Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

Velavan

Ideenwettbewerb, um die Folgen der Covid-19-Pandemie zu bekämpfen: Im Vietnamesisch-Deutschen Zentrum für Medizinische Forschung (VG-CARE) im 108 Military Central Hospital in Hanoi wird für eine Impfstudie Personal weitergebildet.

Entwicklungs- und Schwellenländer leiden besonders unter der Corona-Pandemie. Der DAAD rief zu einem Ideenwettbewerb auf, um innovative Maßnahmen gegen die Pandemie und deren Folgen zu fördern. DAAD Aktuell stellt einige Projekte vor. 

Internationale Förderprojekte haben es in Zeiten von Corona schwer. Weil weltweit Universitäten geschlossen und Reisen eingeschränkt sind, können viele Hochschulen ihre Vorhaben mit Partnern in Entwicklungs- und Schwellenländern (ESL) nicht wie geplant umsetzen. Doch gerade Länder mit schwachen Gesundheitssystemen treffen die Folgen der Covid-19-Pandemie besonders hart. Gesucht wurden daher bis Ende Oktober innovative Ideen und Lösungsansätze, wie der aktuellen Pandemie und künftigen Krisenszenarien begegnet werden kann. In einem Ideenwettbewerb fördert der DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) innovative sowie vor allem „machbare“ Maßnahmen, die bis zum Jahresende 2020 entwickelt und umgesetzt werden können. 

„Die etablierten Hochschulpartnerschaften zwischen Hochschulen in Deutschland und ihren Projektpartnern in den ESL, die wir zum Beispiel im Rahmen der BMZ-geförderten Partnerschaftsprogramme PAGEL, Biodiversität sowie den Fachbezogenen und DIES-Partnerschaften fördern, bilden eine solide Basis, um solche Lösungen zielgenau zu entwickeln und voranzutreiben“, sagt Heike Heinen-Kritz, Referentin Partnerschaftsprogramme (siehe Infobox) und Ideengeberin für den Wettbewerb. Die geförderten Maßnahmen sollen in den ESL zur Linderung der Covid-19-Pandemie beitragen oder negativen Folgen vor Ort entgegenwirken. Ein besonderer Fokus soll dabei auf die Bewältigung von Problemen in besonders vulnerablen Kontexten gelegt werden, etwa in Verbindung mit Flucht, Hunger oder belasteten Gesundheitssystemen.

Wir stellen elf innovative Projekte vor, die im Rahmen des Ideenwettbewerbs gefördert werden:

Studie zum Vitamin-D-Spiegel im Zusammenhang mit SARS-CoV2-Infektionen

Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Vitamin-D-Spiegel von älteren Menschen und einer SARS-CoV2-Infektion? Im Rahmen von Covid-19-Testungen in einem Gesundheitszentrum in Santiago de los Caballeros in der Dominikanischen Republik wurde deutlich, dass bei positiv getesteten Patientinnen und Patienten im Gegensatz zu nicht erkrankten Menschen veränderte Vitamin-D-Werte auftraten. Aus diesem Grund führt die Pontificia Universidad Católica Madre y Maestra (PUCMM) nun eine Längsschnittstudie durch, bei der diesem Phänomen in Gesundheitszentren weiter nachgegangen werden soll.

Beteiligte Hochschulen: Hochschule Furtwangen (HFU), Pontificia Universidad Católica Madre y Maestra (PUCMM), Dominikanische Republik 
Programm: PAGEL  

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

PUCMM

Entwicklung eines smarten, kontaktlosen Handdesinfektionsspenders

Die Partnerhochschule der Universität Köln in Marokko, die Mohammed V University of Rabat, organisierte eine „Challenge Covid-19“, in der Gründungsideen vorgestellt wurden, die Probleme im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie angehen. Der Prototyp eines kontaktlosen Handdesinfektionsspenders, der auch über eine App gesteuert werden kann, soll nun weiterentwickelt und zum Einsatz gebracht werden.

Beteiligte Hochschulen: Universität zu Köln, Mohammed V University of Rabat, Marokko
Programm: DIES

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

Universität zu Köln

Impfstoffstudie

In verschiedenen Ländern (Bangladesch, Deutschland, Kanada, Korea, Uganda, Vietnam) soll eine groß angelegte Impfstoffstudie durchgeführt werden. Um dieses Vorhaben in Vietnam umsetzen zu können, werden Mediziner und eine technische Assistentin aus Vietnam darin geschult, asymptomatische und symptomatische Krankheitsverläufe besser zu diagnostizieren. Einerseits soll so die Durchführung der Impfstoffstudie gewährleistet werden. Andererseits wird die Expertise am Vietnamesisch-Deutschen Zentrum für Medizinische Forschung (VG-CARE) im 108 Military Central Hospital in Hanoi langfristig weiter ausgebaut. 

Beteiligte Hochschulen: Eberhard Karls Universität Tübingen, 108 Military Central Hospital Hanoi, Hanoi Medical University, Vietnam
Programm: PAGEL

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

Velavan

Aufbau eines Planetary-Health-Netzwerks in Ostafrika

Mitglieder der Planetary Health Alliance im globalen Süden arbeiten daran, noch in diesem Jahr in mehreren Regionen weitgehend eigenständige Planetary Health Hubs (Netzwerke) aufzubauen. Dafür gibt es bereits Projektteams in Südostasien und Südamerika. Als weiterer regionaler Hub soll in Zusammenarbeit mit Mitgliedern von Planetary Health in Kenia ein Netzwerk in Ostafrika aufgebaut werden. Die Hubs verfolgen den Zweck, Fachleute und Interessierte zu vernetzen und entsprechende Lern- und Weiterbildungsinhalte im akademischen Kontext zu formulieren und zu erproben. Dabei geht es darum, die durch die Corona-Pandemie verursachte Gesundheits- und Wirtschaftskrise zu verstehen und daraus jeweils lokal angepasste Handlungsansätze zu entwickeln.

Beteiligte Hochschulen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Addis Ababa University, Äthiopien 
Programm: PAGEL

Syndromüberwachung bei Covid-19-Fällen in Äthiopien

Ziel des Projekts ist die Einführung einer Syndromüberwachung als Untersuchungsansatz, bei dem Informationen über den symptomatischen Verlauf von Atemwegsinfektionen gesammelt werden. Diese sollen entscheidend zu weiteren Covid-19-bezogenen Untersuchungen des öffentlichen Gesundheitswesens in Äthiopien beitragen. Das Syndromüberwachungssystem wird Folgendes bieten: zusätzliche Frühwarnung durch die Erfassung von Symptomen anstelle von laborbestätigten Diagnosen sowie Situationsbewusstsein während eines Vorfalls, um in Echtzeit über den Verlauf des Vorfalls in der Bevölkerung zu informieren.

Beteiligte Hochschulen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Addis Ababa University, Äthiopien
Programm: PAGEL
 

Digitales Arbeiten im Ausnahmezustand

Im Rahmen eines digitalen Vortrags- und Arbeitsworkshops soll eine (mathematische) Grundlage für digitales Arbeiten in Ausnahmezuständen während der Covid-19-Pandemie entwickelt werden. Darüber hinaus soll die Rolle der Angewandten Mathematik im Zusammenhang mit Covid-19 in Peru und generell in Lateinamerika gestärkt werden.

Beteiligte Hochschulen: Otto von Guericke Universität Magdeburg, Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima, Peru
Programm: Fachbezogene Partnerschaften
 

Verfügbarkeit von Ressourcen im Gesundheitssystem

Das Wissen, welche Ressourcen im Gesundheitssystem (zum Beispiel freie Intensivbetten, Ärzte, Personal) wann, wo und auf welchem Wege zur Verfügung stehen, sowie die Übertragung von Informationen zu bestätigten Krankheitsfällen in Echtzeit sind entscheidend, um die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu reduzieren. Die innovative Lösung für dieses Problem besteht unter anderem in der Sammlung großer Datenmengen in einem digitalen Netzwerk, das Angaben zu Personal und Ausrüstung des Gesundheitssektors umfasst. Dafür soll ein Konzept evaluiert und erarbeitet werden. Die anschließende Analyse und Optimierung durch einen maßgeschneiderten Algorithmus für maschinelles Lernen soll zu einer effizienteren Ressourcenallokation führen sowie zu einer fundierten Entscheidungsgrundlage aufgrund neu identifizierter Trends und Vorhersagen.

Beteiligte Hochschulen: Universität Leipzig, IRGIB Africa University, Benin, Makerere University, Uganda 
Programm: Partnerschaften zur Förderung der Biodiversität in Entwicklungsländern

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

mewedo

Virtuelle psychosoziale Unterstützung für Pflegepersonal

Die Codiv-19-Pandemie hat im Iran bei vielen Pflegekräften zu übermäßigen Belastungen geführt. Vermehrt traten psychosomatische Symptome sowie psychologische Folgen auf, darunter Depressionen, Angstzustände und Empathie-Ermüdung. Das Hauptziel dieses Projekts besteht darin, virtuelle psychosoziale Unterstützung für das Pflegepersonal aufzubauen. Nach Durchführung einer Bedarfserhebung und Informationsbeschaffung sollen entsprechende Dienstleistungspakete für die Betroffenen erstellt werden.

Beteiligte Hochschulen: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Isfahan University of Medical Sciences und Danesh-e Tandorosti Institute, Isfahan, Iran 
Programm: PAGEL

Erstellung einer App „Escritura académica“

Wegen der pandemiebedingten Schließung beschränkt sich der Studien- und Prüfungsbetrieb an der Hochschule in Bolivien weitgehend auf schriftliche Leistungen der Studierenden. Deren Studienerfolg könnte auch darunter leiden, dass der Erwerb wissenschaftlicher Schreibkompetenz unter den gegebenen Umständen nicht ausreichend gefördert werden kann. Eine vergleichbare Situation dürfte auch an anderen Hochschulen in Bolivien und in anderen Ländern der Region gegeben sein. Deshalb soll eine App erstellt werden, die Studierende aus bildungsfernen Milieus beim Verfassen ihrer akademischen Texte unterstützt und ihnen in möglichst niedrigschwelliger Weise Schreibhilfen zur Verfügung stellt. Dabei geht es um die allgemeine Wissenschaftssprache und Konventionen des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens über alle Disziplinen hinweg, nicht um die Terminologie bestimmter Fächer.

Beteiligte Hochschulen: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Universidad Salesiana de Bolivia (USB), Bolivien 
Programm: DIES

Lernprojekt mit Bezug auf SARS-CoV-2

Im laufenden PAGEL-Projekt wurde die Idee für ein großangelegtes wissenschaftliches Lernprojekt mit Bezug auf SARS-CoV-2 entwickelt. In diesem Projekt sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende der CHRESO University in Sambia unter Anleitung des Heidelberg Institute of Global Health eine Studie über Kenntnisse, die Einstellung zu Schutzmaßnahmen und Verhaltensweisen während der Pandemie durchführen. Die Ergebnisse sollen als Vorabergebnisse und in Form eines wissenschaftlichen Artikels veröffentlicht werden und helfen, entsprechende Aufklärungs- und Schutzkampagnen für die Bevölkerung umzusetzen und somit den Schutz der Menschen vor einer weiteren Ausbreitung der Pandemie zu erhöhen.

Beteiligte Hochschulen: Heidelberg Institute of Global Health, CHRESO University in Lusaka, Sambia
Programm: PAGEL

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

Universität Heidelberg

Selbsterklärendes, kinderfreundliches Covid-19-Informationspaket

Das Projekt visiert eine Zielgruppe an, die ansonsten weniger im Fokus steht, dabei aber durchaus große Bedeutung für die Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus hat: Kinder. Sie sind häufiger als Erwachsene nach einer Infektion asymptomatisch, können aber dennoch zur Ausbreitung des Virus beitragen. Ihnen angemessene Hygienemaßnahmen spielerisch nahezubringen, ist Ziel dieser Idee: Geplant ist ein kinderfreundliches Malbuch für 6- bis 12-Jährige, das altersentsprechend kontextrelevante Geschichten erzählt. Auf diese Weise sollen kindgerechte Informationen über Covid-19 vermittelt werden. Dazu zählen unter anderem Bewältigungsstrategien für die Zeit der Quarantäne oder für den Umgang mit dem Verlust von Angehörigen aufgrund der Pandemie. 

Beteiligte Hochschulen: Fachhochschule Dortmund, University of Kwazulu-Natal, Südafrika
Programm: Fachbezogene Partnerschaften

Covid-19: Mit kreativen Ideen die Folgen bekämpfen

University of Kwazulu-Natal

Weiterführende Links

Der Ideenwettbewerb lief bis zum 31. Oktober 2020. Teilnahmeberechtigt waren Hochschulen, die bereits Zuwendungen in einem der aus Mitteln des BMZ geförderten Programme erhalten:

Britta Hecker (4. November 2020)