HAW.Dialog: Studentische Start-ups internationalisieren

Hochschule Wismar/Kerstin Baldauf

Das Team der Gründerberater und Start-up-Coaches mit Dr. Hartmut Domröse (li.) bei der Eröffnung des StartUpYard an der Hochschule Wismar – ein Best-Practice-Beispiel beim HAW.Dialog des DAAD.

Auf der jüngsten DAAD-Dialogveranstaltung zur Internationalisierung der Lehre an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen ging es um die länderübergreifende Vernetzung von Studierenden, die Start-ups gegründet haben. Auch Best-Practice-Beispiele wurden vorgestellt. 

Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Fachhochschulen (FH) profitieren in der Regel von einem starken Praxisbezug. Oft gibt es Angebote, um Unternehmensgründungen noch während des Studiums zu erleichtern. Für die jüngste HAW.Dialog-Veranstaltung des DAAD stand aber noch ein anderer Aspekt im Fokus: „Wir wollten herausfinden, inwieweit Internationalisierung an den Hochschulen hierbei mitgedacht wird“, erklärt Nicole Ohlemüller, Leiterin des Referats Internationalisierung digital, Fachhochschulen/HAW im DAAD. „Dieser Aspekt ist vielen Transferstellen wie den Gründungsbüros unserer Erfahrung nach noch nicht so bewusst, sollte aber ein strategisches Thema werden. Das haben sich auch die Teilnehmenden beim HAW.Dialog gewünscht.“

Vorbereitet auf eine globalisierte Welt
Insgesamt 20 Vertreterinnen und Vertreter von elf HAW/FH sowie von Praxispartnern und dem DAAD diskutierten die Notwendigkeit der stärkeren internationalen Vernetzung und Ausrichtung. Das sei für die Studierenden enorm wichtig, so Nicole Ohlemüller, „weil hiesige Firmen nicht mehr nur in Deutschland agieren. In einer globalisierten Welt sind auch deutsche Firmen dazu angehalten, ihre Fühler auf dem internationalen Markt auszustrecken. Und dafür braucht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die international denken und Offenheit für andere Kulturen mitbringen.“ 

Rechtliche Hürden senken
Auf der HAW.Dialog-Veranstaltung haben die Teilnehmenden auch offen darüber gesprochen, wo noch Optimierungsbedarf herrscht: „Dabei kamen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Sprache, die gerade für grenzübergreifende Gründungen eine hohe Hürde darstellen“, verdeutlicht Katrin Fohmann, Leiterin des Referats Strategieentwicklung und Hochschulpolitik im DAAD. „Die Fachhochschulen stehen unter anderem vor der Herausforderung, ihren regionalen Fokus mit einer internationalen Perspektive zu koppeln. Mit Formaten wie dem HAW-Dialog bieten wir als DAAD eine Plattform für den regelmäßigen Austausch von Hochschulen und Praxispartnern zu solchen und anderen Themen.“ 

Der internationale Aspekt sowie eine stärkere Vernetzung mit der Wirtschaft soll gerade auch bei studentischen Gründungsprojekten an den Hochschulen stärker implementiert werden. Beim HAW.Dialog-Event stellten die Hochschulen einige Projekte und Initiativen vor. DAAD Aktuell präsentiert drei Praxisbeispiele:

Praxisbeispiel 1: StartUpYard 
Die Ideenwerkstatt Hochschule Wismar ist eine sinnvolle Ergänzung des schon länger bestehenden Gründungsbüros. Hier berät Dr. Hartmut Domröse im Team der Gründerberater und Start-up-Coaches alle Studierenden, die eigene Geschäftsideen verwirklichen wollen: „Unser interdisziplinärer StartUpYard ist ein Gebäude, in dem wir das Entstehen von Prototypen fördern wollen, egal, ob es sich um gegenständliche oder programmierte Prototypen handelt.“ Dabei können die Studierenden spezielle Software und Maschinen nutzen. Die Motivation liegt aber auch in der Idee, alle Start-up-Interessierten zusammenzubringen, um die Vernetzung zu fördern: „Wir hoffen, dass sich Studierende unterschiedlicher Fachbereiche gegenseitig über die Schulter gucken und sich in ihren Fähigkeiten ergänzen und unterstützen“, so Domröse. „So ergeben sich vielleicht Kooperationen bei den Gründungsvorhaben.“ Hier schwingt auch der internationale Gedanke mit, denn die Hochschule Wismar kooperiert über das vom DAAD geförderte Programm CEPU („Collaboration for Entrepreneurial Universities“) mit zwei Universitäten in Kenia. „Sobald es wieder möglich ist, wollen wir kenianische Studierende nach Wismar einladen und sie mit unseren Gründerinnen und Gründern im StartUpYard zusammenbringen.“

Praxisbeispiel 2: ZEUS
Einen wirkungsvollen Austausch zwischen Hochschule und Wirtschaft hat das 2020 gestartete Projekt ZEUS von der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart erreicht. ZEUS steht für „Zielgruppenorientiertes Entrepreneurship-Unternehmensinnovations-Seminar“. Hierbei ging es darum, Unternehmen, die in den Bereichen Druck, Verpackung und Medien tätig sind, in Workshops mit Start-up-Methoden zu unterstützen und auf diese Weise traditionelle Managerinnen und Manager mit Studierenden zusammenzubringen. „Das Besondere an unserem Projekt war, dass sich die Druckbranche und die Hochschule der Medien über das Thema ,Start-ups und Innovation’ wirklich nähergekommen sind und uns dies auch dazu motiviert hat, in Zukunft ähnlich gelagerte Projekte zu realisieren“, erklärt Violetta Fasulo, Head of International Entrepreneurship Projects bei der HdM Stuttgart. 

Praxisbeispiel 3: PUSH.GR
PUSH.GR steht für „Plattform für Unternehmer*innen sowie Studierende der Hochschulen der Großregion“. Hierfür haben sich zwölf Unternehmen und Hochschulen aus Lothringen, Luxemburg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz sowie der Region Wallonie zusammengeschlossen mit dem Ziel, „innovative Unternehmensgründungen voranzutreiben“. Ein wichtiger Projektpartner aus Deutschland ist die Hochschule Trier, die mit einem eigenen Career Service schon über viel Erfahrung mit studentischen Unternehmensgründungen verfügt. „Wir unterstützen Studierende beim Erstellen eines Business Plans sowie bei Fragen zu Steuern und Recht, gerade auch unter dem Blickwinkel, wie sich diese Aspekte bei einer länderübergreifenden Kooperation verhalten“, erklärt Dietmar Bier, der den Career Service und das Gründungsbüro leitet. „Auf unserer Plattform können sich Studierende aus den beteiligten Ländern untereinander austauschen. Dabei geht es uns nicht nur darum, Lust zu machen aufs Gründen, sondern wir wollen auch einen grenzübergreifenden Technologietransfer erreichen. Wenn zum Beispiel jemand aus Frankreich in Deutschland gründen möchte, kann er auf unser Netzwerk zurückgreifen, und wir helfen dabei, in Trier und der Region nach einem entsprechenden Partner zu suchen.“ Auch erfolgreiche Gründerinnen und Gründer, die der Hochschule Trier entstammen, lassen Studierende als Keynote-Speaker an ihren Erfahrungen teilhaben, wie etwa Verena Hubertz. Mit ihrer Rezept-Plattform „Kitchen Stories“ hat sie ein erfolgreiches Start-up aufgebaut, dessen Wert auf 20 Millionen Euro geschätzt wird. Bei der Bundestagswahl errang Verena Hubertz ein Direktmandat in Trier. Als Bundestagsabgeordnete möchte sie das Thema Start-ups und Gründen nun stärker in die Politik tragen. 

HAW.Dialog: Studentische Start-ups internationalisieren

Benjamin Jenak

Verena Hubertz baute die erfolgreiche Rezept-Plattform „Kitchen Stories“ auf. Als Keynote-Speakerin bei PUSH.GR ermutigt sie andere zum Gründen von Start-ups.

Klaus Rathje (12. Oktober 2021)