Vorsprung durch Digitalisierung

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Digitalisierung ist aus der internationalen Hochschulkooperation und akademischen Mobilität nicht mehr wegzudenken. Der DAAD gestaltet entsprechend dem Leitmotiv „Internationalisierung durch Digitalisierung” den Wandel mit, indem er neue Mobilitätsmuster fördert und die globale Vernetzung innerhalb der Wissenschaft, im Lehren und im Lernen stärkt.

Die Pandemie hat den digitalen Wandel im internationalen Hochschulsystem noch einmal beschleunigt: Vorlesungen finden inzwischen per Video-Stream statt – oft über Hochschul- und Ländergrenzen hinweg. Internationale Konferenzen oder Fachvorträge sind nun für Studierende und Forschende leichter zugänglich, und für Studierende werden neue Lehr- und Lernformate getestet. Auch der virtuelle Austausch innerhalb von Forschungsprojekten und Fachrichtungen sowie der Zugriff auf Forschungsdaten und globales Wissen haben einen weiteren Schub erfahren und tragen international zur Vernetzung der Wissenschaft bei. All diese Entwicklungen betreffen auch die Tätigkeitsfelder des DAAD. Generalsekretär Dr. Kai Sicks, ist zielgerichtetes Handeln wichtig: „Die Digitalisierung birgt Möglichkeiten, bestehende Strukturen und Prozesse zu überdenken und weiterzuentwickeln, um zu einer chancengerechteren, nachhaltigeren und gut vernetzten internationalen Wissenschafts- und Forschungslandschaft beizutragen. Sie spielt eine Schlüsselrolle in der gemeinsamen Betrachtung und Überwindung globaler Probleme.“

DAAD-Jahresbericht 2020: In vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr

Jörg Sänger/DAAD

DAAD-Generalsekretär Dr. Kai Sicks.

Dabei leiten vier Zielsetzungen das Handeln des DAAD: 

  • Digitalisierung schafft Zugänge: Studierende und Forschende aus dem In- und Ausland sollen die Bildungsangebote von Hochschulen weltweit einfacher nutzen können. 
  • Digitalisierung stärkt Netzwerke: Der digitale Austausch und der Aufbau von Netzwerken deutscher Hochschulen und internationaler Partner soll digital gestärkt werden.
  • Digitalisierung braucht Wissen: Wissen rund um Digitalisierung und Internationalisierung soll gesammelt und aufbereitet werden, um Hochschulen bei neuen Projektvorhaben zu unterstützen, Kompetenzen aufzubauen und digitale Freiheitsräume zu schaffen. 
  • Digitalisierung bietet Unterstützung: Prozesse in Lehre, Austausch und Verwaltung sollen durch die Digitalisierung erleichtert werden.

Zur konkreten Umsetzung dieser Ziele setzt der DAAD auf seine vielfältigen Förderprogramme sowie eigene Forschungs- und Entwicklungsideen. Die Bedürfnisse der Zielgruppen stehen hier konsequent im Mittelpunkt, und bei allen Einzelvorhaben bleibt das Gesamtbild einer digitalen „Student Journey“ im Blick. Denn Digitalisierung wirkt sich entlang des gesamten Studienverlaufs aus: angefangen bei Studienorientierung und -einstieg, über das komplette Studium sowie etwaige (virtuelle, hybride oder physische) Mobilitäten und Austausche hinweg, bis hin zum Abschluss und dessen Nachweis. 

Vorsprung durch Digitalisierung

DAAD

Digitaler Einstieg für internationale Studieninteressierte
Der DAAD setzt sich dafür ein, internationalen Studierenden den Weg nach Deutschland auch mit digitalen Mitteln zu ebnen. Bisher gibt es zwar viele Services rund ums Studium in Deutschland, sinnvoll miteinander verknüpft sind sie aber nur selten und dementsprechend schwer auffindbar. Für internationale Studieninteressierte, die sich noch im Findungsprozess befinden, bietet das DAAD-Portal „My Guide“ Unterstützung. Auf Basis eigener Interessen und Qualifikationen, gekoppelt mit den jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen, können sie nach passenden Studiengängen an deutschen Hochschulen suchen und die dazugehörigen Ansprechpartnerinnen und -partner vor Ort kontaktieren. 

Durch die Initiative „Digitaler Campus“ werden neben Informationen auch Angebote zur Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt in Deutschland auf einem Webportal gebündelt. Studieninteressierte können die noch notwendigen Qualifizierungen für ihren favorisierten Studiengang erlangen. Für diejenigen Schulabsolventinnen und -absolventen, die ein MINT-Studium in Deutschland anstreben, wird im Projekt „VORsprung“ ein Onlineprogramm zur Vorbereitung entwickelt. Zeit- und ortsunabhängig können die Lernenden ihre sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten ausbauen und bekommen kulturelles Wissen rund um das Alltagsleben in Deutschland vermittelt.

Vorsprung durch Digitalisierung

DAAD

Förderung neuer Ideen für Lehre und Austausch an den Hochschulen
Auch die Phase des Studiums bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für die digitale Internationalisierung: von Online-Lehr- und -Lernformaten über plattformgestützte, innovative Konzepte für weltweiten Austausch bis hin zu neuen Modi in der deutschlandweiten wie internationalen Zusammenarbeit zwischen Hochschulen. Zahlreiche Programme und Projekte des DAAD fördern die deutschen Hochschulen bei deren Digitalisierungsvorhaben entlang der „Student Journey“. „Mithilfe der Digitalisierung können vielfältige Formen des internationalen Austauschs erschlossen werden“, freut sich Sicks. „Bei der Erkundung dieses Terrains können wir alle viel voneinander, aber auch miteinander lernen. Deshalb legen wir besonderen Wert darauf, den Erfahrungsaustausch zu fördern und die Ergebnisse aus den Projekten zu sammeln, aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen.“

„Internationale Mobilität und Kooperation digital“ (IMKD)

Ein besonders relevantes Beispiel für die Förderung des Organisationswandels an Hochschulen ist das Programm „Internationale Mobilität und Kooperation digital“ (IMKD). Gefördert werden insgesamt sechs Projekte, in denen serviceorientierte, digitale Infrastrukturen an den Hochschulen implementiert und digitale Prozesse optimiert werden, um digitale internationale Studierendenmobilität strukturiert zu fördern. Durch neu entwickelte digitale Lehr-Lern-Szenarien bauen Lehrende, Studierende und das Hochschulpersonal digitale Kompetenzen und Methodenwissen aus. Die praktischen Erfahrungen aus diesen Projekten werden anderen Hochschulen und der Politik zugänglich gemacht.

„International Virtual Academic Collaboration“ (IVAC)

Ein weiteres erfolgreiches Programm geht ab Oktober 2021 bereits in die zweite Förderrunde: „International Virtual Academic Collaboration“ (IVAC). In der ersten Förderphase vernetzt IVAC 61 deutsche Hochschulen mit 165 internationalen Partneruniversitäten in 56 Ländern weltweit. Gemeinsam erstellen Dozentinnen und Dozenten campusübergreifende, kollaborative Lehr-Lern-Szenarien. Für die Studierenden heißt das: Sie arbeiten in international gemischten Teams in virtuellen Seminaren (sog. Virtual Exchanges) zusammen, in denen digitale Medien auf Basis verschiedener didaktischer Methoden zum selbstgesteuerten, studierendenzentrierten Lernen zum Einsatz kommen.

Vorsprung durch Digitalisierung

DAAD

Nahtloser digitaler Nachweis von Kompetenzen
Digitale Technologien eröffnen auch Studierenden neue Möglichkeiten, ihre erworbenen Kompetenzen in Form von Zertifikaten nachweisen zu können sowie ihre Abschlüsse digital ausgestellt zu bekommen und zu teilen. Damit digitale Bildungsnachweise in Zukunft individuelle Lernpfade national und international dokumentieren können, bedarf es neben technischer auch rechtlicher und politischer Voraussetzungen. Deshalb setzt sich der DAAD seit 2019 im internationalen Groningen Declaration Network (GDN) mit Akteurinnen und Akteuren aus der ganzen Welt dafür ein, ein weltweites Ökosystem aus Studierendendaten zu schaffen, das Studierende mit ihren Lerndaten und Kompetenznachweisen sowie die Sicherheit dieser Digital Credentials in den Vordergrund stellt. Um das Vorhaben auch von deutscher Forschungsseite weiter zu unterstützen, arbeitet der DAAD seit Beginn des Jahres gemeinsam mit der TU München und dem Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering im Projekt „Digitale Bildungsnachweise für Hochschulen” (DiBiHo) an der Erforschung technischer Möglichkeiten für die Übermittelbarkeit von digitalen Bildungsnachweisen zwischen Lernenden und Bildungseinrichtungen weltweit.
 
Die große Bandbreite der vom DAAD geförderten und entwickelten Projekte zeigt sehr eindrücklich, wie immanent die Auswirkungen der Digitalisierung für Studierende, Lehrende und Hochschulen sind.  „Wir erleben, dass das Interesse der Hochschulen an der digitalen Transformation dort besonders groß ist, wo sie allen Beteiligten einen Mehrwert für die Internationalisierung bietet. An diesen Stellen möchte der DAAD mit seiner Expertise und seinen Erfahrungen als weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch einen aktiven Beitrag leisten“, erläutert Sicks.

Gemeinsame Journey für die digitale Internationalisierung 
Die Überblicksreise zu den Digitalisierungsaktivitäten des DAAD entlang der „Student Journey“ hilft dabei, die Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen den digitalen Internationalisierungsangeboten anschaulich hervorzuheben. Um eine Vielzahl digitaler Insellösungen zu vermeiden, bleibt das Ziel in der Programm- und Projektarbeit, gemeinsam mit den deutschen Hochschulen und nationalen wie internationalen Partnern vernetzte und international anschlussfähige Lösungen zu entwickeln. Dass sich der Erfahrungsstand und das Bewusstsein für die Potenziale digitaler Zusammenarbeit und digitaler Mobilitätsprozesse sowie deren Akzeptanz in den vergangenen Jahren spürbar erhöht hat, beschleunigt an vielen Stellen die Arbeit. Das treibt Themen wie offene Bildungspraxis (Open Educational Resources und Open Pedagogy), lebenslanges Lernen und Microcredentials sowie virtuelle und hybride Mobilitätsformate weiter voran. 

Für 2022 und 2023 stehen die aktive Netzwerkarbeit auf politischer und fachlicher Ebene ebenso wie Community Building für Internationalisierungsakteurinnen und -akteure über innovative Beteiligungsformate ganz oben in der Planung. Gemeinsame Aktivitäten durchzuführen, Erfahrungsaustausch zu fördern sowie Wissen mit den Partnerinnen und Partnern aufzubauen, sind die Grundlagen für den DAAD als lernende Organisation, um Ko-Kreation für zukunftsfeste digitale Infrastrukturen und Mobilitätsformate voranzutreiben. Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte, an denen der DAAD beteiligt ist, setzen hierfür wichtige Impulse und helfen zugleich, Innovationen aus der Wissensgesellschaft aufzunehmen und zu verwirklichen.    

(31. August 2021)