Hoffnung für Vietnam: DAAD-Alumnus entwickelt Corona-Impfstoff
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Der vietnamesische Forscher und DAAD-Alumnus Dr. Do Minh Si.
Schon bald könnte aus Vietnam ein neuer Impfstoff gegen das Coronavirus kommen. Der Wissenschaftler Dr. Do Minh Si und sein Team arbeiten seit Monaten mit Erfolg daran. Si hat 2007 mit DAAD-Förderung an der Universität Greifswald promoviert.
Während seiner Zeit in Deutschland damals hätte der vietnamesische Wissenschaftler Dr. Do Minh Si nicht gedacht, dass er einige Jahre später an einem lebensrettenden Impfstoff im Kampf gegen die Corona-Pandemie forschen würde. „Ich kann jetzt mein ganzes Wissen nutzen und profitiere vom German Spirit“, sagt der 41-jährige DAAD-Alumnus. Si hat 2008 die Pharmafirma Nanogen in Ho-Chi-Minh-Stadt mit aufgebaut und ist dort inzwischen als Direktor verantwortlich für Forschung und Entwicklung.
Seit einigen Monaten forschen Si und sein Team daran, in Vietnam einen neuen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Die ersten Erfolge sind vielversprechend. Schon im Herbst 2021 könnte sein Unternehmen einen Impfstoff unter dem Namen „Nanocovax“ auf den Markt bringen, hofft der Biotechnologe. „Die Chancen stehen gut; wir testen das Serum bereits in der zweiten Phase an gesunden Freiwilligen“, sagt Do Minh Si.
Negative Auswirkungen von Umweltchemikalien
Promoviert wurde Do Minh Si von der Universität Greifswald. Von 2004 bis 2007 forschte er im Rahmen eines DAAD-Stipendiums dort in der Biologie, genauer in der Arbeitsgruppe für Physiologie und Biochemie der Tiere bei Professor Jan-Peter Hildebrandt. „Ich habe in Greifswald eine sehr gute Zeit verbracht“, schwärmt Do Minh Si. Er beschäftigte sich damals überwiegend mit Umweltchemikalien und ihrer negativen Auswirkung auf Menschen und Tiere. In seiner Doktorarbeit spezialisierte er sich auf Molekularbiologie.
Die Impfstoffentwicklung im Labor der Pharmafirma Nanogen in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Ein preisgünstiger und globaler Impfstoff
Wichtig ist für Do Minh Si, dass das künftige Vakzin preisgünstig produziert und global angeboten werden kann. Eine Dosis sollte nicht mehr als fünf US-Dollar kosten. Für die optimale Wirkung muss zweimal geimpft werden. Do Minh Sis erklärtes Ziel ist, „Nanocovax“ in großen Mengen auch in Vietnam herzustellen. Es wäre der erste eigene Impfstoff des Landes. Der Forscher verhandelt zudem mit anderen asiatischen Ländern, um dort Produktionsstätten zu errichten.
Es ist ihm wichtig, dass sein Impfstoff vor allem der Bevölkerung in weniger reichen Ländern, wie zum Beispiel seinem Heimatland, Bangladesch oder Myanmar, zugutekommt. Außerdem forscht das Team um Do Minh Si an Medikamenten mit monoklonalen Antikörpern, die bei einer Infektion mit dem Coronavirus den Patienten Linderung bringen und schwere Verläufe verhindern. Er denke an ein Spray, das schnell und unkompliziert eingesetzt werden kann, sagt Dr. Si.
Aufbewahrung bei Kühlschranktemperatur
Ein positiver Aspekt an „Nanocovax“ ist: Das Serum kann bei Kühlschranktemperatur transportiert und aufbewahrt werden, also bei Temperaturen zwischen zwei bis acht Grad, erklärt Do Minh Si. Es ist ein sogenannter Protein-Impfstoff, der Bestandteile des Coronavirus Sars-CoV-2 enthält. Bei dieser Art von Vakzinen reagiert das Immunsystem auf die Proteine und speichert die Antwort. Damit ist der Körper vorbereitet, wenn er mit den entsprechenden Viren konfrontiert wird. Auch Grippeimpfstoffe wirken auf diese Weise. „Man hat seit Jahren gute Erfahrungen damit gesammelt“, sagt der vietnamesische Wissenschaftler.
In den Jahren vor der Pandemie hat Do Minh Si für Nanogen an Wirkstoffen bei Hepatitis-C-Infektionen und rheumatischen Krankheiten geforscht. Momentan liegt der Fokus seiner Arbeit auf dem Corona-Impfstoff, obwohl es in Vietnam bislang im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Infizierte gegeben hat. Es seien auch nur sehr wenige Menschen an Covid-19 gestorben. Anfang des Jahres seien es weniger als hundert gewesen.
Mit seinem Doktorvater Jan-Peter Hildebrandt von der Universität Greifswald steht Do Minh Si immer noch in gutem Kontakt. „Do Minh Si hat viele sehr gute Ideen“, sagt Hildebrandt. Er setze all seine Kenntnisse ein, um etwas für die Gesellschaft zu tun. „Mit seinem Einfallsreichtum und seinem Forschungsdrang kann er viel bewegen.“ Die Universität Greifswald unterhält seit Ende der 1960er Jahre enge Kooperationen mit Partnerhochschulen in Vietnam. Die Austauschprogramme werden mit Stipendien des DAAD und des vietnamesischen Staats gefördert. Seit 2002 gibt es eine Außenstelle der Universität in Hanoi: das Joint Education and Training Centre (JETC). Do Minh Si war einer der ersten Studierenden dort, bevor er nach Deutschland ging.
Nun lehrt Do Minh Si selbst an der Vietnam National University in Ho Chi Minh City, wo er einst studierte. Er bringt den Studierenden nicht nur neueste Forschungserkenntnisse aus Immunologie und Biotechnologie bei, von ihm kann man lernen, neugierig zu sein und offen für Innovationen.
Sabine Buchwald (29. April 2021)
Der Beitrag ist zuerst erschienen im Alumni Portal Deutschland.