Brexit-Folgen für die Hochschulzusammenarbeit

DAAD/Karin Pankau

Das Vereinigte Königreich ist am 31. Januar 2020 offiziell aus der Europäischen Union ausgetreten. Mit Großbritannien hat ein wichtiger Partner im Bereich der Hochschul- und Wissenschaftskooperationen die EU verlassen. Was bedeutet der Brexit, was bleibt gleich und was ändert sich? Hierzu drei Fragen an Dr. Stephan Geifes, den neuen Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD.

Herr Geifes, was bedeutet der Austritt Großbritanniens für die Hochschulbeziehungen, insbesondere für Erasmus+?
Die Übereinkunft zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich besagt, dass Großbritannien bis zum Ende der laufenden Programmgeneration an Erasmus+ teilnimmt. Mobilitäten des Aufrufes 2020 sind somit bis 2022, Projekte sogar bis 2023, finanziell abgesichert. Kurz gesagt: Die deutschen Hochschulen können Studierende, Lehrende und Verwaltungspersonal über Erasmus+ erst einmal unverändert auf die Insel senden. Ob man allerdings ab 2021 zusätzlich ein Visum beantragen muss, werden die diesjährigen Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über die Ausgestaltung ihrer gemeinsamen Beziehungen zeigen. Dazu werden wir natürlich zeitnah informieren.

Stephan Geifes neu

DAAD
Dr. Stephan Geifes ist Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD.



Welche Auswirkungen hat der Brexit auf die neue Erasmus+ Programmgeneration, die 2021 beginnt?
Mit dem Vereinigten Königreich ist ein wichtiger Nettozahler aus der EU ausgetreten. Nun werden die Einnahmen und Ausgaben neu verhandelt. Wir sehen aktuell, wie schwierig sich vor diesem Hintergrund die Verhandlungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen gestalten. Das betrifft auch Erasmus+. Konkret werden die von der EU-Kommission und dem Parlament angekündigten Aufwüchse in der avisierten Höhe für Erasmus+ in Frage gestellt. Die Zukunft wird zeigen, wie sich die EU-Kommission, das Europäische Parlament und die Staats- und Regierungschefs einigen.

Wie stehen die Chancen, dass Großbritannien weiterhin an Erasmus+ teilnehmen wird?
Die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien sind entscheidend dafür, ob das Vereinigte Königreich, wie auch andere Nicht-EU-Staaten, ab 2021 weiterhin an Erasmus+ teilhaben wird. Wir wünschen uns ganz klar eine weitere Teilnahme von Großbritannien an Erasmus+! Großbritannien ist ein attraktives Zielland für Studierende aus ganz Europa: für ein Auslandssemester, aber insbesondere auch für Praktika. Für den gemeinsamen Europäischen Hochschulraum sind sowohl die neue Erasmus+ Programmgeneration als auch das Folgeprogramm von Horizon 2020 − Horizon Europe zwei entscheidende Säulen. Aus meiner Sicht sollte eine zukünftige Teilnahme von Großbritannien an diesen beiden Programmen nur zusammen verhandelt werden.

(28. Februar 2019)