Im kalten Wasser freigeschwommen

Stiftung Mercator/Trevor Good

"Al Mercato Forum" der Stiftung Mercator: Politische Kommunikation im Berliner Projektzentrum

Die Kunst der Kommunikation hat Daniela Dibelius in verschiedenen Bereichen kennengelernt: am Theater, im Marketing und speziell im deutsch-französischen Austausch. Heute engagiert sie sich im gesellschaftspolitischen Dialog für die Stiftung Mercator. Ihr Porträt schließt die dreiteilige Serie zu den Karrierewegen von DAAD-Frankreich-Lektoren ab.

Das Projektzentrum der Stiftung Mercator in Berlin versteht sich als „kreativer Ort des gemeinsamen Arbeitens, des Austauschs, des Entwickelns von Ideen und des Debattierens“. Zwölf Organisationen – zum Beispiel das Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg, das Global Climate Forum oder der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration – bilden unter einem Dach eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft, in der über die Themenfelder Integration, Klimawandel und Kulturelle Bildung nachgedacht wird. Dort ist auch die Stiftung Mercator, die ihren Stammsitz in Essen hat, vertreten. Seit 2013 zählt die Kommunikationsmanagerin Daniela Dibelius zu deren Team. Dabei hat sie weder Politologie, Soziologie noch Kommunikationswissenschaften studiert, sondern Theaterwissenschaft, Romanistik und Italianistik. Von den Brettern, die die Welt bedeuten, bis zur gesellschaftspolitischen Denkfabrik ist es für Dibelius nicht weit. „Im Theater geht es immer auch um Kommunikationsstrategien“, erklärt sie bei einem Gespräch im Berliner Café Einstein.

Frankreich lieben gelernt

Bis sie im Think Tank der Stiftung Mercator ankam, führte sie ihr Lebensweg auf zahlreiche andere Positionen – und immer wieder nach Frankreich. Mit dem Nachbarland hatte sie, eher ungewollt, schon als junge Frau Bekanntschaft gemacht. „Meine Eltern haben mich mit vierzehn Jahren zu einer französischen Familie geschickt – obwohl ich noch kein Wort Französisch konnte.“ Derart ins kalte Wasser geworfen zu werden, habe ihr aber nicht geschadet. Jahr für Jahr verbrachte sie fortan die Ferien mit der Austauschfamilie. Und dass sie sich dabei „schwer verliebt“ hatte, war dem Spracherwerb natürlich förderlich. Frankreich blieb fortan im Fokus. Ihre Magisterarbeit schrieb Dibelius über die Inszenierung von Bernard-Marie Koltès „Le Retour au désert“ durch Patrice Chéreau am Pariser Théatre du Rond Point im Jahr 1988. Sie begleitete die gesamte Produktion und erlebte den „sensiblen, fast musikalischen Umgang“ des charismatischen Regisseurs mit den Darstellern. Ziel ihrer Träume wurde das französische Theater.

DAAD-Fachlektorat in Nantes

Daniela Dibelius war Tournee-Leiterin am Theater in Straßburg, Assistentin des Intendanten an der Comédie in Reims, war Dramaturgin und Regisseurin in deutsch-französischen Theaterprojekten, verlor aber Deutschland nicht ganz aus den Augen. In Frankfurt wurde sie Regieassistentin in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss in der Regie von Peter Mussbach. All diese Erfahrungen konnte sie bündeln, als sie 1998 das DAAD-Fachlektorat in Nantes übernahm und dort das „Centre Culturel Franco-Allemand“ leitete. An das Auswahlgespräch in Bonn kann sie sich noch gut erinnern: „Ein tolles Gespräch, die Kommission hatte sich sehr gut vorbereitet.“ In Nantes wurde sie auch Lektorensprecherin und erlebte die Anlaufphase der „Fédération des Maisons Franco-Allemandes“ mit, die ein Jahr zuvor aus der Taufe gehoben worden war. In Nantes wurden aber auch Erinnerungen wach – schließlich hatte sie hier einen Teil ihres Studiums absolviert, gefördert durch das DAAD-Romanistenprogramm. Danach bog Dibelius auf der Karrierespur in Richtung Projektmanagement ab: Von Nantes ging es ins westfälische Gütersloh („ein kleiner Kulturschock“) zur Bertelsmann Stiftung, dann ans Deutsche Museum nach München und weiter als Strategieberaterin an die Staatsoper Unter den Linden nach Berlin. In der Hauptstadt gründete sie zudem die Marketingagentur „phoibos Strategie“.

Nachdenken über Europa

„Europa – Traum und Wirklichkeit“, unter diesem Titel trafen sich Anfang Mai rund 60 europäische Schriftsteller in Berlin. Der Auftakt dazu fand in den Räumen des Projektzentrums der Stiftung Mercator statt, organisiert vom Team der Stiftung. Und in Kürze wird man im Rahmen des dritten „Al Mercato Forum“ über „Neue politische Kommunikation in Europa“ diskutieren. Nachdenken über Europa, für Daniela Dibelius jetzt Teil ihres Jobs. Eines ist für sie dabei klar: Die deutsch-französische Allianz sollte stets „im Fokus“ bleiben: „Wie dieses ungleiche Paar miteinander umgeht, das war und bleibt Modell für Europa.“

Mathias Nofze (2. Juni 2014)