Auf Entdeckungsreise in Vietnam für potenzielle Hochschulkooperationen
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Hochschulpartner Vietnam: Die Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden steht für den wirtschaftlichen Aufschwung des südostasiatischen Landes.
Beratung, Informationsmaterial, Seminare – im Rahmen seines neuen Programms HAW.International bietet der DAAD Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Fachhochschulen (FH) breite Unterstützung bei der Suche nach internationalen Kooperationspartnern. Doch nichts geht über die Partnersuche vor Ort. Dazu organisiert der DAAD programmbegleitend „Fact Finding Missions“ in attraktive potenzielle Partnerländer, wie zum Beispiel Vietnam.
Das Land in Südostasien war im vergangenen Dezember Ziel der ersten Fact Finding Mission des DAAD. Vietnam hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem international anerkannten, aufstrebenden Schwellenland entwickelt und zählt heute wirtschaftlich gesehen zu einem der dynamischsten Länder Asiens. Ein Schlüssel für die weitere erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung liegt insbesondere in der Ausbildung junger Menschen. „Die Reise hat unsere Annahme bestätigt, dass deutsche HAW mit ihrer hohen Praxisorientierung in Vietnam sehr willkommene Partner sind. Sie können vor allem mit einer arbeitsmarktgerechten Lehre, aber auch in der angewandten Forschung wichtige und wertvolle Impulse geben“, sagt Dr. Alexander Au, Leiter des Bereichs „Internationalisierungsprogramme für deutsche Hochschulen“ im DAAD.
Um die Potenziale für Kooperationen auszuloten, besuchten Vertreterinnen und Vertreter von 14 deutschen HAW/FH unter Leitung des DAAD Ende 2019 das Land. Die neuntägige Reise führte von der Hauptstadt Hanoi im Norden mit einem Tagesausflug nach Thai Nguyen über die alte Kaiserstadt Hue sowie die aufstrebende Stadt Danang in die Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden, das wirtschaftliche Zentrum Vietnams. Bei der Reise lernten die Teilnehmenden das vietnamesische Hochschulsystem sowie einzelne Institutionen kennen und konnten Kontakte für künftige Kooperationen knüpfen. „Die Fact Finding Mission ist auf große Resonanz gestoßen. Daher wird das Format in Zukunft fortgeführt. Im Modul D von HAW.International bieten wir weiterhin zahlreiche Begleitangebote zu den Fact Finding Missions an, zum Beispiel die Beratung durch das Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen oder auch die HAW-Seminare der iDA“, berichtet Nicole Ohlemüller, die Leiterin des DAAD-Referats „Internationalisierung digital, Fachhochschulen/HAW“. Dr. Fangfang Xu aus dem DAAD-Referat „Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen“ ergänzt: „Sechs Monate danach hat unser Außenstellenleiter Stefan Hase-Bergen in Hanoi eine kleine Umfrage durchgeführt. Zwölf von 14 beteiligten HAW haben an der Umfrage teilgenommen und zehn von ihnen planen eine Zusammenarbeit mit Vietnam.“ DAAD Aktuell hat vier von ihnen selbst nach ihren Erfahrungen befragt.
Marina Weidner, Leiterin International Office, Hochschule Magdeburg-Stendal
„Jede deutsche Hochschule hatte die Möglichkeit, neun vietnamesische Hochschulen – darunter nationale Institutionen mit zahlreichen Mitgliedshochschulen, regionale Dachhochschulen und Provinzhochschulen – bei persönlichen Treffen kennenzulernen. So konnten wir ein Gespür entwickeln, welche Art für die zukünftige Zusammenarbeit passen würde. Der Austausch fand auf höchster Ebene statt. Nach der Kennenlernrunde konnten sich die Interessenten gegenseitig in kleineren Gruppen austauschen. Hilfreich war, dass der mitreisende DAAD-Vertreter ad hoc zu geeigneten Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten beraten konnte. Nach jedem Besuch gab es mit dem DAAD weitere Briefings und eine Evaluation des Treffens. Das war Gold wert. Ich fand es sehr bereichernd, dass für die Fact Finding Mission Mitglieder aus verschiedenen Hochschulpositionen ausgewählt wurden – International Office, Fachbereiche und Hochschulleitung. Die intensiven Gespräche haben mir geholfen, die Vorgehensweise und Sicht auf eine Zusammenarbeit mit einer vietnamesischen Hochschule aus der anderen Perspektive besser zu verstehen. Nach der Rückkehr wurden alle besuchten Hochschulen evaluiert und die ausgewählten kontaktiert. Dann kam die Pandemie, was die Prioritäten neu ordnete. Allerdings entwickeln sich aktuell Ideen, die wir in der nächsten Zeit angehen wollen. Wir arbeiten gerade an unserer neuen Zielmärkte-Analyse. Auf die daraus selektierten Länder legen wir in Zukunft den Fokus. Vietnam gehört schon jetzt dazu.“
Prof. Dr.-Ing. Thomas Russack, FOM Hochschule für Oekonomie & Management, Essen
„Durch die Fact Finding Mission Vietnam konnten wir unsere Internationalisierungsstrategie weiter vorantreiben und Beziehungen sowohl zu vietnamesischen als auch zu deutschen Hochschulen aufbauen, die offen sind für gemeinsame Kooperationsvorhaben. Vor Ort hatten wir die einmalige Gelegenheit, innerhalb von neun Tagen insgesamt 28 Hochschulen kennenzulernen. Das war möglich aufgrund der hervorragenden Vorbereitung und Organisation des Projektes durch den Leiter der DAAD-Außenstelle Hanoi, Stefan Hase-Bergen, und sein Team. Bei der Identifikation von Kooperationspotenzialen konnten wir individuelle Schwerpunkte setzen. Darüber hinaus erhielten wir umfassende Einblicke in das Hochschulsystem Vietnams und lernten Repräsentantinnen und Repräsentanten deutscher Unternehmen sowie vietnamesische Studierende kennen. Im Anschluss konnte ich bereits tiefer in Kooperationsplanungen mit einer Hochschule in Ho-Chi-Minh-Stadt, der Ton Duc Thang University, einsteigen. Im Vordergrund steht zunächst der Austausch von Dozierenden. Die Umsetzung verzögert sich momentan leider infolge der Corona-Pandemie. Im Anschluss daran könnten wir zum Beispiel einen gemeinsamen Studiengang im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen und Industrie 4.0 entwickeln. So können wir eine längerfristige Zusammenarbeit in der Lehre und der angewandten Forschung etablieren. Da ich die Fact Finding Mission Vietnam als sehr positiv und erkenntnisreich wahrgenommen habe, würde ich gerne wieder an derartigen Reisen teilnehmen und dies auch anderen interessierten Hochschulen empfehlen. Aufgrund der vielfältigen Kontakte und bereitgestellten Informationen besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus kurz- bis mittelfristig Projekte ableiten lassen, die eine Internationalisierung der Hochschulen deutlich erleichtern. Die Kontakte des DAAD in den Ländern vor Ort bieten der einzelnen Hochschule einen Zugang zu Institutionen und Personen, den sie alleine nur sehr schwer oder gar nicht realisieren könnte.“
Dr. Dagmar Diehl, Abteilungsleitung Studium und Lehre, International Office, Technische Hochschule Lübeck
„Wahrlich eine Zeit mit vielen neuen Eindrücken! Die unübersehbare Zahl an Mopeds mit ihrem permanenten Hupen wird mir in Erinnerung bleiben. Es war eine gute Erfahrung, mit einer Gruppe unterwegs zu sein, die sich ausnahmslos gut verstanden hat, und eine beeindruckend gut organisierte Reise. So etwas Perfektes habe ich selten erlebt! Positiv war, dass wir auch Personen aus Handel und Wirtschaft getroffen haben. Eigentlich gab es schon konkrete Ideen, mit denen ich nach Vietnam gefahren bin. Allerdings wurde an meiner Hochschule Corona bereits sehr früh ein Thema, da wir ein großes Programm mit Hochschulen in Shanghai und Hangzhou haben. Dadurch war fast kein Raum mehr, die Vietnam-Eindrücke einem größeren Kreis zu präsentieren und weitere Maßnahmen zu diskutieren. Ab Mitte Mai gingen wir in die Diskussion um eine Antragstellung im Zuge der DAAD-Ausschreibung HAW.International. Hier wollten wir potenzielle vietnamesische Partner ansprechen und in die Antragstellung integrieren. Das wurde in einem Fall zumindest auf der Ebene des Fachbereichs sehr konkret. Anfang Juli kam die unterzeichnete Vereinbarung aus Vietnam. Ich bin zuversichtlich, dass es unsererseits noch weitere Anknüpfungspunkte mit einigen der besuchten Institutionen gibt. Soweit es meine Zeit (und Corona) erlauben, würde ich eine ähnliche Erfahrung auf jeden Fall gerne wiederholen.“
Prof. Dr. Holger Paschedag, Vizepräsident für Studium, Lehre und Internationales, TH Aschaffenburg
„Ein sehr gutes Format. Wir lernten in kompakter Zeit viele Hochschulen und zumindest einige Vertreterinnen und Vertreter kennen und konnten uns einen Eindruck vor Ort machen. Denn wenn ich Studierende dorthin schicke, muss ich wissen, wie die Hochschule ausgestattet ist. Ich habe mir tagsüber Notizen gemacht und sie abends ausgewertet. In Vietnam habe ich großes Interesse an Kooperationen und dem deutschen HAW-Modell verspürt und hatte drei potenziell interessante Standorte ins Auge gefasst. Allerdings stehen wir noch am Anfang. Denn natürlich kann man nicht aus dem Stand vier, fünf Kooperationen ins Leben rufen, die funktionieren. Gerade als kleine Hochschule braucht man die Unterstützung durch Programme wie HAW.International. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der verschiedenen deutschen Hochschulen haben sich untereinander sehr gut verstanden. Ich weiß zu schätzen, dass der DAAD diesen Austausch fördert. Eigentlich wollten wir uns Ende März in Aschaffenburg treffen, um im Detail über Kooperationen zu sprechen. Leider ist das Treffen wegen Corona ausgefallen.“
Peter Nederstigt (28. Juli 2020)
Weiterführende Links
- DAAD: Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen
- DAAD: Außenstelle Hanoi
HAW.International - DAAD Aktuell: „Internationale Erfahrungen sind unersetzlich“
- DAAD Aktuell: Internationalisierung von HAW/FH: Aktueller Stand
- DAAD Aktuell: „Den Nerv der Hochschulen getroffen“
- DAAD Aktuell: Internationalisierung stufenweise anpacken
- DAAD Aktuell: HAW.International lässt Auslandsträume wahr werden
- DAAD Aktuell: Erste Anlaufstelle für die Internationalisierung