Deutschland braucht akademisch und beruflich qualifizierte Fachkräfte

Neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Kommende Woche tritt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) begrüßt das Gesetz, warnt jedoch vor einer Verengung der Debatte rein auf Fachkräfte mit qualifizierter Berufsausbildung. Beim Thema Fachkräfte müsste der internationale akademische Nachwuchs stets mitgedacht werden.

„Für uns ist es ganz klar, dass Deutschlands Wirtschaft und Wissenschaft beides braucht: akademisch und beruflich qualifizierte Fachkräfte aus Staaten außerhalb der EU“, so DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee in Bonn. Gerade für Deutschland als Wissenschaftsstandort seien internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler absolut unerlässlich. Es sei daher sehr erfreulich, dass mit dem neuen Gesetz die vor mehr als zehn Jahren bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen begonnene rechtliche Liberalisierung bei Einwanderung und Aufenthalt fortgesetzt werde. Dies würde nun auf beruflich Qualifizierte aus Drittstaaten übertragen. Es sei sehr begrüßenswert, dass es hierbei zu keiner Verschlechterung der günstigen Regelungen für angehende Akademikerinnen und Akademiker komme.

„Einen Punkt aber sollten wir auch mit dem neuen Gesetz nicht aus den Augen verlieren: Für viele Berufe, seien es Ärzte, Ingenieure oder IT-Spezialisten, brauchen wir Fachkräfte mit Hochschulabschluss“, mahnte Joybrato Mukherjee. „Hier sollte die Bundesregierung ansetzen und gemeinsam mit den Ländern und Förderorganisationen Maßnahmen entwickeln, um beispielsweise die hohen Abbruchquoten internationaler Studierender zu verringern und den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu verbessern.“ Die Chancen dafür stünden gut: Studien zufolge käme es für etwa zwei Drittel der internationalen Absolventinnen und Absolventen in Frage, sich beruflich in Deutschland zu orientieren und hier länger zu verbleiben.
 
„Wir als DAAD stehen beim Thema internationale Studierende und Fachkräfte bereit, unsere Mitgliedshochschulen zu unterstützen. Wir sehen gute Möglichkeiten, gerade beim Übergang vom Studium in den Arbeitsmarkt, aber auch beim erfolgreichen Studienstart und der zielgerichteten Begleitung während des Studiums mit passgenauen Förderprogrammen anzusetzen.“ Man stehe dazu mit den Geldgebern des DAAD in regem Austausch. Allerdings müsse auch gelten, dass dauerhaft mehr Betreuung internationaler Studierender an den Hochschulen im Land auch mehr notwendige Personalkapazitäten bedeute. „Die Hochschulen müssen dafür entsprechend ausgestattet werden“, so der DAAD-Präsident.

Hintergrund: Attraktivität und Abbruchquoten

Der DAAD fordert seit längerer Zeit, die hohen Abbruchquoten internationaler Studierender stärker in den Blick zu nehmen. Die Bundesrepublik ist zwar heute ein international attraktiver Studienstandort und jedes Jahr werden über 100.000 Studienanfänger aus dem Ausland neu immatrikuliert. Laut der Zahlen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) brechen aber derzeit rund 45 % der internationalen Bachelorstudierenden und 29 % der Masterstudierenden ihr Studium ab – im Vergleich zu 28 % der deutschen Bachelor- und 19 % der Master-Studierenden.
Der DAAD ist derzeit im Verbundprojekt „Studienerfolg und Studienabbruch bei Bildungsausländern in Deutschland im Bachelor- und Masterstudium“ (SeSaBa) dabei, spezifische Erkenntnisse zur Studiensituation von Bildungsausländern und den Ursachen des Studienabbruchs zu erarbeiten. Projektpartner sind das Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung sowie die FernUniversität Hagen.