Vietnam unterstützt Deutschland im Kampf gegen COVID-19
DAAD/Jörg Sänger
Übergabe von 1.000 Schutzmasken an den DAAD in Bonn: Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland (r.) mit Spenderin und DAAD-Alumna Thi Minh Chau Bui.
Die akademischen Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam sind traditionell eng. Viele DAAD-Alumni erinnern sich gerne an ihre Studienzeit in Deutschland und möchten ihr Gastland in der Coronakrise unterstützen. DAAD-Alumna Thi Minh Chau Bui überreichte Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland heute in Bonn 1.000 Schutzmasken, zuvor hatten 450 vietnamesische Deutschland-Alumni 5.000 Masken gespendet. Bereits im April stellte das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung in Hanoi der Universität Tübingen 6.000 Abstrichröhrchen für eine klinische Studie zur Entwicklung eines Medikaments gegen das Coronavirus zur Verfügung.
Die Vietnamesin Thi Minh Chau Bui absolvierte von 2012 bis 2014 ein Masterstudium in Development Management an der Ruhr-Universität Bochum. Als Teilnehmerin aus einem Schwellenland erhielt sie im Rahmen des EPOS-Programms des DAAD ein Individualstipendium für entwicklungsbezogene Postgraduiertenstudiengänge an einer deutschen Hochschule. Das sei ein Wendepunkt in ihrem Leben gewesen, sagt die heute 32-Jährige, die inzwischen als Projektmanagerin am Gustav-Stresemann-Institut in Bonn arbeitet. Sie spendete dem DAAD in der Corona-Krise 1.000 wiederverwendbare und waschbare Masken, die in Vietnam produziert wurden. Ihre Spende übergab sie heute persönlich an DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. „Ich werde dem DAAD immer dankbar für diese Förderung sein, die es mir ermöglichte, in Deutschland einen Masterabschluss zu erwerben. Die 1.000 Masken sind daher nur eine kleine Geste, um meine tiefe Dankbarkeit gegenüber dem DAAD auszudrücken“, so die Alumna.
450 Deutschland-Alumni spenden 5.000 Masken
Im aktuellen Kampf gegen Covid-19 ist Vietnam inzwischen sehr erfolgreich und verzeichnet seit Wochen keine Neuansteckungen mehr. Die Nachrichten von der Coronakrise in Deutschland sowie fehlende Mund-Nase-Masken oder Schutzanzüge versetzten jedoch viele vietnamesische Deutschland-Alumni in Sorge – und sie wollten helfen. DAAD-Alumni Prof. Nguyen The Hoang, Vizedirektor des Zentralen Militärkrankenhauses 108 in Hanoi, und Dr. Nguyen Phuc Hien, Rektor des Campus der Foreign Trade University in Quang Ninh, starteten deshalb eine Spendenaktion unter den Deutschland-Alumni, bei der umgerechnet rund 12.000 Euro zusammenkamen. 450 Alumni wollten damit laut Spendenaufruf ihre Dankbarkeit für „eine gute und unvergessliche Zeit mit Studium und Forschung in Deutschland“ sowie ihre „Anteilnahme für das deutsche Volk” ausdrücken. So konnte Dr. Pham Manh Cuong vom Regierungsbüro Vietnam Anfang Mai dem deutschen Botschafter in Vietnam Dr. Guido Hildner und DAAD-Außenstellenleiter Stefan Hase-Bergen 5.000 Masken überreichen. Sie werden der sächsischen Landesregierung zur Verfügung gestellt, die auch die Transportkosten trägt.
Offizielle Übergabezeremonie in Hanoi: Dr. Pham Manh Cuong vom Regierungsbüro Vietnam überreicht dem deutschen Botschafter in Vietnam, Dr. Guido Hildner, sowie dem Leiter der DAAD-Außenstelle in Hanoi, Stefan Hase-Bergen, am 7. Mai 2020 5.000 Masken.
6.000 Abstrichröhrchen für klinische Studie in Deutschland
Anfang April hatte die Universität Tübingen im Verbund mit den Universitäten Hamburg und Stuttgart eine klinische Studie für den Test eines Medikaments gegen das Coronavirus gestartet. Allerdings waren zur Durchführung der Studie Abstrichröhrchen notwendig, die in Deutschland nicht in ausreichender Menge erhältlich waren. Hilfe kam aus Vietnam: Das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung (VG-CARE) in Hanoi stellte zu diesem Zweck 6.000 Röhrchen zur Verfügung, die kurzfristig nach Tübingen gebracht werden konnten. Das am Militärkrankenhaus 108 in Hanoi angesiedelte Zentrum VG-CARE befasst sich mit klinischer Forschung zu bakteriellen, viralen und parasitären Infektionen (Virushepatitis, virale/bakterielle Meningitis/Enzephalitis, Dengue-Fieber, Malaria, Atemwegs- und Durchfallerkrankungen).
Erfolgreiche wissenschaftliche Zusammenarbeit
Das Institut für Tropenmedizin der Eberhard Karls Universität Tübingen und das Militärkrankenhaus 108 kooperieren seit mehr als 20 Jahren in diesem Bereich. Auf Grundlage der langjährigen Zusammenarbeit entstand im Januar 2018 die unabhängige, gemeinnützige Einrichtung VG-CARE. Seit 2015 fördert der DAAD die Kooperation beider Partner durch sein Programm „Partnerschaften für den Gesundheitssektor in Entwicklungsländern“ (PAGEL). Diese Förderung bildet eine wesentliche Grundlage für den Aufbau und die Entwicklung von VG-CARE. „VG-CARE ist eines der erfolgreichsten Projekte der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam“, betont Stefan Hase-Bergen, Leiter der DAAD-Außenstelle Hanoi. „Die langjährige Zusammenarbeit hat mehr als 50 gemeinsame Publikationen, viele in Tübingen ausgebildete und promovierte vietnamesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Expertenseminare und Sommerschulen in Hanoi sowie Winterschulen in Tübingen hervorgebracht.“
Nach geglücktem Transport in Tübingen (v.l.n.r.): MD Bui Van Long (Militärkrankenhaus 108 / VG-CARE, Hanoi), Dr. Carsten Köhler (Institut für Tropenmedizin - Universität Tübingen), Prof. Dr. Peter Kremsner (Direktor des Instituts für Tropenmedizin), Prof. Dr. Thirumalaisamy P. Velavan (Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin und deutscher VG-CARE-Direktor).
Globale Vernetzung in Wissenschaft und Forschung
Treibende Kräfte der Zusammenarbeit sind auf deutscher Seite Prof. Dr. Thirumalaisamy P. Velavan, Gruppenleiter am Institut für Tropenmedizin in Tübingen und deutscher VG-CARE-Direktor, sowie auf vietnamesischer Seite DAAD-Alumnus Dr. Le Huu Song, stellvertretender Direktor des Militärkrankenhauses 108 und vietnamesischer VG-CARE-Direktor. Beide verfolgen das Ziel, den Internationalisierungsprozess in Wissenschaft und Forschung durch globale Vernetzung nachhaltig zu gestalten und sind auf die Kooperation bei der Studie sehr stolz. So sagt Prof. Dr. Thirumalaisamy P. Velavan: „Bei dieser klinischen Studie handelt es sich um eine plazebokontrollierte Studie an COVID-19-Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung in Deutschland zur Beurteilung der virologischen Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit des Wirkstoffs Hydroxychloroquin, und ich freue mich über die Unterstützung aus Vietnam.“ Durch die Zusammenarbeit erhofft sich auch Dr. Le Huu Song wichtige Schritte: „COVID-19 ist derzeit ein schreckliches Problem in der Welt. Viele forschen, um die Menschheit zu schützen. Wir sind daher sehr froh, dass unsere Kolleginnen und Kollegen ein neues Projekt zur Behandlung der Krankheit durchführen, und ich hoffe, dass es erfolgreich sein wird und die Medikamente in den nächsten Phasen getestet werden können.“
Zentrale Plattform für klinische Studien
Vietnam ist mit seinen etwa 96 Millionen Einwohnern in tropischem Klima ein Hotspot für zahlreiche Infektionskrankheiten. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurde im Rahmen von VG-CARE das Vietnamesisch-Deutsche Exzellenzzentrum (VG-EXCEL) als Zentrum für klinische Forschung im Bereich von Infektionskrankheiten in Vietnam und der ASEAN-Region etabliert. Das Zentrum wird zu einer zentralen Plattform für klinische Studien verschiedener deutscher und vietnamesischer, aber auch internationaler Institutionen ausgebaut. Gefördert durch den DAAD, das BMBF, die Universität Tübingen, das Militärkrankenhaus 108, die National Foundation for Science and Technology Development (NAFOSTED) und das Vietnamesische Ministerium für Wissenschaft und Technology (MoST), führt es verschiedene Forschungsprojekte durch.
Mit den Abstrichröhrchen führt die Universität Tübingen gemeinsam mit den Universitäten Hamburg und Stuttgart eine klinische Studie für den Test eines Medikaments gegen das Corona-Virus durch.
Großes Netzwerk vietnamesischer Alumni
Die akademischen Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland, aber auch andere Bereiche der Zusammenarbeit beider Länder, beruhen oft auf den guten Kontakten vietnamesischer Alumni mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Deutschland. Insbesondere die engen Beziehungen Vietnams zur früheren DDR, aber auch die 45 Jahre währenden diplomatischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland mit Vietnam haben zu einem großen Netzwerk von einigen tausend vietnamesischen Deutschland-Alumni geführt. Der DAAD arbeitet eng mit den vietnamesischen Alumni zusammen und unterstützt sie durch ein vielfältiges Programmangebot.
Stefan Hase-Bergen/Britta Hecker/Barbara Westfeld (13. Mai 2020)