„Den Nerv der Hochschulen getroffen“

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Peter Greisler, im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter anderem zuständig für die Internationalisierung der Hochschulen.

Im Interview berichtet Peter Greisler, im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter anderem zuständig für die Internationalisierung der Hochschulen, über die politischen Hintergründe des Programms HAW.International aus Sicht des BMBF.

Ein Jahr HAW.International, die Nachfrage ist ungebrochen und wir erwarten auch in der zweiten Ausschreibungsrunde eine Vielzahl von Anträgen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Überrascht Sie diese positive Resonanz? Was erhofft sich das BMBF vom Programm HAW.International?
Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Programm HAW.International anscheinend den Nerv der Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften getroffen haben. Es zeigt, dass trotz unserer zahlreichen Internationalisierungsbemühungen und dafür aufgelegte Programme sich nicht alle Hochschultypen adäquat angesprochen fühlten. Diese Lücke haben wir nunmehr mit dem Programm HAW.International, das die spezifischen Gegebenheiten der Hochschulen für angewandte Wissenschaften berücksichtigt, geschlossen.

In einer immer globalisierteren Welt spielen internationale Kompetenzen eine immer stärkere Rolle. Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht dabei die Hochschulen für angewandte Wissenschaften? Und wie kann die Politik dabei unterstützen?
Die Zahl der Studierenden an den Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dem tragen wir im BMBF mit unserer übergreifenden Strategie zur Stärkung der FH/HAWs Rechnung. Angesichts der wachsenden Bedeutung der FH/HAWs auch im Hinblick auf immer mehr Absolventinnen und Absolventen, ist die weitere Internationalisierung unseres Erachtens zwingend. Die wichtige regionale Orientierung der FH/HAWs geht Hand in Hand mit ihrer Internationalisierung gerade im Hinblick auf global agierende Unternehmen in Deutschland, bei denen Absolventinnen und Absolventen unserer Hochschulen tätig sind. Die Hochschulen können nun durch das BMBF-finanzierte Programm „Hand in Hand“ bei der Internationalisierung der Unternehmen mitgehen. Darüber hinaus können sich Studierende interkulturelle Kompetenzen aneignen und erweitern.

Das Programm HAW.International soll die Hochschulen für angewandte Wissenschaften international noch besser aufstellen. Welche Vorteile leiten Sie daraus für den Wirtschaftsstandort Deutschland ab?
Das Wissenschaftssystem in Deutschland zeichnet sich durch eine sehr ausdifferenzierte Struktur aus. Neben unseren exzellenten außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Max-Planck-, Leibniz-, Helmholtz- und Fraunhofer-Gesellschaft, sehen wir auch im Hochschulsystem eine starke Ausdifferenzierung von forschungsstarken bis zu anwendungsorientierten Hochschulen. Dies ist meiner Überzeugung nach die große Stärke unseres Wissenschaftssystems, weil wir für jedwede Herausforderung, eine passgenaue institutionelle Aufhängung haben. Die starke Verknüpfung der FH/HAWs mit lokalen, regionalen und nationalen Akteuren der Wirtschaft, ist eine wichtige Facette zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Zudem sind die oftmals anwendungsorientiert forschenden FH/HAW ein wichtiger Teil zur Stärkung des Transfers aus der Wissenschaft in die Wirtschaft.

(8. Juni 2020)