Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

Jan von Allwörden/DAAD

Seit 2007 bringt die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit (NA DAAD) im Zwei-Jahres-Rhythmus eine Studie zur Anerkennung von Auslandsstudienleistungen heraus.

Wer im Ausland studiert, möchte die erbrachten Leistungen von der Heimathochschule anerkannt bekommen. Funktioniert das immer reibungslos? Wie es um die Anerkennung der sogenannten ECTS-Kreditpunkte steht, prüft der DAAD regelmäßig und gibt dazu die Studie „Anerkennung – (k)ein Problem?“ heraus. Die Ergebnisse der jüngsten Studie hier im Überblick.

Für Studierende ist es wichtig, dass ihnen die Leistungen in Form von ECTS-Kreditpunkten, die sie an einer Gasthochschule im Ausland erbringen, von ihrer Heimathochschule anerkannt werden. 6.000 Studierende, die von 2017 bis 2019 im Ausland waren, hat der DAAD nach ihren Erfahrungen mit dem Anerkennungsprozess gefragt und die Ergebnisse in der Studie „Anerkennung – (k)ein Problem? 2019“ zusammengefasst. Dazu Dr. Susanne Wilking, bei der Nationalen Agentur für Hochschulentwicklung (NA DAAD) verantwortlich für die Durchführung und Auswertung der Studie: „Wir machen diese Umfrage alle zwei Jahre und jetzt schon zum siebten Mal. Die Rückmeldung der Studierenden ist uns wichtig, da die Anerkennung von Leistungen ein ganz zentraler Aspekt ist, wenn es darum geht, den internationalen Austausch und damit die Mobilität zu vereinfachen und zu fördern.“

Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

privat


Dr. Susanne Wilking, Referentin beim DAAD im Bereich Erasmus+: „Der Bologna-Prozess entwickelt sich kontinuierlich weiter. Daher muss unsere Studie immer wieder neue Fragestellungen zur Anerkennung berücksichtigen.“

Eines der Kernergebnisse der aktuellen Studie: Von allen an ausländischen Gasthochschulen erreichten ECTS-Kreditpunkten werden 81 Prozent anerkannt. „Generell merken wir, dass die Hochschulen mittlerweile eingespielte Abläufe in ihren Fachbereichen haben. Es gibt immer mehr Dozentinnen und Dozenten sowie Fachpersonal in den Hochschulverwaltungen, die sich mit der Anerkennungsthematik gut auskennen und in enger Abstimmung mit den Studierenden zu zufriedenstellenden Ergebnissen kommen“, so Wilking.

Differenziert betrachten
Der Grad der Anerkennung lässt sich laut Wilking in verschiedenen Ergebnissen zum Ausdruck bringen. So bilde man die Erfahrungen der Studierenden nur richtig ab, wenn die Fragestellungen viele Facetten berücksichtigten. „Wir müssen sehr präzise fragen. So haben wir jetzt erstmals auch nach der Anerkennungsfähigkeit von Kreditpunkten gefragt. Die Quote der Anerkennung ist hier mit 93 Prozent sehr hoch“, sagt Wilking. Warum es wichtig war, den Punkt der Anerkennungsfähigkeit gesondert abzufragen? Geht beispielsweise ein Mathematikstudent ins Ausland und belegt an der Gasthochschule neben seinen Mathematikkursen aus eigenem Interesse noch einen Kurs in Kunstgeschichte, so ist ihm von vornherein klar, dass die Kreditpunkte für diesen Kurs nicht anerkannt werden und nur seine Mathematikkurse anerkennungsfähig sind. Würde man pauschal nur nach der Anerkennung der erreichten Kreditpunkte fragen, bekäme man ein eingeschränktes Bild vermittelt.

Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

DAAD

Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

DAAD



Hohe Anerkennung bei international ausgerichteten Studiengängen
Weitere Faktoren, die den Anerkennungsprozess beeinflussen, sind beispielsweise das Studienfach oder die Hochschulart. So erreichen die Wirtschaftswissenschaften seit Jahren eine hohe Anerkennungsquote, während die Rechtswissenschaften auf der Rangliste auf dem letzten Platz liegen. „Wir vermuten, dass es auf die Auslandsorientierung der Fachbereiche zurückzuführen ist“, sagt Wilking. „Die Wirtschaftswissenschaften sind in der Regel ein sehr international ausgerichtetes Studium. Ein hoher Anteil der Studierenden geht ins Ausland, weil es das Studium ermöglicht oder erfordert. Hinzukommt, dass die Fachbereiche gute Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen aufgebaut haben.“ Wer hingegen in Deutschland Rechtswissenschaften studiere und zum Beispiel für ein Auslandssemester nach Dänemark gehe und Kurse im dänischen Recht belege, bekomme diese sehr wahrscheinlich nicht oder nur teilweise anerkannt.

HAW schneiden besser ab als Universitäten
Was außerdem auffällt: Die Anerkennungsquoten sind bei den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) höher als bei den Universitäten. „Die HAW sind in der Regel kleiner als die Universitäten“, erklärt Wilking. „Und die Erfahrung zeigt: Je kleiner eine Hochschule ist, desto kürzer sind die Wege und desto besser kommunizieren die am Anerkennungsprozess Beteiligten miteinander.“

Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

DAAD

Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen

DAAD


Fokus auf Lernergebnisse, nicht auf Inhalte
Insgesamt zieht Wilking ein positives Fazit, denn 76 Prozent der Befragten seien mit dem Umfang der Anerkennung zufrieden bis sehr zufrieden. Das komme auch in den vielen während der Online-Befragung abgegebenen Kommentaren der Studierenden zum Ausdruck. Dennoch will man bei den Fällen, die nicht zufriedenstellend waren, am Ball bleiben und die Heimathochschulen daran erinnern: Was bei der Anerkennung der Leistungen zähle, seien die Lernergebnisse und die Kompetenzen, die Studierende erworben haben. Es gehe nicht darum, ob die Inhalte der Module von Gasthochschule und Heimathochschule identisch seien. Dazu Wilking: „Denn das ist schließlich das Anliegen des Bologna-Prozesses und der internationalen Lissabon-Konvention: Die Anerkennung von Studienleistungen über die Grenzen hinweg soll transparent und gemäß nachvollziehbaren Regeln erfolgen und somit grenzüberschreitende Mobilität ermöglichen.“

Astrid Hopp (7. Januar 2021)

Informationen zur Umfrage „Anerkennung – (k)ein Problem? 2019“