Wie der DAAD die Klimaforschung stärkt
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Klimaforschung ist notwendig, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen – etwa mit der Entwicklung von Anbaumethoden, die eine höhere Dürretoleranz ermöglichen.
Der DAAD leistet durch seine Fördermaßnahmen einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz. Ein wichtiger Bereich ist die Förderung der internationalen Klimaforschung, um weltweit eine verlässliche Wissensgrundlage aufzubauen.
Am 21. September ist Zero Emissions Day. An diesem Tag sind alle dazu aufgerufen, keine Kohle, kein Gas und kein Öl zu verbrauchen. Auf diese Weise, so hoffen die Initiatorinnen und Initiatoren der inzwischen weltweiten Bewegung, wird deutlich, dass jeder Mensch etwas gegen den Klimawandel tun kann. Das individuelle Engagement ist wichtig. Insgesamt aber können wir der globalen Erderwärmung und ihren Folgen nur grenzüberschreitend mit vereinten Bemühungen um globale Lösungen begegnen. Die Arbeit und die Ergebnisse der internationalen Klimaforschung sind in diesem Prozess von zentraler Bedeutung.
Als Akteur der deutschen Außenwissenschaftspolitik hat der DAAD dabei eine besondere Rolle inne und setzt auf drei Handlungsebenen an: Im Studium fördert er den Wissenserwerb rund um das Thema Klima. Außerdem unterstützt er den Kapazitätsaufbau in Lehre und Forschung, insbesondere in Ländern des Globalen Südens, fördert die internationale Vernetzung von (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und engagiert sich dafür, gewonnene Erkenntnisse für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich zu machen sowie für Lösungsansätze in der Praxis zu nutzen. „Wer Klimaforschung stärken will, der muss früh beim wissenschaftlichen Nachwuchs ansetzen. Die Schaffung internationaler Netzwerke und der Austausch über die Grenzen der Wissenschaftscommunity hinaus sind von zentraler Bedeutung für eine grüne Transformation“, unterstreicht Nina Salden, Bereichsleiterin Strategie und Steuerung im DAAD.
Gute Rahmenbedingungen für Klimaforschung schaffen
Zur Stärkung globaler Forschungszusammenarbeit haben die verschiedenen Förderprogramme des DAAD unterschiedliche Schwerpunkte. Sie zielen zum einen darauf ab, geeignete Hochschulstrukturen zu schaffen sowie internationale Lehr- und Forschungsaktivitäten effektiv zu verknüpfen. „Gerade in der Klimaforschung ist es wichtig, dass möglichst in allen Ländern Daten in ausreichender Dichte verfügbar sind und dass die Forscherinnen und Forscher gezielt Methodenwissen austauschen können“, betont Christian Schäfer, Leiter des DAAD-Referats Forschung und Studien. Zum anderen unterstützt der DAAD den wissenschaftlichen Nachwuchs ganz unmittelbar. Dabei geht es darum, Studierende generell an die Forschungstätigkeit in besonders relevanten Disziplinen heranzuführen, ihre Forschungskompetenz zu stärken und ihre wissenschaftliche Karriere zu unterstützen. Die Aktivitäten zeigen Erfolg, wie eine Sonderauswertung der DAAD-Stipendiatenbefragung für die Jahre 2020 und 2021 zeigt: Diese ergibt, dass etwas mehr als die Hälfte der befragten Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Klimabezug ihre Förderung für ein Forschungsvorhaben genutzt hat. 87 Prozent von ihnen geben nach Abschluss ihres Auslandsaufenthalts an, im Rahmen ihrer Förderung Zugang zu neuen Forschungsthemen erhalten zu haben.
Dr. Lydia M. Chabala, Dozentin an der University of Zambia, profitiert vom internationalen Austausch im Rahmen des DAAD-Förderprogramms climapAfrica.
Internationale Vernetzung
Die internationale Sichtbarkeit von klimabezogenen Forschungsprojekten insbesondere aus Ländern des Globalen Südens ist eine wesentliche Intention des Programms climapAfrica. Das vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) finanzierte Förderprogramm richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Afrika, die anwendungsorientierte Forschung zur Bekämpfung des Klimawandels betreiben. Zugleich kooperieren die Fellows mit Alumni und Alumnae deutscher Förderorganisationen in sieben thematischen climapAfrica-Arbeitsgruppen zu Themen rund um Landwirtschaft, Landnutzung, indigenes Wissen, Meteorologie, Tier- und Pflanzenforschung, Modellierung sowie Biodiversität. So ermöglicht das Programm einem topausgebildeten afrikanischen Nachwuchs, sich über das eigene universitäre Umfeld hinaus international zu vernetzen, um für die jeweils eigene Region angewandte Forschung zu betreiben. Im Fall von Dr. Lydia M. Chabala, Dozentin an der University of Zambia in Lusaka, ist dieser Plan aufgegangen: „Das Stipendium hat mir die einmalige Gelegenheit geboten, mit Kolleginnen und Kollegen in Afrika und Deutschland zusammenzuarbeiten, die ähnliche Forschungsinteressen haben, und mich mit ihnen auszutauschen.“ Als Alumna hilft sie inzwischen anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Globalen Süden, mit Ansätzen und Methoden auf höchstem Niveau Lösungen für dringende Bedürfnisse in Afrika zu finden. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Kakao-Anbaumethoden, die eine höhere Dürretoleranz ermöglichen.
Forscht gefördert von MOPGA-GRI am Institut für Meteorologie und Klimaforschung Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) am KIT-Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen: der Geoökologe und Agrarwissenschaftler Dr. Clemens Scheer.
Den Klimawandel und dessen Auswirkungen verstehen
Um optimierte Anbaumethoden geht es auch Dr. Clemens Scheer. Zweck seines aktuellen Forschungsprojekts ist es, Strategien zu entwickeln, wie sich mehr Nahrungsmittel zu geringeren Umweltkosten produzieren lassen. Viele Jahre hat der deutsche Geoökologe und Agrarwissenschaftler dieses Forschungsziel an Universitäten in Australien verfolgt. Über das vom BMBF mitfinanzierte deutsch-französische Forschungsinitiative „Make Our Planet Great Again – German Research Initiative“ (MOPGA-GRI) ist er 2019 nach Deutschland zurückgekommen – konkret an das Institut für Meteorologie und Klimaforschung Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) am KIT-Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen. Das Programm war speziell auf deutsche beziehungsweise französische Forscherinnen und Forscher ausgerichtet, die zum Zeitpunkt der Antragstellung länger als zwei Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hatten. „Es war eine einmalige Gelegenheit, meine Forschungsinteressen an einer Topuniversität in Deutschland weiterzuverfolgen und zudem ein eigenes Forschungsteam aufzubauen“, sagt Scheer.
Kern der MOPGA-GRI-Projekte ist es unter anderem, den Klimawandel und dessen Folgen besser zu verstehen. Scheer und sein fünfköpfiges Team verfolgen einen integrierten Forschungsansatz. Sie betreiben einerseits eigene Prozess- und Feldstudien und nutzen andererseits weltweite Beobachtungsdaten zur Entwicklung und Validierung von Prozessmodellen. „Wir bauen eine globale Datenbank zu Umsetzungsprozessen in Böden auf und können auf dieser Basis später verschiedene Simulationen für bestimmte Orte und Regionen vornehmen“, erklärt der Wissenschaftler.
Kooperationen weltweit
MOPGA-GRI und climapAfrica sind längst nicht die einzigen DAAD-Programme mit dem Ziel, die Klimaforschung zu stärken. Auch die folgenden Projekte drehen sich um globale und international besetzte Forschungsaktivitäten:
- Das vom Auswärtigen Amt (AA) unterstützte westafrikanisch-deutsche Netzwerk „Promoting Academic Capacities for Sustainable Agricultural Resources Use in West Africa“ (Pro-RUWA) ist darauf fokussiert, eine neue Generation regional und international ausgebildeter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Verwalterinnen und Verwalter in Westafrika auszubilden.
- Die vier Globalen Zentren für Klima und Umwelt bearbeiten Forschungsfragen wie die Reduktion klimaschädlicher Treibhausgasse, die Förderung einer klimafreundlichen Wirtschaft oder die Anpassung an die Folgen des Klimawandels aus unterschiedlicher fachlicher und transnationaler Perspektive. Auch diese Förderung erfolgt aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA).
- Das vom BMBF geförderte Programm „Partnerschaften für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika – Maßnahmen für Forschung und integrierte postgraduale Aus- und Fortbildung“ fördert Kooperationen von deutschen Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit afrikanischen Partnern.
- Im Rahmen des Erasmus+ Impact Projekts „Intelligent marine Systems“ geht es um Meeresrobotik. Sieben Universitäten aus Deutschland, Kroatien, Portugal, Spanien, Griechenland und Estland bilden Meeresforscherinnen und -forscher aus und entwickeln neue Tools, die genauere Angaben zu klimabedingten Veränderungen der Meere und Ozeane ermöglichen.
Melanie Rübartsch (21. September 2022)