Digitale Infrastruktur für transnationale Lehre

DAAD

Im Themenbereich 3 der Digitalisierungskonferenz geht es um die digitale Verwaltung und den Transfer von Studiendaten.

Anfang Oktober lädt der DAAD zur virtuellen Digitalisierungskonferenz „Moving target digitalisation“ ein, auf der die Internationalisierung im Zeichen des digitalen Wandels unter verschiedenen Aspekten betrachtet wird. Einen Schwerpunkt bilden die digitale Verwaltung und der Transfer von Studierendendaten. DAAD Aktuell stellt exemplarisch den Konferenzbeitrag „Digital Mobil“ der Fachhochschule Bielefeld vor.

Deutschland hat am 1. Juli 2020 für ein halbes Jahr den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernommen. Gemäß dem Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen.“ soll Europa stärker und souveräner aus der aktuellen Corona-Krise hervorgehen. Unter anderem werden dafür die Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen der Bildungs- und Arbeitswelt in den Blick genommen. Internationale Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen, Partner Europäischer Hochschulallianzen, Studierende und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sind eingeladen, am 5. und 6. Oktober an der vom DAAD ausgerichteten virtuellen Digitalisierungskonferenz teilzunehmen, um über die Internationalisierung der Hochschulbildung im digitalen Wandel zu diskutieren . Ein Thema der Konferenz „Moving target digitalisation: re-thinking global exchange in higher education“ sind die digitale Verwaltung und der Transfer von Studierendendaten. Dazu Peter Hassenbach, Referatsleiter im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dort unter anderem verantwortlich für das Förderprogramm „Internationale Mobilität und Kooperation digital“ (IMKD): „Internationalisierungsaktivitäten setzen immer auch funktionierende Verwaltungsprozesse voraus. Digitale Infrastrukturen und gemeinsame Datenstandards tragen dazu bei, Verwaltungsprozesse auf nationaler Ebene sowie im europäischen Hochschulraum und darüber hinaus effizienter zu machen, für Studierende und Hochschulen gleichermaßen.“

Die fünf Themenbereiche der Konferenz:

  1. Kollaboration digital: Kooperationen und Partnerschaften
  2. Austausch und Mobilität: physisch – blended – virtuell
  3. Digitale Verwaltung und Transfer von Studierendendaten: Daten-Ökosysteme und Datensouveränität
  4. Attraktivität der Hochschulen in der globalen Wissensgesellschaft
  5. Wissenstransfer, ‘Third Mission’ und Offene Bildungspraxis
Digitale Infrastruktur für transnationale Lehre

BMBF, Michael Jordan


Peter Hassenbach, Referatsleiter BMBF: „Die Grundlage für alle Internationalisierungsaktivitäten sind die Datennutzung und Datenübertragung von ein- und ausgehenden Studierenden.“

Das Projekt „Digital Mobil@FH Bielefeld“
Wie man Infrastrukturen vereinfachen kann, beleuchtet beispielsweise das Projekt „Digital Mobil@FH Bielefeld“. Es soll allen Studierenden internationale Erfahrungen ermöglichen − unabhängig davon, ob in ihren Studiengängen ein Auslandaufenthalt vorgesehen ist oder nicht. „Bei Digital Mobil befinden wir uns gerade in der Pilotphase und testen, wie sich Learning Management Systeme von verschiedenen Hochschulen effizient miteinander verbinden lassen, damit Studierende, Lehrende und Verwaltung einen bequemen Zugang zu den Online-Ressourcen und Kollaborationsplattformen ihrer Partnerhochschulen bekommen. Aktuell arbeiten wir hier mit der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul zusammen“, sagt Daniel Kappe, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH Bielefeld und seit Juni im Projekt für die technische Realisation zuständig.

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FH Bielefeld


„At the touch of a button“ – also auf Knopfdruck: So soll für Daniel Kappe, technischer Projektverantwortlicher von „Digital Mobil@FH Bielefeld“, demnächst der Austausch zwischen internationalen Hochschulpartnern funktionieren.

Learning Management Systeme miteinander kommunizieren lassen
Learning Management Systeme (LMS) seien zwar mittlerweile weltweit Standard an den Hochschulen, aber es existiere kein einheitliches System, beschreibt Kappe die Herausforderung. In Deutschland werden beispielsweise die Open-Source-Systeme ILIAS und Moodle genutzt – beides kostenfreie Plattformen, die sich je nach Bedarf durch Programmierung oder Plug-ins ergänzen lassen. In anderen Ländern greifen Hochschulen teilweise auf kommerzielle Anbieter zurück, deren Plattformen häufig in sich geschlossen sind und kaum Schnittstellen nach außen anbieten.

Ein Log-in, nahtloser Systemwechsel
„Unser Ziel ist es, das ILIAS-System der FH Bielefeld mit vielen anderen Systemen sprechen zu lassen, um die virtuelle Mobilität zu steigern“, sagt Kappe. Das bisherige Prozedere: Ein ausländischer Studierender, der an der FH Bielefeld einen Kurs virtuell belegen will, muss sich an der FH Bielefeld einschreiben, um die entsprechenden Log-in-Informationen zu bekommen. Er besitzt also nicht nur die Log-in-Daten für seine Heimathochschule, sondern zusätzlich Log-in-Daten für jede weitere Hochschule, bei der er virtuell einen Kurs belegen möchte. „Wir suchen nach geeigneten Schnittstellen zwischen den LMS der Hochschulen, damit ein Studierender die für ihn relevanten Kurse von Partnerhochschulen direkt in seinem Heimatsystem angezeigt bekommt und bequem über einen Link zu dem System der Partnerhochschule wechseln kann.“

Live-Demo – Entscheidungsfindung
Auf der Digitalisierungskonferenz stellt Daniel Kappe mit seiner Kollegin Vicky Großkreuz, die im Projekt als Instructional Designerin für die didaktische und technische Beratung der Lehrenden zuständig ist, zwei Gangarten vor, wie sich Learning Management Systeme miteinander verbinden lassen: über den LTI-Standard (Learning Tools Interoperability) und den E-Learning Community Server (ECS) – vereinfacht gesagt eine kleine und eine große Lösung. „In einer Live-Demo mit Video und Präsentation zeigen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie LTI und ECS funktionieren. Wir stellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten vor, welche Lösung sich wann anbietet und wollen einen Einblick geben, was Lehrende davon haben“, so Vicky Großkreuz. Das Ganze erfolgt am Beispiel der Kooperation zwischen der FH Bielefeld und der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul, die in diesem Wintersemester mit dem englischsprachigen Master-Doppelabschluss International Business Management starten.

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Privat


Instructional Designerin Vicky Großkreuz will den Konferenzteilnehmenden anhand von „Digital Mobil“ zeigen, wie einfach sich in kleinen Schritten digitale Tools für die internationale Lehre einsetzen lassen.

Sichere IT-Infrastruktur
Entscheidend sei, sagt Kappe, dass die Datensicherheit stets gewährleistet bleibe. Alle Services, die die FH beispielsweise anbietet, werden auf einer großen IT-Infrastruktur abgebildet: Das Learning Management System ILIAS, der Online-Service für die Einschreibung und die Prüfungsanmeldung, das Mailingsystem und das Medienportal. „Mit LTI und ECS geben wir die Möglichkeit, auf Teile dieser Infrastruktur zuzugreifen. Wichtig ist, dass es immer nur ein sehr spezifischer Bereich ist, auf den die externen Studierenden gesichert zugreifen können, ohne viele Daten preiszugeben.“

Bereitschaft, Wandel anzustoßen
Die beiden Projektverantwortlichen freuen sich auf den Austausch während der Konferenz: „Unser Projektbeitrag ist keine IT-Anleitung für Fachleute, sondern bietet einen Überblick, was möglich ist. Das ist sowohl für Mitarbeitende aus der IT und der technischen Verwaltung interessant als auch für die Lehrenden. Gerade mit ihrer Sichtweise aus der Praxis werfen die Lehrenden oft spannende Fragestellungen auf“, sagt Großkreuz. Überhaupt sei diese Offenheit und Bereitschaft, den Wandel an der eigenen Hochschule anzustoßen, eine der wichtigsten Kompetenzen für eine gelungene digitale Internationalisierung.

Internationale Vernetzung als Motivator
Wie sich die FH Bielefeld die Hochschule der Zukunft vorstellt? Das beantwortet Judith Peltz, Leiterin des International Office an der FH Bielefeld, und knüpft damit an die Erfahrung von Vicky Großkreuz an: „Die international vernetzte Lern- und Arbeitsumgebung ist für die Hochschulangehörigen keine Belastung, sondern eine Motivation. Der verantwortungsvolle Umgang mit digitalem Wandel und das Agieren in globalen Netzwerken ist für Studierende, Lehrende und Beschäftigte Normalität.“

HAW als Motor für ein starkes Europa
Auf dem Weg dorthin leistet die FH Bielefeld mit Projekten wie „Digital Mobil“ oder den internationalen Microcredentials – Online-Kurse, für die es ein Micro-Zeugnis gibt – ihren Beitrag für ein innovatives und nachhaltiges Europa. Einen Wunsch an die Europäische Union formulieren Judith Peltz und ihre Kolleginnen und Kollegen sehr konkret: „Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften wünschen wir uns natürlich auch die Berücksichtigung dieses Hochschultyps in den europäischen Kontexten. Bisher sind in den geförderten europäischen Hochschulnetzwerken nur wenige Hochschulen für Angewandte Wissenschaften vertreten.“

Astrid Hopp (30. September 2020)

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