ISAP: Auslandserfahrung stärkt die Persönlichkeit
Jessica Erlenbusch
Internationaler Austausch ermöglicht durch ISAP: Jessica Erlenbusch (3. v. r.) studierte im Wintersemester 2019/20 an der University of Massachusetts Amherst.
Das DAAD-Programm „Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften“ (ISAP) verbindet Hochschulen weltweit miteinander. In diesem Rahmen arbeiten die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die University of Massachusetts Amherst seit über 40 Jahren eng zusammen.
„In Amherst habe ich Menschen aus aller Welt kennengelernt. Das war für den kulturellen Austausch extrem interessant“, sagt Alumna Jessica Erlenbusch. Ihr erstes Master-Semester nimmt einen ganz besonderen Platz in ihrer Vita ein. Von September 2019 bis Februar 2020 war sie im Rahmen der ISAP-Partnerschaft des Departments Chemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) mit dem Department of Polymer Science and Engineering (PSE) der University of Massachusetts Amherst als DAAD-Stipendiatin in den USA. In ihrem Projekt forschte sie mit einer Gruppe internationaler Studierender zu klassischer Polymerchemie im pharmazeutischen Bereich – ein Anwendungsfeld, auf das sich Erlenbusch anschließend weiter spezialisiert hat. Inzwischen promoviert sie im Team von Prof. Dr. Pol Besenius zu supramolekularen Anti-Tumor-Vakzinen. „Da geht es um die Zusammensetzung verschiedener Bausteine, die das Immunsystem anregen sollen“, sagt Erlenbusch über die Entwicklung der synthetischen Impfstoffe, auf denen große Hoffnungen zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten ruhen.
Macht den Unterschied: das Auslandssemester
Pol Besenius und Jessica Erlenbusch, die ihr Studium in Mainz 2016 aufnahm, kennen sich bereits mehrere Jahre. So betreute der gebürtige Luxemburger schon ihre Bachelor-Arbeit. Der Wissenschaftler, der Mitte 2016 die Koordination des ISAP-Projekts an der JGU übernahm, misst dem Austausch großen Wert bei: „Den Studierenden selbst fällt das manchmal gar nicht so auf, aber als Lehrender bemerke ich sehr große Unterschiede zwischen denjenigen, die im Ausland waren, und denen, die diese Erfahrung nicht gemacht haben.“ Wie Jessica Erlenbusch kommen viele der Chemie-Studierenden der JGU aus der Umgebung von Mainz. „Sechs Monate in einem fremden Umfeld komplett auf eigenen Beinen stehen zu müssen, ist für sie ein großes Abenteuer, das die Persönlichkeit stärkt“, so Besenius.
Auch wissenschaftlich helfe es sehr, an einem anderen Standort zu lernen: „Das ISAP-Programm ist in unserem Curriculum erst im Master-Studium angelegt. Das bedeutet, dass auch schon Forschungspraktika involviert sind“, erklärt Besenius. Erste Kontakte mit der Forschung und die Erfahrung, dass vielleicht auch einmal etwas schiefgeht, seien von enormer Bedeutung. „Generell ist Internationalisierung extrem wichtig: Aus persönlichen Kontakten entstehen viele Forschungskollaborationen.“ Das zeigt auch die Geschichte der langjährigen Verbindung zwischen den renommierten Instituten in Mainz und Amherst: Von Beginn an war der Austausch von intensiven persönlichen Bindungen geprägt. Die Kooperation wurde seit Ende der 1970er Jahre immer wieder vom DAAD gefördert und ist eines der am längsten laufenden Projekte im ISAP-Programm.
Prof. Dr. Pol Besenius (2. v. r.) im Juli 2022 mit seinen Kollegen Prof. Gregory Tew, Prof. Bryan Coughlin und Prof. Todd Emrick (v. l. n. r.) am Department of Polymer Science and Engineering (PSE) der University of Massachusetts Amherst.
Gute Berufsperspektiven für ISAP-Alumni
Wie beliebt das DAAD-Stipendium im Rahmen der ISAP-Partnerschaft ist, zeigt die Zahl der Interessierten: „Wir haben vier verfügbare Plätze für Amherst. Es kommen aber immer drei- bis viermal so viele Bewerbungen“, erklärt Barbara Fehser. Sie koordiniert die internationalen Austauschprogramme im Department Chemie an der JGU und führt die Datenbank mit allen Alumni und Alumnae. „Ihre Werdegänge zeigen, dass die Teilnahme am ISAP-Programm tolle Möglichkeiten eröffnet, um anschließend im Ausland zu forschen oder zu arbeiten“, berichtet Fehser.
Nicht nur die exzellenten Zukunftsperspektiven begründen die hohe Zahl an Bewerbungen. „Die finanzielle Unterstützung des DAAD für die Studierenden während des Austauschs ist herausragend“, lobt Fehser. Zudem ist im Masterstudium an der JGU ein Fenster von sechs Monaten im Curriculum vorgesehen, in dem Studierende zusätzliche Flexibilität für Auslandsaufenthalte und die Anrechnung der dort erworbenen Leistungen erhalten. „So verliert man keine Zeit, wenn man länger im Ausland ist“, sagt Besenius. Bei der Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten geht es neben guten Noten vor allem um die Motivation und das persönliche Auftreten. Dementsprechend beschreibt die Projektassistentin die DAAD-Geförderten, die in die USA gehen, als „sehr engagierte junge Leute, die im sozialen Bereich schon viel geleistet haben“. Im Auslandssemester seien Einzelkämpferinnen und -kämpfer fehl am Platz. „Schließlich werden immer Gruppen entsendet, in denen sich alle gegenseitig unterstützen sollen.“
Austauschstudierende aus den USA auch in Mainz
Der Fachbereich Chemie der JGU ist international aufgestellt. Um US-amerikanische Studierende für Mainz zu begeistern, aber auch um die eigene Studierendenschaft bestmöglich auf die Berufswelt vorzubereiten, werden Seminare und Vorlesungen im Master-Curriculum auf Englisch angeboten. Eine mittelfristige Perspektive, Reziprozität bei der Anzahl der Austauschstudierenden zu erreichen, ist Voraussetzung für eine Förderung im ISAP-Programm. „Die Wechselseitigkeit des Austauschs ist dennoch eine Herausforderung“, so Besenius. Ausschlaggebend dafür sei vor allem das universitäre Ausbildungssystem der USA. Das Äquivalent zur deutschen Master-Phase sei dort das Graduate-School-Programm. Während die deutschen Studierenden im Masterstudium noch ihre Berufsperspektiven sondierten, seien die jungen Leute in den USA weniger flexibel. Das liege beispielsweise an strengeren Vorgaben bezüglich der Kursbelegung, aber auch an den fünfstelligen Semesterbeiträgen. „Ihnen klarzumachen, dass sie hier in Mainz quasi gratis studieren können und welche Benefits sie dadurch haben, ist nicht so einfach“, erklärt Besenius. „In der Vergangenheit hat es vor allem dann funktioniert, wenn die jeweiligen Betreuenden das Vorhaben unterstützten.“
Niklas Kuschkowitz (2. September 2022)
Weiterführende Informationen
Die Hochschulkooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der University of Massachusetts Amherst, USA, wird im Rahmen des DAAD-Programms „Internationale Studien und Ausbildungspartnerschaften“ (ISAP) gefördert. Sie ermöglicht es der JGU, ihre Studierenden mit einem Mobilitäts- und Aufenthaltsstipendium für den Aufenthalt in Amherst auszustatten, Lehrendenaustausch zu realisieren sowie anteilige Personalkosten für die Betreuung des Studiengangs zu finanzieren.