„Meine Zeit als DAAD-Stipendiat hat mein ganzes Leben geprägt“
ECHR-CEDH Council of Europe
Betont die herausragende Rolle, die der DAAD in der internationalen Wissenschaftskooperation spielt: Prof. Dr. Dr. h.c. Lado Chanturia, Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
Was ihnen ihre Förderung durch den DAAD bedeutet, haben viele DAAD-Alumnae und -Alumni seit Anfang Juli unter #IgotFundedByDAAD auf Twitter geteilt. Ein DAAD-Alumnus hatte den Hashtag initiiert, inzwischen finden sich dort dazu mehr als 1.800 Tweets. In ausführlicheren Statements bringen ehemalige Geförderte nun in einer DAAD-Aktuell-Serie genau dies zum Ausdruck: wie ein Stipendium des DAAD ihren Berufs- und Lebensweg beeinflusst hat, aber auch, welche Rolle der DAAD als Förderorganisation im Kontext des internationalen wissenschaftlichen Austauschs einnimmt. Lesen Sie hier einen Beitrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Lado Chanturia, Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und Professor an der Ivane Javakhishvili Staatsuniversität Tiflis, Georgien.
Meine erste Begegnung mit Deutschland ist untrennbar und unvergesslich mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst verbunden. Als DAAD-Stipendiat kam ich im Jahr 1991 nach Göttingen. Die Zeit, die ich zuerst am Goethe-Institut und anschließend an der juristischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen verbringen durfte, hat mein ganzes Leben nachhaltig geprägt. Die hier erworbenen Kenntnisse des deutschen Rechts und der deutschen Rechtswissenschaft sowie der Rechtskultur haben sich als fruchtbarer Boden für die deutsch-georgische Zusammenarbeit im Bereich der Rechtsreform in Georgien erwiesen und zur Entstehung der neuen Rechtsordnung Georgiens wesentlich beigetragen. Als das aus der kommunistischen Herrschaft frei und unabhängig gewordene Land ein neues Recht brauchte, fiel die Entscheidung zugunsten des deutschen Rechts. Ich hatte die Ehre, diesen historisch einmaligen Prozess der Rechtstransformation zusammen mit meinen deutschen und georgischen Kolleginnen und Kollegen mitgestalten zu können.
Dank des DAAD und seiner Stipendien ist eine neue Generation georgischer Juristinnen und Juristen herangewachsen, die nach erfolgreichem Studium oder Promotionen an deutschen Universitäten die georgische Rechtskultur fortentwickelt und ihre Europäisierung ins Leben gerufen haben. Es ist keine Überraschung mehr, dass in Georgien die Juraprofessorinnen und -professoren nahezu mehrheitlich deutschsprachig sind. Auch in der Politik, der Wirtschaft und der Kultur sind die durch den DAAD geförderten Personen federführend. Die vom DAAD unterstützte Kooperation zwischen deutschen und georgischen Universitäten trägt maßgeblich dazu bei, dass die deutsche Rechtskultur in Georgien stark präsent ist und ihr eine Vorbildfunktion zukommt. Die Wichtigkeit dieser Kooperation ist nicht genug zu betonen.
Von 2011 bis 2014 hatte ich das Glück, als DAAD-Gastdozent am Institut für Osteuropäisches Recht der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu forschen und gleichzeitig Ergebnisse meiner langjährigen Forschung und Arbeit den Studierenden, unter ihnen auch DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten, zu vermitteln. In seinem Buch „The German Genius“ beschreibt Peter Watson eindrucksvoll den deutschen Beitrag zur Weltgeschichte, vor allem aber zur Weltwissenschaft. Ich würde gerne den DAAD-Beitrag zur Internationalisierung, Globalisierung und Popularisierung der deutschen Wissenschaft in der Welt dazunehmen – so wertvoll sind seine Verdienste in der internationalen Wissenschaftsförderung. Nicht zuletzt dank der Arbeit des DAAD hat Deutschland weltweit unzählige Freundinnen und Freunde, die in ihren jeweiligen Ländern mit besonderer Begeisterung an ihre Zeit als DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten zurückdenken. Es ist auch mir eine große Freude, Mitglied der großen DAAD-Familie zu sein und zu wissen, welch unersetzliche Rolle der DAAD in meinem Leben gespielt hat.
Lado Chanturia (21. Oktober 2022)
Zur Person
Prof. Dr. Dr. h.c. Lado Chanturia ist seit 2018 Richter für Georgien am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und seit 1995 Professor für Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Juristischen Fakultät der Staatsuniversität Tiflis, Georgien. Von 2014 bis 2018 war er Botschafter Georgiens in der Bundesrepublik Deutschland.
Als DAAD-Gastdozent lehrte Lado Chanturia von 2011 bis 2013 an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, nachdem er von 2004 bis 2011 zunächst als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung, am MPI für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg, später an der Universität Bremen und zuletzt für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig gewesen war. Zuvor amtierte Lado Chanturia als Präsident des Obersten Gerichts von Georgien (1999–2004) und als Justizminister Georgiens (1998–99).