„Es liegt viel Potenzial in der Vernetzung von Hochschulforschung und Hochschulpraxis“

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Mit verschiedenen Angeboten des DAAD soll der Austausch zwischen Hochschulforschung und -praxis intensiviert werden.

Der DAAD hat im Juni den Sammelband „Internationale Studierende in Deutschland“ veröffentlicht, in dem sich Hochschulforscherinnen und -forscher, aber insbesondere auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Hochschulpraxis aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema auseinandersetzen. Drei Fragen an Dr. Jan Kercher, DAAD-Experte für externe Studien und Statistiken, der die Idee des Sammelbands und das zugrundeliegende Transferkonzept des DAAD erläutert.

Herr Kercher, der DAAD hat gerade einen Sammelband zum Thema „Internationale Studierende in Deutschland“ veröffentlicht, in dem sowohl Hochschulforschende als auch Hochschulpraktikerinnen und -praktiker zu Wort kommen. Wie kam es zu dieser eher ungewöhnlichen Mischung?
Wir bemühen uns im DAAD seit einigen Jahren verstärkt um eine Unterstützung des Austauschs zwischen Hochschulforschung und Hochschulpraxis. Denn aus unserer Sicht liegt viel Potenzial in der stärkeren Vernetzung beider Bereiche. Das Problem ist zum einen, dass Forschende ihre Befunde bislang vor allem innerhalb der eigenen Community kommunizieren und diskutieren. Und gleichzeitig haben Praktikerinnen und Praktiker im Arbeitsalltag gar nicht die Zeit, sich mit Recherchen zu den aktuellen und für sie relevanten Forschungsbefunden zu befassen. Diese Problematik möchten wir als DAAD gerne angehen und sehen uns dabei auch in einer besonders günstigen und geeigneten Position als Bindeglied und Mittler zwischen beiden Bereichen. Denn wir verarbeiten einerseits die aktuellen Befunde der Hochschulforschung, kooperieren aber gleichzeitig sehr eng mit Hochschulpraktikerinnen und -praktikern, beispielsweise mit den Mitarbeitenden in den International Offices und Akademischen Auslandsämtern. Vor diesem Hintergrund haben wir in den letzten Jahren verschiedene Formate entwickelt, um den Austausch zwischen Forschung und Praxis zu intensivieren.

Ganz aktuell ist dies nun der erwähnte DAAD-Sammelband, der aufgrund der Mischung aus Beiträgen von Hochschulforschenden sowie Hochschulpraktikerinnen und -praktikern ein neues, innovatives Format darstellt. Wir werden am 21. Juni auch einige Beiträge des Sammelbands im Rahmen der digitalen DAAD-Netzwerkkonferenz gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren diskutieren. Und schon jetzt können zur Konferenz angemeldete Teilnehmende sich zu diesen vier Beiträgen kurze Präsentations-Videos auf der Konferenzplattform anschauen.

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Eric Lichtenscheidt

Dr. Jan Kercher ist beim DAAD Experte für externe Studien und Statistiken.

Welche Formate sind das genau?
Man kann zwei Bereiche unterscheiden: Der erste betrifft unsere eigene Forschung im DAAD. Unser Ziel ist es, Forschungsprojekte so zu planen, dass die Hochschulpraxis dabei von Anfang an mitgedacht und in den Forschungsprozess einbezogen wird. Zwei aktuelle Beispiele sind das SeSaBa-Projekt zum Studienerfolg internationaler Studierender in Deutschland und das BintHo-Projekt zum Benchmarking der Studierendenmobilität an deutschen Hochschulen. Im BintHo-Projekt arbeiten wir derzeit mit 74 teilnehmenden Hochschulen zusammen. Im SeSaBa-Projekt, das seit Ende 2021 abgeschlossen ist, waren es sogar 125 Hochschulen. Wir haben in beiden Projekten das Feedback der teilnehmenden Hochschulen im gesamten Projektverlauf direkt in den Konzeptions- und Planungsprozess mit einbezogen. Und am Ende haben wir den Hochschulen auch individuelle Auswertungen der Daten angeboten, zumindest dann, wenn die Fallzahlen dies datenschutztechnisch möglich machten.

Der zweite Bereich betrifft externe Studien und Statistiken, die wir in verschiedenen Veranstaltungs- und Publikationsformaten so für unsere Zielgruppen in der Hochschulpraxis aufbereiten, dass sie mit möglichst wenig Zeitaufwand und wissenschaftlichem Hintergrundwissen zu verwerten sind. Ein Beispiel hierfür ist die DAAD-Wissenschaftswerkstatt, in die wir regelmäßig Hochschulforschende einladen, um ihre aktuellen Forschungsbefunde in einem digitalen Workshop-Setting dem DAAD, aber auch den Hochschulen und anderen interessierten Wissenschaftsorganisationen vorzustellen und mit uns zu diskutieren. Wir haben zudem letztes Jahr die neue Publikationsreihe „DAAD Forschung kompakt“ ins Leben gerufen, mit der wir den Transfer aktueller Befunde der Hochschulforschung im Bereich Hochschulinternationalisierung und akademische Mobilität in die Hochschulpraxis zusätzlich unterstützen.

Gibt es noch weitere aktuelle Projekte oder Pläne des DAAD in einem dieser beiden Bereiche?
Ja, wir sind derzeit dabei, einen Blog für die Webseite unserer jährlichen Publikation „Wissenschaft weltoffen“ zu entwickeln. Auch hier ist das Ziel, dass wir Hochschulforschung und Hochschulpraxis auf regelmäßiger Basis näher zusammenbringen, zum Beispiel durch Interviews mit Hochschulforschenden über deren Forschungsprojekte oder auch kurze und verständliche Zusammenfassungen aktueller Studien und Statistiken über Hochschulinternationalisierung und akademische Mobilität. Der Blog soll zeitlich zum Erscheinen der neuen Ausgabe von „Wissenschaft weltoffen“ starten, also voraussichtlich im Oktober.

Zudem sind wir gerade dabei, uns bei unseren Bemühungen um mehr Austausch zwischen Forschung und Praxis auch international stärker zu vernetzen. So vertrete ich den DAAD seit letztem Jahr im EU-geförderten „European Network on International Student Mobility: Connecting Research and Practice“ (ENIS), in dem Vertreterinnen und Vertreter aus Hochschulforschung und Hochschulpraxis aus allen EU-Ländern zusammenarbeiten und überlegen, wie das Thema europaweit vorangebracht werden kann. So ein internationaler Austausch bietet natürlich ein großes Reservoir an Erfahrungen und Anregungen, sodass uns die Ideen sicherlich auch in Zukunft nicht ausgehen werden.

(14. Juni 2022)

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