„Vorschläge wurden zum großen Teil berücksichtigt“
European Union 2021(CC BY-NC-ND 4.0)/iStockphoto.com
Erasmus+ bietet in der neuen Programmgeneration attraktive Möglichkeiten für Kooperationsvorhaben deutscher Hochschulen und weiterer Institutionen in Europa.
Die neue Erasmus+ Programmgeneration startete 2021 unter dem Motto „Enriching lives, opening minds“ und hat auch für Partnerschaften, Kooperationsprojekte und Politikunterstützung einige Neuerungen gebracht. Beate Körner, Leiterin des DAAD-Referats „Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte“, zieht im Interview eine erste Bilanz.
Frau Körner, die neue Programmgeneration Erasmus+ ist im vergangenen Jahr gestartet. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz in Sachen Partnerschaften und Kooperationsprojekte aus? Wie groß ist das Interesse vonseiten der Hochschulen?
Trotz Corona und einer verzögerten Einigung über den EU-Finanzrahmen 2021‒2027 lässt sich für den Start der neuen Programmgeneration auch im Hinblick auf die Partnerschaften und Kooperationsprojekte eine sehr positive Bilanz ziehen. Es werden attraktive Möglichkeiten für Kooperationsvorhaben deutscher Hochschulen und weiterer Institutionen in Europa und weltweit angeboten, sodass die Hochschulen ein breites Spektrum an Instrumenten für ihre Internationalisierung, für die Verbesserung der Qualität der Lehre und zur Vernetzung der Hochschulen untereinander sowie mit der Gesellschaft und der Wirtschaft zur Verfügung haben, die sie auch gern komplementär nutzen können. Hochschulen, die beispielsweise schon erfolgreich innereuropäisch zu einem Thema kooperiert haben, könnten dies beispielsweise in Zukunft in der Förderlinie „Capacity Building“ mit außereuropäischen Partnern weiterverfolgen und Hochschulen in Schwellenländern dabei helfen, ihre Kompetenzen auszubauen und ihre Lehre oder ihre Governance-Strukturen zu reformieren. Hochschulen, die vielleicht schon gemeinsam ein Curriculum für die Lehramtsausbildung in einer Strategischen Partnerschaft entwickelt haben, können die Förderlinien „Erasmus Mundus Design Measures“ nutzen, um einen gemeinsamen Studiengang daraus zu entwickeln, oder eine der neuen „Teacher Academies“ beantragen, um die internationale Perspektive in der Lehrerbildung zu fördern und so die Attraktivität des Lehrberufs zu steigern.
Der im Vorfeld der neuen Programmgeneration angestoßene Co-Creation-Prozess zwischen der EU-Kommission, den Mitgliedstaaten und den Stakeholdern an den Hochschulen sowie weiteren Institutionen ‒ etwa zu den europäischen Hochschulen, aber auch zu den anderen Förderlinien ‒ zeigt, dass die Stimmen der Projektvertreterinnen und -vertreter sowie der Nationalen Agenturen in Europa Gehör gefunden haben. Deren Vorschläge bei der Ausgestaltung der verschiedenen Förderlinien im Projektbereich wurden zu großen Teilen berücksichtigt. Das Echo aus den Hochschulen spiegelt dies unserem Empfinden nach auch wider, sei es in persönlichen Gesprächen, in der Beratung oder bei Veranstaltungen. So hat beispielsweise unser virtuelles „Erasmus+ Forum für Partnerschaften und Kooperationsprojekte“ im November 2021 sehr großen Anklang mit einer Rekordzahl von mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefunden.
Die Nutzung der neu aufgesetzten Datenbanken und IT-Tools der EU-Kommission für die Umsetzung zum Beispiel der Cooperation Partnerships, sowohl für die Antragsteller und Projektnehmer als auch für uns als Nationale Agenturen, wird sukzessive ausgeweitet. Wir sind positiv gestimmt, dass diese üblichen „Kinderkrankheiten“ zu Beginn einer neuen Programmgeneration im Laufe des Jahres komplett vergehen und dann auch alles voll funktionsfähig sein wird.
Beate Körner leitet das DAAD-Referat „Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte“. Hier spricht sie auf der Erasmus+ Jahrestagung 2021.
Welche neuen Angebote für Kooperationen und Partnerschaften sind bei Erasmus+ (2021–2027) hinzugekommen?
Die Initiative der Europäischen Hochschulen wurde nach den beiden Pilotausschreibungen 2019 und 2020 nun voll ausgerollt. Hierfür stehen voraussichtlich 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung. In drei Aufrufen 2022, 2023 und 2024 soll so die Ausweitung von aktuell 41 auf 60 Netzwerke mit 500 beteiligten Hochschulen in Europa ermöglicht werden.
Als ganz neue Förderlinie wurden die sogenannten „Teacher Academies“ (oder auch Lehrkräfteakademien) unter dem Dach von Erasmus+ ins Leben gerufen. Sie sollen eine europäische und internationale Perspektive für die Lehrkräfteausbildung schaffen und die Attraktivität des Berufs steigern. Sie wollen zudem Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt fördern und die Lehrkräfteausbildung im Einklang mit den Zielen des europäischen Bildungsraums entwickeln.
In den Projekten werden Anbieter der Erstausbildung von Lehrkräften und Anbieter berufsbegleitender Weiterbildung für Lehrkräfte mit Verbänden, Ministerien und anderen relevanten Interessenträgerinnen und -trägern zusammengebracht, um gemeinsam Strategien und Programme für ein berufsbezogenes Lernen zu erarbeiten und zu erproben. Auch Schulen sind fester Bestandteil der Konsortien, um die neuen Lehr- und Lernkonzepte praxisnah anzuwenden.
Das Thema Mobilität von Lehrpersonal nimmt in den „Teacher Academies“ eine wichtige Rolle ein: Modelle der virtuellen, physischen und gemischten Mobilität sollen entwickelt werden, um Auslandsaufenthalte von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften qualitativ sowie quantitativ zu steigern und sie fest im Erstausbildungs- beziehungsweise Weiterbildungsangebot zu verankern.
(17. Februar 2022)
Weitere Informationen
Möchten Sie noch mehr aus der Nationalen Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD und den Partnerschaften, Kooperationsprojekten und der Politikunterstützung in der neuen Erasmus+ Programmgeneration erfahren und ausführliche Antworten auf weitere Fragen erhalten? Dann lesen Sie hier das komplette Interview. Neben Beate Körner beantwortet dort auch David Akrami Flores, DAAD-Referatsleiter „Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung“, Fragen zu bereichsbezogenen Neuerungen im Programm.