzusetzen.

HAW Internationalisierung aktueller Stand Leifgen

privat


Hans Leifgen (4. Juni 2020)

Weitere Informationen

Die wachsende Bedeutung der Internationalisierung von HAW/FH spiegelt auch das im Jahr 2019 ins Leben gerufene DAAD-Programm HAW.International wider. Das vom BMBF finanzierte Programm richtet sich direkt an HAW/FH und zielt darauf ab, langfristig eine umfassende und nachhaltige Internationalisierung voranzubringen sowie das Modell HAW/FH im Ausland bekannter zu machen. Auf diese Weise stärkt es die Wettbewerbsfähigkeit der HAW/FH und die Verbindungen zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft. Zudem trägt das Programm dazu bei, die Studierenden auf den international geprägten Arbeitsmarkt vorzubereiten.