Bilateraler Wissenschaftsaustausch mit Down Under

Turgut Aktepe/The University of Melbourne

Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Der deutsche PhD-Student Florian Gohr, Prof. Jason Mackenzie, die australische PhD-Studentin Alice Trenerry sowie der Forscher Prof. Dr. Florian Schmidt (v. l.) vor der University of Melbourne.

Im Rahmen des Programms „Bilateraler Wissenschaftleraustausch“ hat der DAAD eine neue Kooperationsvereinbarung mit der australischen Partnerorganisation Veski für den Bundesstaat Victoria geschlossen. Der Virologe Prof. Jason Mackenzie hat als erster Stipendiat seinen Aufenthalt in Deutschland abgeschlossen.

Nach 19 Monaten Corona-Lockdown in Australien ist diese Kooperation von ganz besonderer Bedeutung: Um den bilateralen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie die internationale Forschungszusammenarbeit zu fördern, hat der DAAD gemeinsam mit Veski, der übergeordneten Stelle der Universitäten im australischen Bundesstaat Victoria, im März 2021 eine gemeinsame Fördervereinbarung unterzeichnet. Das Programm richtet sich vor allem an Hochschulmitarbeitende und ist mit einer kurzen Aufenthaltsdauer von mindestens 14 Tagen und maximal drei Monaten mit der vorlesungsfreien Zeit gut vereinbar – der gewünschte Förderzeitraum kann individuell gewählt werden. Zugang zur Teilnahme haben alle Fachbereiche von Universitäten in Deutschland und im Bundesstaat Victoria.

Ausgezeichneter Wissenschaftsstandort
Als erster Stipendiat des Pilotprojekts hat der australische Virologe Jason Mackenzie seinen Aufenthalt in Deutschland absolviert. Der internationale Experte für die Entstehung, Entwicklung und Reproduktion von Novo- und Flaviviren hat derzeit eine Lehr- und Forschungsstelle am Department of Microbiology and Immunology der University of Melbourne inne. Zudem ist er Mitglied mehrerer Gremien, darunter die Australasian Virology Society. „Es war eine tolle Erfahrung, die mir wieder gezeigt hat, dass Deutschland ein ausgezeichneter Standort ist, um wissenschaftlich zu arbeiten“, resümiert Mackenzie.

Bilateraler Wissenschaftsaustausch mit Down Under

The University of Melbourne

Prof. Jason Mackenzie hat seinen Aufenthalt in Deutschland abgeschlossen. 

Mit Deutschland verbindet den Wissenschaftler eine langjährige Beziehung: Im Jahr 2002 verbrachte er im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung elf Monate in Heidelberg und forschte dort am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie. Seit nunmehr 20 Jahren reist er immer wieder in die Bundesrepublik, um sein Netzwerk zu pflegen und zu erweitern. „Deshalb habe ich diese Kooperation mit Florian Schmidt an der Universität Bonn initiiert“, so Mackenzie. Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Florian Schmidt sind Virusinfektionen, Immunsignalisierung sowie Nanokörper.

„Die Kolleginnen und Kollegen in Bonn haben während meines Aufenthalts eine unglaublich tolle Arbeitsatmosphäre geschaffen“, lobt der Australier. Eine Kooperation mit dem DAAD und einen Austausch mit Deutschland könne er ohne Einschränkungen weiterempfehlen. Derzeit befinde er sich mit den Bonner Forschungspartnerinnen und -partnern in regem Austausch über weitere wechselseitige Besuche und Schwerpunkte der Forschungsausrichtung.

Wechselseitiger Austausch
Die Gegenseitigkeit bildet die Basis der Kooperation zwischen dem DAAD und Veski: Mit dem Besuch in Deutschland erklären sich die australischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereit, ihr deutsches Gegenüber auch an ihrer Fakultät zu empfangen. Das Programm richtet sich an promovierte Forscherinnen und Forscher, die an Hochschulen und Forschungseinrichtungen tätig sind. Das Forschungsvorhaben sollte dabei gemeinsam vereinbart worden sein, und beide Seiten müssen sich zur gleichen Zeit um das Stipendium bewerben. Je nach Zielland zahlt der DAAD bzw. Veski für den jeweiligen Gast eine Reisekostenpauschale; die Aufenthaltskosten werden von Veski bzw. der jeweiligen Mitgliedshochschule von Veski getragen. „Der gesamte Online-Bewerbungsprozess ist sehr intuitiv“, hebt Mackenzie hervor. „Das System ist einfach zu bedienen.“

Jason Mackenzie hat der Aufenthalt in Deutschland wieder gezeigt, wie viel die Bundesrepublik und sein Heimatland miteinander verbindet. „Die Herangehensweise an Forschung im Allgemeinen ist ähnlich. Wir haben vergleichbare Interessen und Ziele“, bilanziert der Wissenschaftler. Unterschiede zu den australischen Hochschulen gebe es aber in den Strukturen des deutschen Universitätssystems. So sei es in Australien üblich, dass Doktorandinnen und Doktoranden zunächst durch mehrere Forschungslabore rotierten, bevor sie sich festlegten. In Deutschland müsse man sich hingegen früher entscheiden. Auch bezüglich der Forschungsfinanzierung macht Mackenzie Unterschiede aus: „In Deutschland sind die Kapazitäten dafür deutlich höher“, so der Virologe. Aufgrund dieser Fördermöglichkeiten seien Forscherinnen und Forscher in ihrer frühen und mittleren Karrierephase hierzulande besser in der Lage, Forschung zu betreiben und in ihrer Karriere voranzukommen.

Weitere Forschungskooperationen im Pazifikraum geplant
„Ein ausführliches Fazit des Förderprogramms können wir aktuell noch nicht ziehen, da mit Professor Mackenzie bislang erst ein Stipendiat seinen Aufenthalt abgeschlossen hat“, erklärt Anna Katharina Rusche, Leiterin des DAAD-Referats „Stipendienprogramme Asien, Pazifik“. „Wir können aber schon sagen, dass die Kooperation mit Veski super verlaufen ist. Wir freuen uns sehr, dass wir im Herbst (Frühling für australische Bewerberinnen und Bewerber) gemeinsam in die zweite Runde gehen.“ Zudem wird der bilaterale Wissenschaftleraustausch ebenfalls in Korea, Indien, Vietnam, Taiwan und der Mongolei angeboten.

Bilateraler Wissenschaftsaustausch mit Down Under

Privat

Anna Katharina Rusche leitet das DAAD-Referat „Stipendienprogramme Asien, Pazifik“.

Niklas Kuschkowitz (15. September 2022)

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