„Wir haben Vereinbarungen für unsere DAAD-Geförderten geschlossen“
DAAD London/Mathias Falcone
Ruth Krahe leitet seit 2019 die DAAD-Außenstelle London.
Mit dem Ende der Brexit-Übergangsphase am 1. Januar 2021 haben sich die Rahmenbedingungen für britisch-deutsche Wissenschaftskooperationen stark verändert. Im nächsten Jahr endet auch die volle Beteiligung am Erasmus+ Programm. Ruth Krahe, Leiterin der DAAD-Außenstelle London, befindet sich schon seit einem Jahr in ständigem Gespräch mit britischen Hochschulen, um sich ein Bild über die neuen Rahmenbedingungen für den akademischen Austausch zu machen.
Frau Krahe, es bestand zunächst Hoffnung, dass sich das Vereinigte Königreich auch nach dem Brexit am Erasmus+ Programm beteiligen würde. Diese hat sich leider nicht erfüllt.
Der Austausch über Erasmus läuft für die letzte Programmgeneration noch bis zum Mai 2023 unter den Bedingungen des Austrittsabkommens, das heißt, die europäischen Studierenden können noch immer mit einem Stipendium kommen, zahlen weiterhin keine Studiengebühren, brauchen aber ein Visum, wenn sie länger als sechs Monate zum Studium im Vereinigten Königreich bleiben möchten. Das ist schon eine gravierende Veränderung, die ein ganz anderes Selbstverständnis mit sich bringt.
Wie kann der internationale Austausch fortgeführt werden?
Die britischen Hochschulen versichern uns bislang, dass sie auch künftig mit europäischen Partnern kooperieren wollen und ihnen auch sehr viel daran liegt. Hierbei ist Deutschland eines der wichtigsten Partnerländer. Insgesamt wird sich das Angebot für Studierende aus Deutschland wohl reduzieren, denn es werden wahrscheinlich nicht alle über Erasmus+ entstandenen Partnerschaften fortgesetzt werden. Die britischen Hochschulen sind aber weiterhin an einer breit aufgestellten internationalen Zusammenarbeit interessiert und wollen ihre kulturelle Offenheit zeigen. Deutschland befindet sich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in einer relativ guten Position. In der EU sind wir der wichtigste Forschungspartner von Großbritannien gewesen. Wir als DAAD haben hier langjährige intensive Verbindungen aufgebaut, schließlich feiern wir in diesem Jahr das 70-jährige Bestehen der DAAD-Außenstelle London. Es gilt nun, nach dem Brexit nach vorne zu schauen. Die britischen Hochschulen tun das auch.
Inwieweit engagiert sich der DAAD für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen britischen und deutschen Hochschulen?
Wir arbeiten auf zwei Ebenen. Zum einen begleiten wir den Prozess inhaltlich im Sinne unserer Mitgliedshochschulen. Der DAAD steht hier hauptsächlich als Wissensvermittler und Kontaktpartner zur Verfügung: Die britischen Hochschulen können Reduktionen oder Erlasse von Studiengebühren im Rahmen von inter-institutionellen Kooperationsabkommen festlegen. Diese Option besteht vor allem, wenn es um Studienaufenthalte geht, bei denen kein Abschluss an der britischen Partnerhochschule angestrebt wird, also „Credit Mobility“. Aber auch bei Kooperationen, die auf den Erwerb von Abschlüssen abzielen, zum Beispiel Doppeldiplomstudiengängen, können Vereinbarungen zum Erlass von Studiengebühren abgeschlossen werden. Eine generelle Gebührenreduktion für alle Studierende einer bestimmten Nationalität ist aber nicht möglich. Am besten informieren sich Studierende bei ihrer deutschen Hochschule, ob bereits ein solches Abkommen mit einer britischen Hochschule besteht. Zudem gibt es über Erasmus+ noch die Möglichkeit, mit Nicht-EU-Ländern, den sogenannten Partnerländern, einen Austausch zu organisieren. Großbritannien zählt ja jetzt auch dazu. Darüber hinaus hat sich die Außenstelle London bemüht, mit Partnerhochschulen im Vereinigten Königreich selbst Vereinbarungen für unsere DAAD-Geförderten zu schließen. Hier sind zum Beispiel die Master-Stipendien sehr beliebt bei den deutschen Studierenden. Wir konnten schon einige Institutionen dafür gewinnen, darunter das University College London, das King’s College London, das Imperial College London und die Universitäten Essex, Warwick, Bristol und St. Andrews. Das Angebot umfasst sogar einen vollen Gebührenerlass für DAAD-Master-Stipendiatinnen und -Stipendiaten aus Deutschland. Diese Kooperationen werden wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen.
Klaus Rathje (10. März 2022)
Zur Person
Ruth Krahe arbeitet seit 1998 für den DAAD und übernahm 2019 die Leitung der Außenstelle London. Sie studierte Politikwissenschaften, englische Literatur und Linguistik an den Universitäten Bonn und Nottingham.
Weitere Informationen
MoUs (Memorandums of Understanding) bestehen bisher mit folgenden Hochschulen im Vereinigten Königreich: