20 Jahre Transnationale Bildung: Deutsche Hochschulbildung weltweit
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Hochschulbildung „Made in Germany“: Das Programm Transnationale Bildung exportiert Angebote deutscher Hochschulen ins Ausland.
Seit 20 Jahren bietet das DAAD-Programm zur Transnationalen Bildung (TNB) Studierenden hochwertige deutsche Bildungsangebote an ausländischen Partnerhochschulen. Anlässlich des Jubiläums würdigte der DAAD auf einer Tagung Mitte Mai in Berlin die deutschen TNB-Projekte weltweit. DAAD Aktuell begleitet das Thema mit einer Artikelserie und stellt zum Auftakt das deutsche TNB-Programm vor.
Das DAAD-Programm zur Transnationalen Bildung (TNB) ermöglicht Studierenden in aller Welt, für die ein Studium hierzulande aus den verschiedensten Gründen nicht infrage kommt, attraktive Studienangebote mit Deutschlandbezug an ihrer Heimatuniversität. Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Programms lud der DAAD Mitte Mai zu einer Tagung in Berlin mit dem Titel „Unterwegs – Standortbestimmung und Perspektiven“. Dabei diskutierten Vertreterinnen und Vertreter des DAAD, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Auswärtigen Amtes (AA), der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und verschiedener Hochschulen über die Entwicklung, Herausforderungen und Erfolge deutscher Hochschulbildung weltweit.
DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee fasste zusammen, was unter transnationaler Bildung zu verstehen ist: „Unter transnationalen Bildungsangeboten verstehen wir zertifizierte Studiengänge und weitere Angebote deutscher Hochschulen, die an Partnerhochschulen im Ausland etabliert werden und dort einen Interessentenkreis erreichen, der nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist, sich im Rahmen von längeren Auslandsaufenthalten weiter zu qualifizieren. Unsere Mitgliedshochschulen ermöglichen Studierenden mit hochwertigen Bildungsangeboten an ausländischen Partnerhochschulen den Erwerb eines deutschen Hochschulabschlusses beziehungsweise das Studium eines in Anlehnung an deutsche Studiengänge entwickelten Curriculums. So können Studierende beispielsweise in Singapur einen Masterabschluss der TU München absolvieren oder erhalten an der ‚German-Jordanian University‘ im Fachstudium fundierte Deutschland-Kompetenz, die auf dem jordanischen Arbeitsmarkt sehr gefragt ist.“
20 Jahre Transnationale Bildung: Der DAAD lud anlässlich des Jubiläums zur Tagung nach Berlin. Auf dem Podium diskutierten: Moderator Jan-Martin Wiarda, Marijke Wahlers, HRK, Ute Habel, RWTH Aachen, Anne Lequy, ehemals Hochschule Magdeburg-Stendal, Peter Greisler, BMBF, Vito Cecere, AA, und am Rednerpult DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee (v. l.).
Sichtbarkeit im internationalen Wettbewerb
Das deutsche TNB-Programm wird vom BMBF finanziert. In dem Programm entwickeln deutsche Hochschulen in enger Zusammenarbeit mit ihren ausländischen Partnerinstitutionen Lehrinhalte, die spezifische regionale Bedarfe einbeziehen. Auch die Integration eines Deutschlandbezugs ist ein wichtiges Merkmal, zum Beispiel als Sprachunterricht, Praktikum in einem deutschen Unternehmen mit Sitz im Gastland oder als integrierter Deutschland-Aufenthalt. „Dieses Modell bietet den deutschen Hochschulen die Möglichkeit, im Austausch mit den Partnerhochschulen im Ausland ihre eigene Internationalisierung zu fördern und ihre Sichtbarkeit im internationalen Wettbewerb zu verbessern“, sagt Peter Greisler, der seit 2004 die Unterabteilung Hochschulen im BMBF leitet und das TNB-Programm von Anfang an begleitet hat. Das Auswärtige Amt ermöglicht die Vergabe von Stipendien für ausländische Studierende in TNB-Angeboten. „Für uns steht dabei der Begegnungscharakter im Vordergrund“, erklärt Vito Cecere, der im AA für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik zuständig ist. „Wir betrachten die TNB-Angebote als eine Chance, Menschen und Gesellschaften miteinander zu vernetzen.“
Mit Mitteln des BMBF unterstützt der DAAD die deutschen Hochschulen systematisch beim Aufbau neuer TNB-Angebote und TNB-Präsenzen im Ausland oder beim qualitativen Ausbau bereits etablierter TNB-Standorte. Vor zwanzig Jahren waren es nur wenige Projekte, doch heute gibt es weltweit insgesamt rund 330. Das Spektrum reicht dabei von Zusatzqualifikationen über einzelne Studiengänge bis hin zur Gründung ganzer Fakultäten oder binationaler Hochschulen. Dass diese hochwertigen deutschen Bildungsangebote an ausländischen Partnerhochschulen gefragt sind, belegen aktuelle Zahlen: Mehr als 35.000 Studierende sind derzeit an 55 Hochschulstandorten in Europa, Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika in den vom DAAD geförderten TNB-Projekten eingeschrieben.
Studium mit starkem Deutschlandbezug
Von der Beliebtheit binationaler Hochschulen berichtet auch Ute Habel, Prorektorin für Internationales an der RWTH Aachen. „Als wir im Oktober 2007 anfingen, die German University of Technology in Oman (GUtech) aufzubauen, nahm eine erste Gruppe von 60 Studierenden ihr Studium auf. Heute sind dort mehr als 2.500 Studierende in verschiedenen Studiengängen eingeschrieben.“ Der enge Kontakt zwischen der GUtech und der RWTH als einer der größten technischen Universitäten in Deutschland macht sich im Universitätsalltag bemerkbar: So werden zum Beispiel alle Studienfächer der GUtech von Professoren der RWTH Aachen mitentwickelt und betreut. Zudem haben Studierende die Gelegenheit, an Fachkursen der RWTH Aachen teilzunehmen und dabei auch Land, Leute und Kultur kennenzulernen.
Auch das Konzept der 2005 gegründeten German-Jordanian University (GJU) fußt auf einem starken Bezug zu Deutschland. Nach dem Vorbild deutscher Fachhochschulen ist das fünfjährige Studium praxisnah und anwendungsorientiert gehalten. Viele Lehrende kommen aus Deutschland. Vorgesehen ist für die Studierenden auch ein Auslandsjahr an einer deutschen Fachhochschule. „Für Frauen aus Jordanien oder den benachbarten Ländern, die an der GJU studieren, ist das etwas ganz Besonderes“, sagt Anne Lequy, ehemalige Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Fachhochschule aus Sachsen-Anhalt hatte zusammen mit dem BMBF und dem DAAD das Konzept der GJU entwickelt. „Die Jordanierinnen reisen allein nach Deutschland. Sie verbringen dort ein ganzes Jahr. Für viele Frauen aus dem muslimisch geprägten Jordanien ist das eine völlig neue Erfahrung – und sie kehren verändert in ihr Land zurück.“
Dass dieser Begegnungscharakter von TNB-Projekten die Absolventinnen und Absolventen im positiven Sinne prägt und der Deutschlandbezug ein wesentlicher Grund für den Erfolg des deutschen TNB-Ansatzes ist, bestätigt auch Ute Habel. „Deswegen plädiere ich dafür, an dieser Grundidee des TNB-Programms festzuhalten. Für die Zukunft ist es wichtig, nachhaltige Strukturen mit unseren Partnern aufzubauen und in sämtlichen Bereichen von Forschung und Lehre bis hin zu Organisation und Verwaltung eng zu kooperieren.“
Sabine Moser (8. Juni 2022)