Fatimata, Senegal

UNHCR/Antoine Tardy

Fatimata, 41 Jahre alt, kam im April 1989 im Alter von 13 Jahren mit ihren Eltern und vielen Geschwistern in den Senegal. Ihre Familie stammt aus Guidimakha, eine Region in Süd-Mauretanien mit Grenze zum Senegal.

Die Familie verbrachte zwei Monate in Dakar und anschließend sechs Monate in Thies, bevor sie weiter nördlich nach Dagana umgesiedelt wurden. Dort verbrachten sie zwei Jahre. Fatimata hatte nicht die Möglichkeit in der Schule zu lernen. Es waren ihre Eltern, beide Lehrer, die ihren Kindern Unterricht erteilten. Fatimata hingegen unterrichtete Grundschüler.

Erst 1992 kehrte sie selbst in die Schule zurück. Damals war sie 15 Jahre alt und begann wieder in der fünften Klasse. Fatimata verdankt diese Chance einem Senegalesen, der eine Privatschule unterhielt – „ein guter Samariter“, in seinen eigenen Worten. Fatimata bezahlte die Schulgebühren mit einem Teil des Essens, welches vom UNHCR verteilt wurde. Sie sprach zwar Französisch, musste jedoch Wolof, Senegals bedeutendste indigene Sprache, lernen.

"Ich wurde oft in den Hintergrund geschoben, weil ich keine senegalesischen Papiere habe. Dies verursacht bis heute Probleme in meinem Berufsleben."

Durch das Stipendium der Deutschen Akademischen Flüchtlingsinitiative Albert Einstein (DAFI) konnte sich Fatima später an der National School of Economics (ENEA) einschreiben. 2005 beendete sie ihr Studium erfolgreich mit einem diplôme d'études supérieures spécialisées (DESS) in Territorial Planning. „In meinen Kursen gab es Studierende aus 14 verschiedenen Ländern. Ich verstand mich mit allen gut und konnte Spannungen reduzieren, indem ich die Rolle des Vermittlers übernahm.“ 

Nach ihrem Abschluss bekam Fatimata aufgrund ihrer Kenntnisse im Bereich neuer landwirtschaftlicher und umweltbewusster Technologien ein Jobangebot einer amerikanischen NGO. Fatimata jonglierte für zwei Jahre Studium und Arbeitsleben. Damit sie am Unterricht teilnehmen konnte, besuchte sie Abendschulen und Veranstaltungen, welche am Wochenende angeboten wurden. 

Sie wechselte mehrfach ihren Beruf und den Arbeitgeber. Während dieser Zeit war sie sogar zwei Jahre als Consultant in Mali tätig und übernahm zunehmend hohe Verantwortung. Jedoch war sie stets durch die Tatsache eingeschränkt, dass sie keine senegalesischen Papiere besitzt. Bis vor Kurzem arbeitete Fatimata für eine italienisch-senegalesische Landwirtschaftsfirma, in der sie für Umwelt und nachhaltige Entwicklung zuständig war. Heute arbeitet sie dort nicht mehr und sie ist auf der Suche nach einer neuen Anstellung.

"Alle meine Schwestern und Brüder hatten eine Hochschulausbildung. Unser Vater erzählte uns immer, dass er nichts von „Heiraten“ hören wollte, solange wir nicht über einen Bachelorabschluss verfügten. Er vermittelte meinen Schwestern und mir, dass wir unsere Familie nur unterstützen können, wenn wir einen Job haben."

Hintergrundinformation:
1989 brach in Mauretanien ein ethnischer Konflikt aus, der zur Vertreibung und zur Flucht von mehr als 45.000 Menschen führte. Die Geflüchteten begaben sich hauptsächlich in die Valley-Region im Norden des Senegals. Zwanzig Jahre später entschieden sich zwischen dem 27. Januar 2008 und dem 25. März 2012, im Rahmen des UNHCR-Rückführungsprogramms, rund 24.000 Flüchtlinge nach Mauretanien zurückzukehren. Weitere 14.000 Flüchtlinge ziehen es vor, als Teil einer lokalen Integration, im Senegal zu bleiben.



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