''Ein Lächeln ist hier einfach zu haben''

privat

2013 wurde der DAAD von der Universidade Pedagógica als langjähriger Partner ausgezeichnet

Im Land der Freundlichkeit: Susanne Jahn unterrichtet seit zwei Jahren in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo Soziologie und Deutsch als Fremdsprache. Ihre Eindrücke reichen von einer äußerst unsanften Begrüßung über die große Fröhlichkeit und Feierlust der Einheimischen bis zu der anspruchsvollen Aufgabe, akademische Pionierarbeit zu leisten.

Susanne Jahn erinnert sich noch genau an den ersten Mosambikaner, den sie im Alter von zehn Jahren zu Gesicht bekam. Weil die DDR ausgezeichnete Beziehungen zu dem afrikanischen Land unterhielt, besuchte Präsident Samora Machel ihre Heimatstadt Halle an der Saale. Nach der deutschen Wiedervereinigung führte ihr Erasmus-Jahr Susanne Jahn ins portugiesische Coimbra, wo sie später DAAD-Lektorin wurde. „Von dort aus war es wenigstens gedanklich kein weiter Weg mehr nach Mosambik“, erzählt sie. Und das nicht nur, weil die Amtssprache in der seit 1975 unabhängigen Republik Portugiesisch ist: „Die Hauptstadt Maputo hat durch die Kolonialzeit eine sehr portugiesisch geprägte Architektur, schöne Avenidas – und guten Kaffee.“

Studiengang Deutsch geplant

Susanne Jahn hatte ihr DAAD-Lektorat im Jahr 2012 kaum angetreten, als sie auch die gefährliche Seite Maputos kennenlernte: Sie wurde mit einem rostigen Messer überfallen. Trotzdem sagt sie: „Mosambik ist ein freundliches Land. Ein Lächeln ist das, was hier am einfachsten zu haben ist. Zudem wird gern gefeiert und eingeladen, die Mosambikaner sind so etwas wie die Latinos unter den Afrikanern.“ Genau wie in Portugal begrüßt man sich mit Küsschen und kommt schnell ins Gespräch, wobei es oft um die Familie oder Rezepte geht.

In ihrer Fakultät an der Universidade Pedagógica ist Jahn inzwischen voll und ganz angekommen. Für ihre Themen muss sie dennoch kämpfen: „Ich hatte erwartet, dass man an der Uni viel interessierter am wissenschaftlichen Austausch sein würde, viel aufgeschlossener und hilfreicher beim Aufbau der Deutschabteilung“, gesteht sie. Jahn unterrichtet Soziologie und gibt Deutschkurse, kümmert sich aber auch um Partnerschaften zwischen Deutschland und zwei mosambikanischen Universitäten, vor allem in den Bereichen Ingenieurwissenschaften und natürliche Ressourcen. „Das Thema Wissenschaft und Wirtschaft ist sehr groß und wird von allen Akteuren, auch der GIZ und der Deutschen Botschaft, aufmerksam umsorgt. Der Austausch und die Zusammenarbeit laufen sehr gut“, sagt sie. Auf Veranstaltungen informiert sie über Stipendien- und Studienmöglichkeiten. Daneben bemüht sie sich um die Implementierung des Studiengangs Deutsch. „Geht alles gut, beginnen wir im kommenden Studienjahr damit“, kündigt sie an.

Wichtige Alumni-Arbeit

DAAD-Alumni spielen für Susanne Jahns Arbeit eine große Rolle, besonders bei der Vermittlung von Kontakten. Alle Mosambikaner, die in der DDR studiert haben, wurden vom DAAD als Alumni übernommen. „Auch die Kontraktarbeiter von damals, man spricht von bis zu 16.000, bilden eine Klientel, die man in die Kulturarbeit unbedingt einbeziehen muss“, erklärt Jahn. „Die Geschichte des DAAD in Mosambik ist kurz; entsprechend lang ist die Agenda der Dinge, die zu tun sind.“ Mit einem Newsletter macht Susanne Jahn auf kulturelle Angebote wie zuletzt „Die Woche der deutschen Sprache“ oder Deutschkurse von ihr und dem Goethe-Institut aufmerksam. Die Lektorin vermittelt auch Sprachtandems zwischen Deutschen und einheimischen Studierenden, damit jene die Sprache nicht nur von Jahn selbst hören.

Dass sie mehrere Jahre in Mosambik weit weg von ihrer Familie und ihren deutschen Freunden verbringt, sieht Jahn entspannt: „Weit weg ist relativ, besonders in Zeiten, in denen man seine Lieben praktisch virtuell ins Wohnzimmer holen kann. Zudem bin ich gerne unterwegs, war es immer, es ist also absolut nichts Neues.“ In Maputo kennt sie durch ihre Arbeit in den unterschiedlichsten Institutionen bereits viele Menschen. Da hält sich das Heimweh nach Deutschland in Grenzen. „Nur der Sternenhimmel ist gänzlich anders“, sagt sie. „Aber da er zu einem Gutteil über dem Indischen Ozean glänzt, kann man sich auch damit abfinden.“

Julia Bähr (19. September 2014)