Partnerschaft und Dialog mit der arabischen Hochschulwelt

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Der DAAD unterstützt mit den Mitteln des Auswärtigen Amtes vielfältige Kooperationsprojekte deutscher und arabischer Hochschulen in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas. 

Die Zusammenarbeit mit Hochschulen in arabischen Ländern hat beim DAAD eine lange Tradition. Seit dem Arabischen Frühling 2011 unterstützt er mit Mitteln des Auswärtigen Amtes im Rahmen der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft die Modernisierung des Bildungswesens im Nahen Osten und in Nordafrika (MENA). Mit einer Artikelserie wird DAAD Aktuell zeigen, wie vielfältig die Kooperation der deutschen und arabischen Hochschulen in der MENA-Region ist, was sie bewirken kann und wie deutsche Hochschulen davon profitieren.

Nachdem er immer wieder von den Behörden drangsaliert worden war, übergoss sich der tunesische Gemüsehändler Mohamed Bouazizi im Dezember 2010 mit Benzin, ging in Flammen auf und starb wenige Tage später an seinen schweren Verbrennungen. Es folgten Massenproteste der Bevölkerung, die zunächst blutig niedergeschlagen wurden. Doch führende Militärs stellten sich auf die Seite der Demonstrierenden, die Diktatur brach schließlich zusammen: Machthaber Ben Ali floh Mitte Januar 2011 aus dem Land. Was mit den tödlichen Flammen in Tunesien begann, breitete sich bald wie ein Flächenbrand über viele Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas aus. In Ägypten wurde Präsident Hosni Mubarak gestürzt, in fast allen arabischen Ländern kam es zu Unruhen. Die Unzufriedenheit vor allem der jungen, perspektivlosen Bevölkerung brach sich Bahn. Der sogenannte Arabische Frühling war für viele ein Zeichen der Hoffnung – für Demokratisierungs- und Reformprozesse in den Ländern der MENA-Region.

Bildung als Schlüsselelement für den Wandel
Seit 2011 begleitet Deutschland die politischen Veränderungen im Rahmen der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft. Die Hochschulen nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. „Bildung gilt als Schlüsselelement für einen erfolgreichen Wandel“, sagt Dr. Reinhard Babel, Leiter des DAAD-Referats „Kooperationsprojekte in Nahost, Asien, Afrika und Lateinamerika“. So sind die zusätzlichen Förderprogramme seit 2011 mit Mitteln des Auswärtigen Amtes auf die Bedürfnisse der Hochschulen im Transformationsprozess zugeschnitten. Sie schaffen Chancen für die Reformbestrebungen arabischer Hochschulen und die Kooperation mit deutschen Partnern.

Gender, Gesundheit und Granatapfelanbau 
Die anfänglichen Hoffnungen, die mit dem Arabischen Frühling verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. Das haben die Entwicklungen in den arabischen Ländern bis heute gezeigt – doch die Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft läuft weiter. Denn die Forderungen der Bevölkerung nach mehr Partizipation in der MENA-Region bleiben bestehen und eine nachhaltige Stärkung von Reformansätzen braucht eine langfristige Unterstützung. Reinhard Babel zieht eine positive Bilanz: „Diese DAAD-Förderprogramme geben deutschen Hochschulen flexible Instrumente an die Hand, um bedarfsgerecht, kulturspezifisch und zielorientiert mit Partnerhochschulen in verschiedenen Ländern an gemeinsamen Lehr- und Forschungsprojekten zu arbeiten. Die Ergebnisse der Projekte sind in fast allen Fällen ausgesprochen erfreulich. Insbesondere die jungen Studierenden – von denen oft deutlich mehr als die Hälfte Frauen sind – bestechen durch überwältigend große Neugier, Offenheit und Begeisterung für die Wissenschaft. Die wichtigste Erkenntnis ist dabei nicht selten eine sokratische: Im gegenseitigen Austausch generiert sich Wissen gerade dann, wenn man feststellt, was man alles nicht weiß, über den Anderen und über sich selbst.“

Partnerschaft und Dialog mit der arabischen Hochschulwelt

Jan Söhlke

Dr. Reinhard Babel, Leiter des DAAD-Referats „Kooperationsprojekte in Nahost, Asien, Afrika und Lateinamerika“, zieht ein positives Fazit aus der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft.

Aktuell laufen 53 Projekte, die bis Ende des Jahres 2020 gefördert werden. Sie führen von Berlin in den Libanon, von Magdeburg nach Tunesien, von Würzburg nach Jordanien. Sie beschäftigen sich mit Themen wie Gender, Gesundheit und Granatapfelanbau, sie umfassen viele Studienfächer von Sprachwissenschaften über Soziale Arbeit bis zur Sportwissenschaft. Im Fokus stehen die Stärkung der Qualität von Forschung und Lehre, der Wissenstransfer zwischen den Partnerhochschulen sowie die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen an den arabischen Hochschulen. 

Partnerschaft und Dialog
An der Transformationspartnerschaft sind aktuell die Zielländer Jemen, Jordanien, Libyen, Marokko, Tunesien, Irak und Libanon beteiligt. Drei Programmlinien werden seit 2012/13 gefördert: Hochschulpartnerschaften, Forschungspartnerschaften sowie Kurzmaßnahmen zur Anbahnung und Vorbereitung derselben. Kooperationsvorhaben mit Hochschulen in arabischen Staaten können auch im Rahmen des Programms „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ beantragt werden. Diese Förderung – ebenfalls mit Mitteln des Auswärtigen Amtes – legt den Schwerpunkt auf kulturelle Sensibilisierung und Verständigung.

Eine Artikelserie in DAAD Aktuell wird einen Einblick in die vielfältigen Kooperationsprojekte in der MENA-Region geben.

Britta Hecker (1. September 2020)

Weitere Informationen

Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft
Im Jahr 2012 startete das Förderprogramm mit Mitteln des Auswärtigen Amtes mit den Zielländern Ägypten und Tunesien, 2013 kamen Jemen, Jordanien, Libyen und Marokko hinzu, 2016 Irak und Libanon.

Deutsch-Ägyptische Fortschrittspartnerschaft
Wegen der schwierigen politischen Rahmenbedingungen wurde die Förderung neuer Kooperationsmaßnahmen mit Ägypten im Rahmen der Transformationsprogramme 2015 ausgesetzt; mit der „Deutsch-Ägyptischen Fortschrittspartnerschaft“ lebte sie 2019 wieder auf.

Hochschuldialog mit der islamischen Welt
Auch im Hochschuldialog-Programm können Kooperationsmaßnahmen mit Hochschulen in arabischen Staaten gefördert werden. Hier liegt der Schwerpunkt auf kultureller Sensibilisierung und Verständigung.